

Zwischen Wiener Schmäh und Stadionfeeling: Seiler (ohne Speer) im Interview
03.06.25 - Was als kleines Nebenprojekt begann, hat sich in den letzten zehn Jahren zu einem der erfolgreichsten Austropop-Phänomene im deutschsprachigen Raum entwickelt: Seiler und Speer. Schauspieler und Komiker Christopher Seiler sowie Filmemacher Bernhard Speer feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum – mit neuer Musik, einer großen Tour und einem Konzert im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien.
Im OSTHESSEN|NEWS-Interview gab der Künstler Christopher Seiler Einblicke in ihr kommendes Album "HÖDN" – und offenbarten viel Persönliches. 2025 steht ganz im Zeichen ihres neuen Albums "HÖDN", ihrer bislang größten Live-Show – und zehn Jahre "Ham kummst".
"HÖDN" – Ein Album mit Ernst und Reife
Am 13. Juni erscheint das vierte Studioalbum "HÖDN", das elf neue Titel umfasst. Bereits die erste Single "In ana aundan Sproch" gibt einen Vorgeschmack auf das neue Album. Es enthält elf brandneue Songs – und zeigt eine andere Seite des Duos. "Dieses Album ist ein sehr ernstes und sehr reifes Album geworden", erklärt Christopher Seiler. Die Songs seien vom aktuellen Zeitgeist geprägt – vom Weltgeschehen, von persönlichen Entwicklungen. "Wir schreiben die Lieder so, wie wir sie fühlen", sagt Seiler. Der Song "In ana aundan Sproch" stammt noch aus dem Jahr 2020. "Ich habe das damals für meine damalige Freundin geschrieben. Ich bin Realist, manchmal hat man dann Partner und manchmal verschwinden die dann wieder", erzählt der Sänger offen.
Wie zwei Freunde Musikgeschichte schreiben
Die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis beantworten der Musiker trocken, aber auf den Punkt: "Wir machen einfach das, was wir machen. Ohne Plan. Das zeichnet unsere Musik aus." Dass sie dabei ihren Wiener Dialekt konsequent beibehalten, sehen sie nicht als Einschränkung. Im Gegenteil: Gerade das mache sie authentisch und offenbar auch erfolgreich. Inzwischen können Seiler und Speer auf über 100 Konzerte, mehr als 750.000 Zuschauer, Headliner-Auftritte bei Großfestivals wie dem Donauinselfest oder "Nova Rock" und zahlreiche Gold- und Platinauszeichnungen zurückblicken. 26 davon sind es bisher, dazu kommen über 100.000 verkaufte Tonträger. Heute sind sie ein Beweis dafür, dass auch Zufallsprojekte Dauerflieger werden können, wenn sie ehrlich, originell und konsequent bleiben.
Glückliches Publikum, glückliche Musiker
Auch bei ihren Live-Shows setzen Seiler und Speer auf Authentizität. Was ein gutes Konzert ausmacht? "Die Location spielt eine Rolle, aber vor allem das Publikum. Die Energie muss stimmen. Wenn die Zuschauer uns Energie senden, können wir genauso energetisch sein und singen. Wir sind glücklich, wenn unser Publikum glücklich ist."
Musik mit Wirkung
Besonders bewegend war für das Duo eine Begegnung mit einem schwerkranken Fan. "Er hatte einen Hirntumor und wusste, dass er bald sterben würde. Es war sein größter Wunsch, uns noch einmal zu treffen. Wir haben ihm das ermöglicht – drei Tage später ist er gestorben", erzählt Seiler mit bewegter Stimme. "Wenn du weißt, dass du jemanden mit so einem Treffen so glücklich machst, dann merkst du: Unsere Musik ist mehr als nur Streamingzahlen. Sie bewegt Menschen", betont der Sänger.Zwei Gegensätze, ein Team
Seiler beschreibt sich als den "Chaoten" im Duo, Speer sei der "Geordnete". Diese Gegensätze würden sie perfekt ergänzen. "Wir sind zwei Freunde, wir haben unser eigenes Label, unser eigenes Produktionsstudio – wir haben das alles gemeinsam aufgebaut." Und auch wenn sie kurz vor dem größten Konzert ihrer Karriere stehen – "A SCHWARE PARTIE 2025" am 19. Juli im fast ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien – bleibt Seiler bescheiden: "Wenn ich zehn Jahre zurückschaue, bin ich sehr stolz. Aber ich bin jemand, ich habe zu Hause keine Musikpreise hängen. Die kommen alle zu meinen Eltern. Wenn jemand bei mir zu Hause einbrechen würde, würde er nicht wissen, dass ich da wohne, weil ich da absolut anonym bin."