

Finanzmärkte als Verbündete: USA-Experte warnt vor Ende des Westens
16.05.25 - Beim Vortragsabend der Sparkasse Fulda am Donnerstagabend im Stadtsaal der Orangerie prangte eine riesige Flagge der Vereinigten Staaten auf der Bühne. Die transatlantische Verbundenheit wird arg auf die Probe gestellt, seit US-Präsident Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten hat. Die Alternativen sind aber wesentlich schlimmer, mahnte USA-Experte Prof. Dr. Stephan Bierling.
"Ein Amerika, das uns belebt und mitswingen lässt", wünschte sich Uwe Marohn, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Fulda, und sprach damit wahrscheinlich vielen Anwesenden aus dem Herzen. Die Bläsergruppe spielte deshalb am Abend ausschließlich Kompositionen amerikanischer Musiker. Auch um klarzumachen: Das sind die USA - und das ist Trump. Denn das Thema des Abends war "alles andere als leicht verdaulich", wie Marohn vorwarnte. Referent Bierling ist Professor für Internationale Politik an der Universität Regensburg und Experte für transatlantische Beziehungen. 100 Tage Trump seien eine Tragödie für ebenjene transatlantischen Beziehungen, nicht zuletzt die Kapitalmärkte würden durch die erratische Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten in Mitleidenschaft gezogen, so Bierling.
Ordnung als tödliche Gefahr
Allmachtsgefühle und Rachegelüste motivierten Trump, seine Putin-freundliche Haltung könne gar durch Kreml-Kompromat verursacht worden sein, wofür es aber keine eindeutigen Belege gebe. Die gewachsene Instabilität der westlichen Ordnung, die Trump in nur wenigen Monaten noch verstärkt habe, werde vor allem von Russland und China genutzt, die jene Ordnung als tödliche Gefahr für ihre eigene Herrschaft sähen. Der Zerfall der NATO sei der große Preis, der für diese aktiv betriebene Schwächung auf Dauer bezahlt werden müsse. Und das Zusammenraufen mit den USA funktioniere unter Trump nicht mehr, weil dieser Vertrauen dauerhaft zerstört habe.
Da weder Russland noch China ernstzunehmende Alternativen zu den USA seien, müsse Europa Zusammenarbeit neu lernen und eine stärkere kollektive Führung etablieren, bevorzugt mit Deutschland, Großbritannien und Frankreich in der Führungsrolle, um anders gegenüber den USA auftreten zu können. Ein wichtiger Verbündeter seien die Finanzmärkte, denn: "Trump zahlt sofort den Preis - durch Deals, die Märkte verunsichern. Ich bin davon überzeugt, dass sich Pragmatismus durchsetzt", so Bierling. (mau) +++