Eine beeindruckende Kulisse beim Pokalfinale am Samstag im Berliner Olympiastadion - Fotos: Hans-Hubertus Braune

BERLIN DFB versagt an den Stadion-Toren

Bielefelder und Stuttgarter feiern Fußball-Fest der besten Art und Weise

29.05.25 - Sie sind zwar nicht ganz so stark verbreitet in Osthessen, doch es gibt sie: die Fans vom VfB Stuttgart. In diesen Tagen haben sie einen besonderen Grund zur Freude: Sie haben sich am Samstag "das Ding" geschnappt.

VfB-Fans aus Osthessen: Heiko Katzler, Luca Fälber, Stefan Fälber und Hans-Hubertus ...

Nach 90 turbulenten Minuten gewannen die Jungs von Cheftrainer Sebastian Hoeneß mit 4:2 (3:0) das Pokalfinale gegen den Drittliga-Meister und Pokalschreck Arminia Bielefeld im ehrwürdigen Olympiastadion in Berlin.

Nach tristen Jahren in der Bedeutungslosigkeit zwischen erster und zweiter Liga sind die Schwaben wieder da. In der Saison 2023/2024 überraschend Vizemeister, können die Anhänger ihren roten Brustring mit dem ersten Titel nach der Meisterschaft im Jahr 2007 erst recht mit Stolz tragen. Doch wie fühlt sich so ein Finale in Berlin an? Welch großartige Faszination der Pokal entfachen kann, das konnten auch einige Fans aus Osthessen am Wochenende in der Bundeshauptstadt hautnah erleben. Ob mit oder ohne Ticket: Eine Reise zum Pokalfinaltag lohnt - definitiv.

Neuer Rekord: 1,66 Millionen Ticketanfragen

Arminia Bielefeld gegen den VfB Stuttgart: Auf den ersten Blick mag diese Paarung für den neutralen Fan eher mäßig klingen. Die Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache: "Mit 1,66 Millionen Ticketanfragen waren es so viele wie nie zuvor bei einem DFB-Pokalfinale. Daher konnten wir leider nur einen Bruchteil der Ticketwünsche erfüllen", schrieb der Deutsche Fußball-Bund im Vorfeld des Finales. Beim VfB konnten sich die Mitglieder für ein Ticket bewerben. Beide Finalteilnehmer erhielten rund 24.000 Tickets. OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune hatte Losglück. "Berlin, Berlin, Du fährst nach Berlin", lautete eine E-Mail vom VfB. Alles klar, 150 Euro für einen Oberrang-Sitzplatz. Egal.

Bielefelder Marketing mit Sprüchen - die meisten VfB-Fans schmunzeln einfach nur ...Foto: Facebook "bielefeldjetzt"

Und so ging es am Samstagmorgen nach Berlin. Die Hotelpreise? Sprechen wir lieber nicht darüber. Der clevere Schwabe hatte natürlich schon vor dem Halbfinale gebucht. Mit etwas Glück habe ich ein relativ günstiges Hotelzimmer ganz im Süden Berlins gefunden - ein Bett für knapp 100 Euro. Egal. In der Stadt angekommen, wird mir schnell klar: Die Fußball-Fans sind überall. In den U-Bahnen. Im Zentrum sowieso. Es sollte ein ganz besonderer Tag werden. Zwei Traditionsvereine im Finale, tausende Fans, die nur eines im Sinn hatten: ihren Verein, ihre Jungs und ihren Tag zu feiern. Die Bielefelder auf dem Alexanderplatz, die Stuttgarter auf dem Breitscheidplatz. Da gab es doch bestimmt Randale? Nein. Es habe keine Zwischenfälle gegeben, sagte ein Polizei-Sprecher am Nachmittag dem rbb-Fernsehnetzwerk. Ob aber diese Aufkleberflut etwa an den Wänden der Gedächtniskirche sein muss? Nein.

Bielefelder Marketing mit kessen Sprüchen

Auch auf dem Weg zum Olympiastadion ist die Atmosphäre beeindruckend schön: In den proppenvollen U-Bahnen sitzen und stehen sie dicht an dicht. Ob weiß-rot oder blau. Ein paar Sprüche und Vorfreude gehörten natürlich dazu. Die Marketingabteilung der Stadt Bielefeld hatte im Vorfeld einige Plakatwände entlang der Zufahrtswege gebucht. Kesse Sprüche - na und, darüber können wir schmunzeln. Vorm Stadion pilgern die Bielefelder Richtung Südkurve, die Stuttgarter vor die Ostkurve. Bei herrlichem Wetter freuen sich alle auf das Stadionerlebnis.

Bis hier war alles perfekt. Doch vor dem Blick aufs Spielfeld hatten die Kontrolleure noch ein paar Hindernisse parat - der Einlass war einfach katastrophal schlecht. Für Kinder und Menschen mit Platzangst einfach unverantwortlich. Deutlich über eine Stunde dauert es, die Fans stehen dichtgedrängt, um irgendwann durch einen künstlichen Trichter in die nächste Staustufe zu gelangen. Im Zickzack-Kurs ging es zum nächsten Wellenbrecher, bevor die Einlasstore erreicht wurden. Wie zu lesen war, gibt es dieses Problem schon seit Jahren. Am Eingang Süd war es wohl noch schlimmer.

DFB entschuldigt sich mit einem lapidaren Schreiben

Lapidar entschuldigt sich der Deutsche Fußball-Bund später: "Es ist bedauerlich, wenn dadurch dieses einmalige Stadionerlebnis getrübt wurde. Wir wissen, dass die Zuschauer*innen sich frühzeitig auf den Weg gemacht haben, um ihre Vereine zu unterstützen, und verstehen den Ärger. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns", schreibt der DFB in einem Statement unter anderem. Bei den Ticketpreisen darf man durchaus mehr erwarten. Im Stadion angekommen, sorgten die Fans für eine herausragende Stimmung. Beide unterstützten ihre Mannschaft mit Fangesängen und überragenden Choreografien. Was ein Bild. Was eine Atmosphäre. Kein Hass, keine Hetzgesänge. Der Focus titelt später: "Stuttgart und Bielefeld schaffen eine Symbiose, die es so selten im Fußball gibt."

Einig waren sich die Fans auch in ihrer Kritik gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund. Als die Vorstandsspitze um Bernd Neuendorf auf den Videowänden zu sehen war, ertönte ein gellendes Pfeifkonzert. Beide Fanlager starteten sogar einen Wechselgesang. Mit Beginn der Siegerehrung verstummte der Unmut wieder. Als die unterlegenden Bielefelder ihre Silbermedaillen erhalten, applaudiert der komplette Stuttgarter Block minutenlang. Sie haben ein feines Gespür für den respektvollen Umgang. Auch die Bielefelder feiern - das Stadion ist erfreulich voll bei der Ehrung. Wir Stuttgarter sind natürlich komplett in Ekstase. Die Mannschaft macht schon hier klar. "Das Ding" gehört uns allen. Kurzerhand reichen sie den Pokal in den Block.

Das Pokalfinale wurde das erhoffte Fußball-Fest, eine Werbung für den Sport. Klar, wir wollten gewinnen, Bielefeld wollte gewinnen. Die eigene Mannschaft bedingungslos unterstützen, mitfiebern, jubeln, fluchen, schimpfen und wieder aufstehen - das macht den Fußball so schön. Und es geht eben auch ohne Hass und Hetze. Das machte diese Fahrt zum Pokalfinale nach Berlin so einzigartig.

"So etwas Schönes erlebst Du wahrscheinlich nur einmal im Leben"


Stimmen einiger VfB-Fans aus Osthessen:

Detlef Thomas: "Das war für mich bis jetzt das größte Fußballspiel mit allem Drum und Dran, was ich je in meinem Leben erlebt habe. Von der ganzen Faszination, von der Stimmung, sagt einer, der 1997 schon im Pokalfinale dabei war, der in Barcelona, in Manchester, in Athen, beim Europapokalendspiel in Stockholm, überall in Europa dabei war. Das war dieses Mal der totale Wahnsinn, so was Schönes erlebst Du wahrscheinlich nur einmal im Leben."

Luca Fälber: "Das Thema mit dem Einlass kann ich auch so bestätigen. Lief bei mir nicht besser ab. Die Atmosphäre und Stimmung war auf beiden Seiten grandios."

Stefan Fälber: "Stimmung war sehr gut, besonders in der Ostkurve."

Heiko Katzler: "Ich fand es auch überragend. War ja mein 4. VfB-Finale in Berlin. Und die Hälfte der Pokalsiege live miterlebt. Einlass habe ich so noch nirgends erlebt. Katastrophe. Es war alles friedlich, keine Stänkereien. Super geilen Support und Choreos von beiden. 3 Tore in 28 Minuten, 6 Tore im Finale und Du wirst nach 28 Jahren wieder DFB-Pokalsieger. Was will man mehr?" Liebe Bielefelder: Stuttgart gibt es eben doch. (Hans-Hubertus Braune) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön