
Tag des Bademeisters: Der Alltag einer Heldin in Badehose
23.05.25 - Am Beckenrand herrscht Ruhe, das Wasser kräuselt sich leicht im Wind. Die Sonne lässt sich kaum blicken – und trotzdem ist Sophie Ettert im Schwimmbad. Seit dem 1. Mai läuft die Freibadsaison im Freibad Rosenau (OSTHESSEN|NEWS berichtete), auch wenn der Mai dieses Jahr eher kühl startet. Heute ist der bundesweite Tag des Bademeisters – ein guter Anlass, um mit ihr über ihren Beruf zu sprechen, der aus weit mehr als nur Sonne und Chlor besteht.
"Wir kommen früh, machen einen Rundgang, checken die Sicherheit, räumen herumliegende Äste weg und hängen die Rettungsgeräte raus", erklärt Sophie Ettert am Beckenrand im Plausch mit O|N. Danach werden die Wasserwerte gemessen – Chlor, pH-Wert, Temperatur, alles muss stimmen. Auch der Boden wird täglich abgespritzt. Ein Arbeitsbeginn, der routiniert, aber entscheidend für die Sicherheit der Gäste ist.
Zwischen Wasser, Wunden und Wassertemperaturen
Ettert ist eine von denen, die das Freibad am Laufen halten. Sie sorgt dafür, dass Menschen in Sicherheit schwimmen können – auch, wenn das manchmal bedeutet, mit Badegästen über die Wassertemperatur zu diskutieren. "Viele Gäste glauben uns nicht, dass das Wasser 23 Grad hat", sagt sie schmunzelnd. Was hingegen öfter ernst ist: Bienenstiche, Schürfwunden und Unterkühlungen. Zwischen 10 und 20 Einsätze mit dem Rettungswagen gibt es pro Saison.
Trotzdem: "Wenn sich die Badegäste bedanken, dann ist das einfach schön." Und davon gab es in diesem Jahr schon einige. Am ersten Mai waren es 1.800 Besucher, am zweiten rund 1.500. Jetzt, bei kühlerem Wetter, sind es meist 300 bis 400 Gäste pro Tag, darunter viele Stammgäste wie Stephan Zoth: "Ich komme jeden Tag zum Schwimmen hier her, das Wetter macht mir nichts aus, im Becken ist es meistens wärmer als draußen."
Ein Beruf mit vielen Facetten – und viel Verantwortung
Warum Sophie Ettert Bademeisterin geworden ist? "Der Beruf ist sehr vielfältig: Technik, Animation, Arbeit mit Menschen, und Erste Hilfe. Das macht mir alles sehr viel Spaß." Die Ausbildung zum "Fachangestellten für Bäderbetriebe" dauert drei Jahre. Was viele nicht wissen: Bademeister sind nicht nur für Ordnung und Rettung zuständig, sie tragen auch medizinische Verantwortung. Leider, so Ettert, wird das oft nicht ernst genommen. "Wenn man zum Beispiel mal beim Rettungsdienst mitfahren will oder sich als Schwimmlehrer bewirbt, wird unser medizinischer Hintergrund oft nicht anerkannt."Auch die körperliche Belastung sei hoch, vor allem bei Hitzewellen. "Die Sonne spiegelt sich im Wasser, man ist ständig der Hitze ausgesetzt. Wir rotieren zwar, aber man kann trotzdem mit einem kleinen Hitzeschock daheim landen."
Ein vielseitiger Beruf, doch der Nachwuchs fehlt
Ettert wünscht sich mehr Verständnis von den Besuchern, besonders an Hochsommertagen: "Wenn wir hier oben alleine stehen und 5.000 Besucher im Bad sind, dann beaufsichtigt eine Person 1.000 Menschen. Da kann man nicht auf jede Kleinigkeit achten." Auch die Klassiker wie "nicht rennen", "nicht vom Beckenrand springen" oder "vorher abduschen" werden oft von Besuchern ignoriert. "Der Bedarf an Nachwuchs ist groß", sagt Peter Bolz, der seit 30 Jahren als Betriebsleiter und Bademeister arbeitet. Er freut sich trotzdem über die stabile Besucherzahl, auch bei kühlem Wetter.
Ein Tag für die Anerkennung
Dass am Donnerstag der Tag des Bademeisters ist, wusste Sophie Ettert zunächst gar nicht. "Aber ich finde es schön, dass es diesen Tag gibt. Man fühlt sich dadurch ein bisschen geehrt. Denn das Klischee, dass wir nur dasitzen und Kaffee trinken würden, stimmt einfach nicht."Ein bisschen mehr Anerkennung – das wünscht sie sich. Und vielleicht auch, dass sich mehr junge Menschen für diesen Beruf interessieren. Denn ohne Bademeisterinnen wie Sophie Ettert würde im Freibad vieles untergehen. (Zehra Hashani) +++