

Grillsaison? An Leber und Gallenblase denken!
02.06.25 - Etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung leidet an Gallensteinen. Diese sitzen nicht zwangsläufig in der Gallenblase, sondern können auch in den Gallengängen der Leber sitzen. Dank neuer technischer Möglichkeiten gelingt nicht nur eine zielgenauere Diagnose, sondern auch die Entfernung auf minimalinvasivem Weg.
Der hohe Fleischkonsum zur Grillsaison, vor allem in Verbindung mit Alkoholkonsum, endet häufig mit Schmerzen im Oberbauch beim Arzt. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Grillsaison und den Häufungen von Bauchschmerzen gibt, ist keine neue Erkenntnis. Dass die Gallensteine nicht immer in der Gallenblase sitzen, dagegen schon. Mit der endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikografie (kurz ERCP) können auskristallisierte Stoffe in Leber, Galle und Gallengängen sichtbar gemacht werden. Per Lithotripsie werden die Gallensteine zerstört. Beides ist mit einem einzigen Gerät minimalinvasiv möglich.
Beschwerden: Oberbauchschmerzen
Bei Oberbauchschmerzen wird in der Regel zuerst nach den Entzündungswerten und Leberwerten geschaut. Diese Werte geben Aufschluss, wo das Problem liegen könnte. Deuten erhöhte Leberwerte und Entzündungswerte auf Gallensteine und/oder Entzündungen im Bereich von Galle, Leber oder Bauchspeicheldrüse (fachsprachlich Pankreas) hin, wird im nächsten Schritt eine Sonografie vorgenommen. Die Steigerung ist die Endosonografie – eine Ultraschalluntersuchung mit einem speziellen Endoskop.Das Besondere ist nun die Art, wie die neuen Geräte aufgebaut sind. Für die Sonografie wird ein dünner Schlauch verwendet, an dessen vorderem Ende eine kleine, bewegliche Kamera sitzt. Das erlaubt die direkte Sicht auf das Innere des Verdauungstraktes. Die Bilder sind hochauflösend und zeigen viel mehr – auch an Stellen, die anders einfach nicht sichtbar gemacht werden können.
Mit der Endosonografie kann man nicht in den Gang schauen, allerdings geht dies mit einer neuen Technik: der Gallenwegsendoskopie. Dabei kann ein winziges Endoskop über den Arbeitskanal in den Gallengang geschoben werden. So wird auch die bislang unsichtbare Schleimhaut beurteilbar.
Die Vorteile der neuen Verfahren liegen auf der Hand: schonender für die Patienten, zielgenauere und schnellere Diagnose. Und nicht nur das: "Diese neuen Geräte lassen sich über die oberen Verdauungswege bis in den Gallengang, an der Gallenblase vorbei und zur Leber steuern. Die Einsichtnahme ist damit viel besser. So können wir sehen, wo genau die Gallensteine sitzen", erklärt Prof. Dr. med. Bernd Kronenberger, Chefarzt der Inneren Medizin und Gastroenterologie am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda.
Gallensteine finden – und schonend zertrümmern
Ob Gallensteine zerstört werden müssen, hängt davon ab, wo sie sich befinden und wie groß sie sind. Die Gallenblase kann man zwar inklusive der Gallensteine komplett entfernen, bei den Gallengängen ist das aber nicht möglich. Manchmal stößt der Körper Gallensteine selbständig ab. Das kann in der Folge zu Entzündungen führen, die sehr schmerzhaft sind. In diesem Fall muss sehr vorsichtig untersucht werden, um keine weiteren Reizungen zu verursachen. Kommt der Körper aber nicht alleine zurecht, braucht er Unterstützung. Die elektrohydraulische Lithotripsie (EHL) erlaubt, Gallensteine über elektrische Impulse zu zertrümmern. Die dabei entstehenden kleinen Trümmer scheidet der Körper selbst aus. Dieses Verfahren geht über die kleine Endoskopie im Gallengang.Innovativ ist nun, dass auch dieses Gerät so klein ist, dass es über einen feinen Schlauch zusammen mit der Kamera in die Gallengänge gebracht werden kann. "Das sieht interessant aus: An dem bereits sehr feinen Schlauch fährt vorne aus dem Kopf ein anderer Schlauch heraus, an dem der Ultraschallkopf sitzt. Aus diesem feineren Schlauch kann dann das EHL ausgefahren werden", erklärt Prof. Kronenberger. "Die Technik eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten, schnell und schonend zu untersuchen und zu therapieren!" Da Gallensteine immer auch mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen, bedeutet das Gerät einen echten Durchbruch.
Wer mehr zum Thema erfahren will, kann Prof. Kronenberger selbst zuhören – er spricht am Mittwoch, dem 4. Juni 2025 um 17:00 Uhr im Arzt-Patienten-Seminar am Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda zum Thema "Erkrankungen von Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse" sowie zu Symptomen, Ursachen und medikamentösen und den neuesten endoskopischen Behandlungsverfahren. Ferner gibt der Facharzt wertvolle Einblicke, wie man aktiv gegensteuern und zur Gesundheit der Organe beitragen kann. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, Prof. Kronenberger steht nach dem Seminar für Fragen bereit.
Weitere Informationen zur Veranstaltung stellt das Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda in der Gesundheitsecke zur Verfügung. +++