


Wilhelm Gebhard: Raus aus dem sicheren Hafen, rein ins Abenteuer
12.06.25 - Spannend und herausfordernd: So waren für den ehemaligen Wanfrieder Bürgermeister Wilhelm Gebhard (CDU) die ersten Wochen im Bundestag. Viele neue Eindrücke hat der Bundestagsabgeordnete bereits gesammelt und viele Ziele hat er noch im Gepäck. OSTHESSEN|NEWS hat ihn in Berlin getroffen und mit ihm über diesen neuen Lebensabschnitt gesprochen.
Lange war Gebhard Bürgermeister in Wanfried (Werra-Meißner-Kreis) und konnte sich dort einen guten Ruf erarbeiten. Der Wunsch nach größeren Herausforderungen zog ihn nach Berlin. Bei der vergangenen Bundestagswahl konnte der 49-jährige einen Sieg im Wahlkreis 168 Werra-Meißner/Hersfeld-Rotenburg einfahren und hat damit zum ersten Mal in der Geschichte der Union das Direktmandat für Berlin errungen.
Ein Neuling im Bundestag, aber nicht in der Politik. Wie verliefen die ersten Wochen? "Ich muss mich erstmal umgewöhnen. Ich bin ein bekennendes Landei und muss mich jetzt in der großen Stadt zurechtfinden. Das Wanfrieder Rathaus passt vielfach in die Gebäude, die zum Bundestag gehören." Da kann man sich auch schnell mal verlaufen. "Berlin ist eine tolle Stadt. Hier leben würde ich aber nicht wollen, dafür bin ich viel heimattreu und zu verliebt in unsere Fachwerkidylle sowie in unsere traumhaft schöne Mittelgebirgslandschaft, die von Fulda und Werra durchzogen wird", sagt er. Was ihn in Berlin aber sehr fasziniert, ist die traditionsreiche Geschichte und die Vielfalt der Stadt.
"Die Politik muss jetzt liefern" Der Start in die Legislaturperiode war ungewöhnlich. Statt regelmäßigen Sitzungen gab es zunächst Koalitionsverhandlungen, die ohne uns Neulinge stattfanden und dann die gescheiterte Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler im ersten Wahlgang. In der neuen Umgebung zurechtfinden und eine Struktur schaffen, das konnte Gebhard trotzdem. Bald geht es dann richtig los und der Politiker hat starke Ambitionen. "Die Politik muss jetzt liefern", ist er sich sicher. "Ich bin als einer von 630 Abgeordneten gewählt worden, die das deutsche Volk vertreten und nehme die Aufgabe demütig an. Wir dürfen die Menschen nicht nochmal enttäuschen und das ist CDU, CSU und SPD sehr bewusst."
Die Enttäuschung der Menschen über die Politik sah man auch im Wahlergebnis. Der Rutsch in die Extreme macht dem Politiker Sorgen. "Ich brauche weder die Linke noch AfD. Diese Extreme haben uns in Deutschland noch nie geholfen. Wir brauchen die politische Mitte." Ihm ist ein Klima wichtig, in dem wieder Vertrauen in die Politik und handelnde Akteure geschaffen wird. Für ihn dabei besonders im Vordergrund: Die Themen Wirtschaft und Migration. "Wir müssen die Migration steuern und begrenzen." Am Ende sollen nur noch die bleiben, die auch einen Anspruch auf Asyl haben und die sich in Deutschland integrieren und unsere Werte sowie unsere Kultur achten und anerkennen. "Das Thema ist geeignet, unsere Demokratie zu gefährden, davon bin ich überzeugt. Wenn wir die Wirtschaft stärken und die Migration regeln und begrenzen können, dann führt das dazu, dass die Menschen wieder Vertrauen in die Politik finden", stellt der Politiker fest.
Expertise als Bürgermeister
Eine große Aufgabe, aber was möchte er konkret unternehmen? "Als Neuling werde ich meine persönlichen Ziele vermutlich nicht gleich umsetzen können. Mir war es vor allem wichtig, in meinem Wunschausschuss zu landen. Das hat geklappt und dort möchte ich meine Expertise einbringen, um etwas bewirken zu können." Der Ausschuss seiner Wahl: Wohnen, Stadtentwicklung, Bauwesen und Kommunen. Hier kommt Gebhard besonders eine Sache zugute, seine langjährige Erfahrung als Bürgermeister. Dazu der Ausschuss für Wirtschaft und Energie, in dem Gebhard ebenfalls ordentliches Mitglied sein wird. Für ihn als Dipl.-Kaufmann ein weiterer Ausschuss, der ihm zusagt.
Anreize für den ländlichen Raum schaffen
"Seit Jahren erlebe ich, dass immer nur von sozialem Wohnungsbau in Großstädten gesprochen wird. Dabei hat der ländliche Raum sehr viel Leerstand zu beklagen und bietet damit viel Potential. Ich glaube, wenn wir Anreizprogramme schaffen, die auch ein Leben auf dem Land attraktiv machen, wird das zur Entspannung der Wohnraumsituation in den Großstädten führen." Was ihm als ehemaliger Bürgermeister ganz besonders wichtig ist: "Ich habe die Hoffnung, dass ich bei Gesetzesvorhaben in der Lage bin, zu beurteilen - wenn ich die Hand für die Gesetze hebe - was bedeutet das für eine Kleinstadt, eine kleine Kommune mit kleiner Verwaltung?" Gesetze wie bspw. das "Gute-Kita-Gesetz", das gut gedacht, aber schlecht gemacht ist, dürfen sich nicht wiederholen, schon gar nicht zu finanziellen Lasten der Kommunen.
Die ersten Wochen im Bundestag sind geschafft, das Einfinden war erfolgreich und viele Ziele hat der Politiker auch. Für Gebhard und auch für Deutschland stehen spannende Jahre bevor. "Und wenn ich mal nicht in Berlin bin, bin ich täglich im Wahlkreis unterwegs, da mir ein Ziel sehr am Herzen liegt – nah bei den Menschen zu sein und die Politik aus Berlin zu den Menschen zu bringen und Anregungen aus dem Wahlkreis mit nach Berlin zu nehmen", sagt Gebhard abschließend. (Katharina Geppert) +++
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