Hessische Polizei zeigt Flagge: Ansprechpersonen begleiten queere Bürger. - Symbolbild: O|N/Rene Kunze

REGION 63 Prozent mehr als im Vorjahr

Queerfeindliche Gewalt nimmt dramatisch zu – Poseck schlägt Alarm

17.05.25 - Es ist ein Tag der Mahnung und des Aufrufs: Am 17. Mai ist weltweit der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT). In Hessen wird dieser Tag von einer alarmierenden Entwicklung überschattet – queerfeindliche Straftaten nehmen rasant zu. Innenminister Roman Poseck warnt vor einer besorgniserregenden Zunahme von Hass, Hetze und Gewalt gegen queere Menschen.

Im Jahr 2024 registrierte die hessische Polizei 135 queerfeindlich motivierte Straftaten – das sind 52 mehr als im Vorjahr. Dabei handelt es sich um Delikte aus den Bereichen "Hasskriminalität/Sexuelle Orientierung" sowie "Hasskriminalität/Geschlechterbezogene Diversität". Der Anstieg entspricht einer Zunahme um 63 Prozent innerhalb nur eines Jahres. "Straftaten aufgrund der sexuellen oder geschlechtlichen Identität gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtlich oder queere Menschen (LSBTIQ) sind unerträglich. Sie dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben", so Poseck. Der Innenminister warnt: "Der erneute drastische Anstieg queerfeindlicher Straftaten um 63 Prozent innerhalb eines Jahres ist ein deutliches Warnsignal. Staat und Gesellschaft sind aufgerufen, alles dafür zu tun, dieser Entwicklung entgegenzutreten."

Überfälle auf queere Männer häufen sich

Besonders besorgniserregend sei eine neue Täterstrategie: Mehrfach kam es im vergangenen Jahr zu Überfällen auf queere Männer, die gezielt über Dating-Apps in einen Hinterhalt gelockt wurden. In Darmstadt wurden fünf Heranwachsende festgenommen, die Männer bei fingierten Dates ausgeraubt haben sollen. Auch im Main-Taunus-Kreis griff die Polizei ein: Nach intensiven Ermittlungen wurden Anfang 2025 fünf Jugendliche festgenommen, die im Verdacht stehen, homosexuelle Männer über Apps in Hinterhalte gelockt, geschlagen und beraubt zu haben.

"Diese Vorfälle machen deutlich: Queerfeindliche Gewalt ist ein reales und aktuelles Problem", betont Poseck. Er verweist zudem auf ein vermutlich hohes Dunkelfeld, da viele Straftaten nicht angezeigt würden. Auch politische Strömungen begünstigten die Entwicklung. Poseck warnt: "Die Gesellschaft unseres Grundgesetzes ist eine vielfältige. Leider gibt es politische Kräfte in unserem Land, insbesondere am rechten Rand, die die Vielfalt in unserer Gesellschaft nicht nur in Frage stellen, sondern gezielt gegen diese arbeiten. Diese Kräfte tragen eine Mit-Verantwortung an der Entwicklung der Straftaten zu Lasten queerer Menschen."

"Gezielt Verunsicherung innerhalb der queeren Community"

Hinzu kommt ein gefährlicher Trend: In den vergangenen Jahren hat sich der sogenannte "Stolzmonat" als Gegenbewegung zum internationalen Pride Month etabliert. Rechtsextreme nutzen diesen Zeitraum gezielt, um queerfeindliche Ressentiments zu schüren und nationalistische Narrative zu verbreiten. "Ziel solcher Aktionen ist es häufig auch, gezielt Verunsicherung innerhalb der queeren Community zu erzeugen", heißt es aus dem Innenministerium.

Die Landesregierung setzt auf Prävention und Unterstützung: Seit 2010 wurden in allen hessischen Polizeipräsidien sukzessive Ansprechpersonen für LSBT*IQ-Bürgerinnen und -Bürger sowie für Mitarbeitende etabliert. Diese fungieren als direkte Kontaktstelle, nehmen Anzeigen auf, unterstützen im Opferschutz und sind bei CSD-Veranstaltungen mit eigenen Informationsständen präsent.

Einrichtung neuer Ansprechpersonen

"Die hessische Polizei lebt Vielfalt und Toleranz", erklärte Poseck weiter. "Mit der Einrichtung der Ansprechpersonen wurde ein wichtiges Bindeglied zwischen queeren Bürgerinnen und Bürgern und der Polizei geschaffen. Sie leisten Netzwerkarbeit, nehmen Anzeigen auf, unterstützen im Opferschutz und sind regelmäßig bei CSD-Veranstaltungen mit eigenen Informationsständen präsent. Auf diese Weise leistet die hessische Polizei einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts."

Zum Abschluss seines Statements richtet Poseck einen eindringlichen Appell an die Gesellschaft: "In einer demokratischen Gesellschaft müssen Menschen frei leben können – so, wie sie sind. Niemand darf Angst vor Ausgrenzung, Hass oder Gewalt haben. Als Demokratinnen und Demokraten tragen wir gemeinsam Verantwortung dafür, Diskriminierung, Hass und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Jede Einzelne und jeder Einzelne kann daran mitwirken." (pm/cb) +++

Roman Posec schlägt Alarm. Archivfoto: ON/Henrik Schmitt


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