
Zeitzeugenbesuch: US-Veteranen zurück auf der Wasserkuppe
07.06.25 - Über ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit Ronald Anderson und Robert Ringel zuletzt auf der Wasserkuppe waren. In den Jahren 1966 bis 1969 dienten die beiden Soldaten der US Air-Force auf dem höchsten Berg Hessens. Als Mitglieder der "616th Aircraft Control and Warning Squadron" (ACAWS) waren sie Teil eines strategischen Netzes zur Luftraumüberwachung im Kalten Krieg – mit Blick auf den Eisernen Vorhang.
Damals war die Wasserkuppe eine von über 80 Anlagen, die sich von Nord-Norwegen bis zur Osttürkei erstreckte. Heute erinnert nur noch das letzte verbliebene Radom an diese Zeit. Die Unterkunft der Soldaten – das heutige Groenhoff-Haus – ist sonst nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Für die beiden Veteranen wurde jedoch eine Ausnahme gemacht: Dank der Unterstützung durch den Landkreis Fulda und dessen Landesbetrieb für Bau und Immobilien konnten sie nach 56 Jahren noch einmal ihre alte Stube betreten.
Die lange Suche nach Bob und Ron
Markus Höppner, der sich seit Jahren mit der Geschichte des Kalten Krieges beschäftigt, hatte sich das Ziel gesetzt, ehemalige US-Soldaten, die auf der der Wasserkuppe stationiert waren, zu finden. Durch einen alten Bildband von Norbert Demel, Horst Jenrich und Heinz Zelmer wurde er auf die Namen Robert Ringel und Ronald Anderson aufmerksam. Nach langer Recherche bekam Höppner über eine US-Website tatsächlich Kontakt zu "Bob". Es entwickelte sich eine Freundschaft, zu der bald auch "Ron" hinzustieß."Wir tauschten viele Bilder aus – sie von damals, ich vom heutigen Zustand der Wasserkuppe", erzählt Höppner. Irgendwann stand für die beiden fest: "Jetzt oder nie". Fast 80-jährig machten sie sich auf die Reise zurück in die Rhön – und an einen Ort, der damals ihre Heimat auf Zeit war.
Zeitzeugeninterview im Radom Bei ihrem Besuch wurde im Radom ein Zeitzeugeninterview mit den beiden geführt – begleitet von Historikern aus Marburg und der Geschäftsführerin der "Radom GmbH". Das Interview soll künftig im Radom zur Verfügung stehen. Dabei berichteten die Veteranen nicht nur von ihrem Alltag als Soldaten, sondern auch von ganz persönlichen Erlebnissen. So erinnerten sie sich an ein Unabhängigkeitsfest 1966, das dank engagierter Rhöner Bürger außerhalb der Kaserne gefeiert werden sollte. Doch ausgerechnet am 4. Juli spielte das Wetter nicht mit – es schneite.
Für Höppner war es eine besondere Ehre, Bob und Ron auf dieser Reise in die Rhön begleiten zu dürfen. "Es war eine Reise in die Vergangenheit – und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen", betonte er. "Jemand hat mir einmal gesagt, die Zeit sei ein Raubtier, das uns verfolgt. Aber ich glaube, sie ist unser Gefährte – sie erinnert uns daran, jeden Moment zu genießen."
So bleibt auch dieser Moment bestehen, als Stück gelebte Geschichte, als emotionale Begegnung und als Erinnerung an die Verbindungen zwischen Menschen und Orten. Zum Abschied sagten Bob und Ron: "Die "Koop" (die Wasserkuppe) und ihre Menschen werden immer in unseren Herzen bleiben, die Gastfreundlichkeit und die Warmherzigkeit, blieben und bleiben den beiden in guter Erinnerung. Höppner sagt dazu nur: "Mission completed Ron and Bob" (Zehra Hashani) +++