

Sechs Jahre nach dem Mord an Walter Lübcke
02.06.25 - Vor sechs Jahren wurde der damalige Kasseler Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke von einem Rechtsterroristen auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha erschossen. Der Mord an Walter Lübcke war ein tiefer Einschnitt für die deutsche Demokratie und beschäftigt Gesellschaft und Politik bis heute.
In der Nacht zum 2. Juni 2019 wurde der CDU-Politiker, Dr. Walter Lübcke, in den frühen Morgenstunden leblos auf seiner Terrasse aufgefunden, erschossen durch einen gezielten Kopfschuss. Trotz sofortiger Einlieferung ins Krankenhaus erlag er wenig später seinen schweren Verletzungen. Der Mord an Walter Lübcke gilt als erster politisch motivierter Anschlag auf einen deutschen Amtsträger durch einen Neonazi in der Bundesrepublik.
Im Prozess nannte der Täter Stephan Ernst Lübckes engagiertes Eintreten für Geflüchtete als Motiv für die Tat. Besonders ein Auftritt Lübckes im Jahr 2015 während einer Bürgerversammlung zur Flüchtlingspolitik in Lohfelden (Kreis Kassel) hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Dort sagte er: "Es lohnt sich, in diesem Land zu leben. Da muss man für Werte einstehen. Und wer diese Werte nicht vertritt, der kann jederzeit dieses Land verlassen, wenn er nicht einverstanden ist. Das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." Dieser Satz wurde später zu einem Vermächtnis – und der Mord an Lübcke zu einem Angriff auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung.
Gedenkfeier in der Kasseler Martinskirche
Mit einer öffentlichen Gedenkfeier am Montagnachmittag in der Kasseler Martinskirche haben das Regierungspräsidium Kassel und die Evangelische Kirchengemeinde Kassel-Mitte an den 2019 ermordeten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke erinnert.
Bischöfin Hofmann ruft zu Engagement für die Demokratie auf
In ihrer Ansprache würdigte Bischöfin Dr. Beate Hofmann den leidenschaftlichen Einsatz Walter Lübckes für die Demokratie, für gegenseitiges Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gleichzeitig forderte sie dazu auf, sich aktiv für die Grundwerte des Grundgesetzes einzusetzen: "Die Demokratie braucht eine Streitkultur in gegenseitiger Achtung, angstfreiem Dialog und einem gemeinsamen Ringen um die besten Lösungen. Kompromisse zu schließen ist kein Ausdruck von Feigheit, sondern von Klugheit", betonte Hofmann. Kompromisse seien kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Klugheit. Die Kirche könne einen Beitrag zur Demokratie leisten, indem sie Räume für Begegnung schafft und Menschen demokratische Strukturen näherbringt. Zudem stehe sie für zentrale Werte wie Nächstenliebe, Respekt und Gewaltfreiheit.
Viele Gäste und bewegende Worte Rund 250 Menschen aus Politik, Verwaltung, zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger versammelten sich in der Kasseler Martinskirche für die Gedenkfeier. Die Osannaglocke, die größte Glocke der Kirche, erklang auch in diesem Jahr wieder. Seit 2020 ruft dort die Osannaglocke alljährlich am 2. Juni – als mahnendes Zeichen für Demokratie, Freiheit und inneren Frieden. Die Gedenkveranstaltung geht auf eine Initiative von Dr. Willi Temme, Pfarrer an der Martinskirche, zurück. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Chor des Regierungspräsidiums. Besonders bewegend: Auszubildende und Anwärterinnen und Anwärter der Behörde brachten unter dem Titel "Stimme der Zukunft" ihre eigenen Gedanken zu Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und demokratischem Miteinander zum Ausdruck.
Auch Regierungspräsident Mark Weinmeister, persönlicher Freund und Nachfolger Lübckes, richtete emotionale Worte an die Anwesenden: "Der Tod Walter Lübckes war eine Zäsur für unsere gesamte demokratische Gesellschaft und hat sich tief ins kollektive Gedächtnis gegraben. Walter Lübcke wird nicht vergessen sein, sein Andenken wird weiterleben. Deshalb ist es toll, dass junge Mitarbeitende des Regierungspräsidiums heute ein besonderes Zeichen gesetzt haben. Unseren Auszubildenden und Anwärterinnen und Anwärtern gilt mein besonderer Dank, dass sie Walter Lübckes Werte forttragen."
Bunte Botschaften der Hoffnung Zum Abschluss der Gedenkfeier ließen die Teilnehmer bunte Luftballons mit Postkarten auf dem Martinsplatz steigen. Wer eine dieser Karten findet, kann sich über Social Media beim Regierungspräsidium melden – und auf diese Weise selbst ein Zeichen im Sinne der Aktion "Haltung zeigen!" setzen. Eine stille, aber kraftvolle Geste, die verdeutlicht: Das Erinnern endet nicht mit der Feier, es lebt weiter im gemeinsamen Engagement für Demokratie und Menschlichkeit. (Zehra Hashani) +++