

Carsten Stahl besucht Fulda - Seminar gegen Mobbing und Gewalt
21.05.25 - Vom Mobbingopfer zum bekanntesten Antimobbing-Coach Deutschlands: seit mittlerweile elf Jahren setzt sich Carsten Stahl, der durch seine Hauptrolle in der RTL II Serie "Privatdetektive im Einsatz" bekannt wurde, gegen Mobbing an Schulen und Gewalt an Kindern in ganz Deutschland ein.
"Ich möchte mehr Aufmerksamkeit auf das Thema generieren und dafür sensibilisieren, denn 100.000 Kinder gehen jeden Tag mit Angst vor Mobbing zur Schule", erklärte er am Mittwochvormittag bei seinem Besuch im Marianum in Fulda.
"Wollte nicht mehr leben"
Dass er sich so für Kinder und Jugendliche einsetzt, die durch Anfeindungen anderer leiden, hat einen traurigen Hintergrund: er war selbst Opfer von Mobbing und Gewalt, wie er am Mittwoch verriet. "Ich war ein kleiner, dicklicher Junge mit rötlichen Haaren und vielen Sommersprossen und wurde deswegen von vielen Schülern ausgegrenzt", erinnerte er sich, "Irgendwann wurde ich von einer Gruppe Jungs über Monate attackiert. Ich wollte nicht mehr leben." Als er älter und stärker wurde, sei er dann sogar zum Mittäter geworden.
Der Wendepunkt stellte die Einschulung seines Sohnes dar: "Ich war irgendwann erwachsen und habe nie wieder drüber nachgedacht, doch dann wurde mein Sohn eingeschult." Schon nach zwei Tagen sei dieser Opfer von Mobbing, Gewalt und Rassismus geworden. "Das hat mich so getriggert, weil sich in meinem Kopf auch die eigenen Erfahrungen wiederholten. Ich wollte meinen Sohn schützen, aber wusste, dass ich das nur schaffe, indem ich die Täter aufkläre", erklärte er. Schnell seien andere Eltern auf seine Arbeit aufmerksam geworden, schon wenig später gründete er seine eigene Organisation. Mittlerweile war er an über 360 Schulen und redete vor mehr als 110.000 Schüler, 25.000 Lehrkräfte und 50.000 Eltern, so auch in Fulda.
"Problem kann nicht kleingeredet werden" "Mobbing und Gewalt ist kein Problem der Schulen, es ist ein Problem unserer Gesellschaft, das durch die Digitalisierung noch verstärkt wurde", appellierte er. Dass viele Schulen immer wieder die Rückmeldung geben, dass es nicht zu Mobbing komme, ist für den Coach eine Lüge: "Mobbing gibt es an jeder Schule. Diese Lüge entsteht aus Angst und Hilflosigkeit, aber auch dadurch, dass sie sich seit Jahren im Stich gelassen fühlen."
Dafür verantwortlich? Die Politik. "Ich habe schon vor Jahren davor gewarnt, dass wir nie dagewesene Zahlen von Mobbing haben werden, wenn wir nicht handeln und dass Kinder deswegen Kinder ermorden werden", äußerte er, "Und erst jetzt, wo das Problem so groß ist, dass es nicht mehr kleingeredet werden kann, jetzt sind die Minister alarmiert."
"Täglich wollen sich Kinder das Leben nehmen"
Auch die Statistik zeige laut Stahl erschreckende Zahlen: "Wenn sich täglich fünf bis sechs Kinder das Leben nehmen wollen und eins bis zwei Kinder das wirklich durchziehen, kann ich nicht verstehen, warum das Thema totgeschwiegen wird." Um dem entgegenzuwirken, braucht es engagierte Schülervertreter und Lehrer, die Präventions- und Aufklärungsarbeit leisten. "Ich sehe, was die Schülervertretung hier geleistet hat und ich bin wirklich dankbar und glücklich darüber, wie sehr sich hier engagiert wurde", lobte er die Organisatoren. Trotzdem müsse man weiter offen mit dem Thema umgehen, Lösungen suchen und Schulen die Angst nehmen, darüber zu schweigen."Natürlich haben wir schon viel bewegen können, aber solange Kinder unter Anfeindungen und Gewalt leiden, sind alle Gesetzesänderungen, die wir unter anderem mit dem Verbot von Kindersexpuppen, dem Verbot des Pädophilenhandbuchs und der lebenslangen Eintragung von Kinderschändung im Führungszeugnis erreichen konnten, nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", endete er. (Anna Weißenberger) +++