
Kurstadt zieht Konsequenzen: Weichen für die Zukunft werden gestellt
05.06.25 - Der Bahnhof in Bad Salzschlirf steht vor einem grundlegenden Wandel. Während Züge der Vogelsbergbahn noch gemächlich durch den Kurort rollen und die alten Formsignale an vergangene Zeiten erinnern, plant die Deutsche Bahn eine umfassende Modernisierung – mit spürbaren Folgen für Infrastruktur, Mobilität und das Ortsbild.
Zentraler Bestandteil der Umgestaltung ist ein neuer Bahnsteig, der etwa 150 Meter vom bisherigen Einstiegspunkt entfernt entsteht. Der bisher genutzte Bereich befindet sich im Privateigentum und steht der Bahn nicht mehr zur Verfügung. Deshalb wird er künftig durch einen Zaun vom Gleisbereich abgetrennt. Der neue Bahnsteig wird in der Nähe der alten mechanischen Signalanlage errichtet, das Betreten der Anlage war bisher verboten.
Für Bürgermeister Peter Klug ist das ein tragbarer Kompromiss: "Das wäre ein Sicherheitsrisiko geworden. Im Zweifel hätten die Fahrgäste die Gleise überquert – das muss verhindert werden", betont er. Der ursprünglich vorgesehene Zugang über den abgelegenen Wiesenweg sei "für Menschen mit Rollator, Koffer oder Mobilitätseinschränkungen zu gefährlich und unzumutbar" gewesen, findet Klug.
Barrierefreiheit und mehr Sicherheit für alle
Für Klug liegen die Vorteile des neuen Bahnsteigs auf der Hand: "Mehr Sicherheit, Barrierefreiheit, auch wenn es künftig etwas längere Fußwege gibt. Es wird ein großes Vordach geben, Wartehäuschen – das bringt mehr Komfort." Ein ausgebauter Mittelbahnsteig für Zugüberholungen ist laut Bahn wegen der geringen Fahrgastzahlen (rund 360 pro Tag) nicht vorgesehen. Für einen solchen Ausbau wären mehr als 1.000 Nutzer täglich nötig.
Gemeinde prüft Übernahme des Bahnhofsvorplatzes Parallel zur geplanten Modernisierung hat die Deutsche Bahn der Gemeinde den Bahnhofsvorplatz inklusive der dazugehörigen Straße für einen symbolischen Euro angeboten. Eine politische Entscheidung über den Ankauf und die mögliche Aufwertung des Areals mit Fördermitteln ist bislang jedoch noch nicht in den Gremien getroffen worden. "Wir wollen Fördermittel beantragen, um die Fläche neu zu gestalten und die Busanbindung sicherer zu machen", erklärt der Rathauschef.
Derzeit sei der Vorplatz häufig zugeparkt. Das erschwere vor allem bei Schienenersatzverkehr den Umstieg zwischen Bus und Bahn. Künftig sollen klare Markierungen, neue Beschilderung und Verwarnungen bei Falschparken für Ordnung sorgen. "Die Busse müssen in einem Zug durchkommen, ohne Slalom zu fahren. Das ist derzeit kaum möglich", so Klug. Die Entscheidung der Gremien stehe zwar noch aus, doch Klug macht deutlich, dass er sich eine solche Lösung ausdrücklich wünscht.
Auf die Frage, warum der bisherige Bahnsteig nicht weiter genutzt werden kann, verweist Klug auf rechtliche und technische Vorgaben: "Das Bahngelände dort ist nicht abgesperrt, das entspricht nicht mehr den aktuellen Vorschriften. Die Technik ist veraltet, und wir können das nicht beeinflussen, weil es in privater Hand liegt." Auch das Bahnhofsgebäude selbst gehört einer Privatperson und kann nicht öffentlich genutzt oder umgebaut werden.
Blick auf barrierefreien Tourismus Als Kurort will Bad Salzschlirf vor allem für ältere und mobilitätseingeschränkte Gäste attraktiv bleiben."Der erste Eindruck zählt. Besucher sollen ankommen und sich gut zurechtfinden – barrierefrei, ordentlich, sicher", betont der Bürgermeister. Die geplanten Maßnahmen am Bahnhof seien ein wichtiger Schritt, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Auch die regionale Politik habe er deshalb eingebunden: "Ich habe die Fraktionen der Gemeindevertretung mitgenommen, damit wir geschlossen auftreten und die Interessen des Kurorts sichern."
Kritik übt Bürgermeister Klug an der Bahnpolitik im ländlichen Raum generell: "Die Strecke ist nicht elektrifiziert, der Ausbau stockt – die Bahn zieht sich aus der Verantwortung zurück. Das ist ein Fehler, besonders für die Versorgung des ländlichen Raumes." Einen Hinweis spricht der Bürgermeister noch aus und bittet die Pendler darum, im mittleren Bereich zu parken, damit die Durchfahrt der Busse ermöglicht werden kann. (Zehra Hashani) +++