

Mittelalterliche Glossen: Unsichtbare Worte im Licht der Forschung
16.05.25 - Ein renommierter Sprachwissenschaftler aus der Schweiz ist neuer Gangolf-Schrimpf-Stipendiat am Institut Bibliotheca Fuldensis: Prof. Dr. Andreas Nievergelt von der Universität Zürich forscht in den kommenden Monaten in Fulda zu Glossen in Handschriften der einstigen Klosterbibliothek. Der Experte für althochdeutsche und altsächsische Überlieferung will insbesondere sogenannte Griffelglossen untersuchen – unsichtbare, eingeritzte Anmerkungen, die nur bei bestimmten Lichtverhältnissen erkennbar sind.
Prof. Nievergelt lehrt Germanistische Linguistik in Zürich und ist einer der führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Glossenforschung. Während seiner Zeit als Gangolf-Schrimpf-Fellow widmet er sich vor allem den Codices Bonifatiani und analysiert Glossen in althochdeutscher und angelsächsischer Sprache. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Griffelglossen, die ohne Tinte lediglich mit einem Griffel oder Stilus ins Pergament geritzt wurden. Sie geben wertvolle Hinweise auf sprachliche Entwicklungen im Frühmittelalter – sind aber mit bloßem Auge kaum zu erkennen.
Ein spannender Einblick in die Geschichte
Bereits 2019 war Prof. Nievergelt in Fulda zu Gast und hielt im Rahmen des Kontaktstudiums der Theologischen Fakultät einen Vortrag zum Stadtjubiläum. In "Das unsichtbare Fuldaer Althochdeutsch: Die eingeritzten Glossen" zeigte er auf, wie diese kaum sichtbaren Notizen bedeutende Einblicke in die Geschichte der deutschen Sprache ermöglichen. Der Vortrag ist weiterhin über den YouTube-Kanal der Fakultät abrufbar (Link zur Aufzeichnung) und im zugehörigen Tagungsband erschienen.Das Gangolf Schrimpf Visiting Fellowship wurde 2012 vom Förderkreis der Theologischen Fakultät Fulda e.V. ins Leben gerufen. Ziel des Programms ist es, die Forschung an den Materialien des Instituts Bibliotheca Fuldensis zu fördern und neue wissenschaftliche Arbeiten auf Grundlage der Fuldaer Handschriftentradition anzuregen. Das Stipendium wird in der Regel jährlich ausgeschrieben und richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit klar umrissenen Projekten zur Geistes- oder Kulturgeschichte des frühen bis hohen Mittelalters.
Weitere Informationen zum Stipendium und zur Bewerbung: http://ibf.thf-fulda.de/fellowship (pm/cb) +++