

Droht hunderten Beschäftigten das Aus? "ae group" ringt ums Überleben
07.06.25 - Die Zeit drängt: Der Automobilzulieferer "ae group" – mit Hauptsitz in Gerstungen (Wartburgkreis) und einem weiteren Standort in Nentershausen (Hersfeld-Rotenburg) – steht vor zukunftsweisenden Wochen. Noch ist unklar, ob sich ein Investor findet, der das Unternehmen übernimmt und so die Standorte und Arbeitsplätze sichern kann. Andernfalls droht eine schrittweise Abwicklung – und das Aus für Hunderte Beschäftigte in der Region.
Seit dem Insolvenzantrag in Eigenverwaltung im August 2024 laufen Restrukturierungsmaßnahmen. Damals begründete Vorstandschef Christian Kleinjung den Schritt mit einem drastischen Nachfragerückgang in der Automobilindustrie: "Wir bedauern sehr, diesen Schritt gehen zu müssen. Wir sind zuversichtlich, dass wir durch das Insolvenzverfahren unser Unternehmen sanieren und die Arbeitsplätze erhalten können", äußerte er vergangenes Jahr gegenüber OSTHESSEN|NEWS.
Geordneter Rückzug wird überprüft Rund 1000 Beschäftigte arbeiten an den vier Standorten der "ae group", davon allein 580 in Gerstungen und 147 in Nentershausen. Der Standort in Lübeck wurde im April bereits geschlossen, 127 Menschen verloren dort ihren Job.
In Gerstungen wird derzeit um die Zukunft gerungen: In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, ob der Standort mit rund 600 Arbeitsplätzen erhalten bleiben kann. Erste Gespräche mit potenziellen Investoren laufen. Zwei strategische Interessenten sind inzwischen in den Verkaufsprozess eingestiegen. Parallel dazu prüft das Unternehmen gemeinsam mit der Eigenverwaltung die Möglichkeiten einer sogenannten Ausproduktion – einem geordneten Rückzug aus dem Standortbetrieb.
Hunderte Beschäftigte sind betroffen
In einer Pressemitteilung warnt Gerstungens Bürgermeister Daniel Steffan vor den dramatischen Konsequenzen einer möglichen Schließung: "600 Menschen – Familienväter und -mütter, junge Fachkräfte, Auszubildende – wären von der Schließung des Standorts Gerstungen betroffen. Die ‚ae group‘ war über viele Jahre hinweg ein verlässlicher und bedeutender Arbeitgeber in unserer Region. Wir hoffen inständig, dass sich noch ein Investor für das Unternehmen findet.""Sozialen Kahlschlag verhindern"
Der Bürgermeister stehe seit Monaten in engem Kontakt zur Geschäftsleitung, heißt es weiter. Man wolle alles dafür tun, um die betroffenen Beschäftigten im Ernstfall zu unterstützen: "Unser Ziel ist es, einen sozialen Kahlschlag zu verhindern. Die Gemeinde Gerstungen wird alles in ihrer Macht Stehende tun – sei es durch Vermittlung, Qualifizierung oder die Ansiedlung neuer Unternehmen."Zugleich richtet Steffan einen deutlichen Appell an die Politik: Die strukturellen Probleme der mittelständischen Industrie müssten endlich ernst genommen werden. Steigende Energiekosten, wachsende Bürokratie und die angespannte Lage der Automobilbranche hätten die Krise der "ae group" entscheidend mitverursacht. (Constantin von Butler) +++