
100 Jahre Freiwillige Feuerwehr: Neben dem Wecker liegt der Pager
07.06.25 - "Sie sind Bestandteil unserer Sicherheitsinfrastruktur. Für das Dasein ein ganzes Jahr über, möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen", sagte der heimische Landtagsabgeordnete Thomas Hering (CDU) am Freitagabend beim Kommersabend zum 100-jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Hünfeld sowie 30 Jahre Jugendfeuerwehr im Lokschuppen.
Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte sind Tag und Nacht für ihre Mitmenschen da. Ob Brände, Unfälle, Hilfeleistungen und Brandsicherheitsdienste - die Aufgaben werden immer umfangreicher. Die Feuerwehr Hünfeld ist mindestens jeden zweiten Tag im Einsatz.
"Viele denken, das ist eine Berufsfeuerwehr", sagte Kreisbrandinspektor Adrian Vogler. "Sie wissen oft nicht, was sie vor Ort erwartet. Das sind herausfordernde und anspruchsvolle Aufgaben und Situationen. Die Betroffenen sind in Not und Gefahr. Das erfordert ein hohes Maß an Professionalität. Unsere Feuerwehren in der Stadt Hünfeld sind hochprofessionell, das bekommen wir immer wieder von Betroffenen gespiegelt", sagte Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU) zu den rund 200 Festgästen.
In einem angenehm kurzweiligen Kommers wechselten sich die Grußworte der Repräsentanten aus Politik und dem Feuerwehrwesen sowie die Vorstellung der Geschichte in drei Blöcken ab. Dazwischen gab es zwei Pausen zum Netzwerken und wohltuende Blasmusik. So macht ein Kommersabend Spaß. Die Ehrengäste hielte sich an die Vorgabe, kurze Grußworte zu halten. Sie brachten "Flachgeschenke" und eine große Flasche eines typisch Hünfelder Stöffchens mit - passend für Nachbesprechungen oder Kameradschaftsabende.
Jung und junggeblieben stellten die Chronik vor
Wunderbar waren die Fragen und Antworten zur 100-jährigen Geschichte etwa von Ema und Frieda Hasenauer sowie Alexander Koch zum Thema "Die Gründungszeit - Aufbau in bewegten Zeiten" oder Bernd Büttner mit Noah Müller zu "Wachstum, Wandel & Weiterentwicklung". Den dritten Block zu "Tradition trifft Zukunft - 30 Jahre Jugendfeuerwehr stellten Eva Dinnenberg und Johannes Dietl vor.Nach dem Großbrand in der Hünfelder Altstadt im Jahre 1888 wurde die Feuerwehr neu aufgestellt. Bis dahin wurde die Brandbekämpfung von der Pflichtfeuerwehr übernommen. Rund 1.000 Helfer aus der ganzen Region waren mit den Löscharbeiten beschäftigt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war alles anders. Die Amerikaner kamen in die Stadt. Im September 1945 trafen sich 34 Männer, die Feuerwehr war wieder aktiv. In den Jahren ging es bergauf, es wurde viel investiert. Ein Opel Blitz war das erste große Auto. Es bereicherte am Freitagabend den Kommers in dem herausragend schon dekorierten Lokschuppen seitlich der Bühne. Auf der anderen Bühnenseite stand das neue StLF 20, vor der Veranstaltungshalle begrüßten eine historische und eine aktuelle Drehleiter die Festgäste. Event Thiele hatte für die Technik und die gastronomische Versorgung der Gäste gesorgt.
Die Fahrzeuge im Lokschuppen spiegelten den Wandel der Feuerwehr und deren Technik. Doch die Werte der Feuerwehr sind immer gleich geblieben. Dazu zählen der Teamgedanke, die Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl. "Feuerwehren sind unverzichtbar für unsere Sicherheit, das gilt für die Stützpunktfeuerwehr und alle Stadtteilfeuerwehren", sagte der Bürgermeister.
"100 Jahre sind ein stolzes, ein schönes Jubiläum. Eins ist immer gleich geblieben: Das ist die Kameradschaft. Es ist ein zentrales Element, welches die Feuerwehr immer geprägt hat. Ihr seid eine starke Feuerwehr. Menschen zusammenzuführen, für etwas zu sein, ist etwas Besonderes. Wir leben in unsicheren Zeiten, das ist es wichtig, auch mal über Freiheit zu reden. Wer nicht sicher ist, der ist nicht frei. Ihr schützt ihre Freiheit. Ihr seid zur Stelle, das verdient höchste Anerkennung. Das, was ihr leistet, ist nicht selbstverständlich", sagte Woide.
Thomas Hering erklärte, dass der Staat für die Sicherheit verantwortlich sei. Das System der Freiwilligen Feuerwehren gebe es nur einmal auf der Welt. Neben dem Wecker liege der Pager (Gerät zur Alarmierung der Einsatzkräfte), erklärte der Landtagsabgeordnete. Er sprach in seinem Grußwort aber auch die aktuellen Herausforderungen an. Explizit die Regulierungswut des Staates. "Ich sage, lasst doch die Leute vor Ort entscheiden. Das ist angekommen. Wir brauchen den Austausch", sagte Hering.
Den festlichen Rahmen begleitete eine Standarte der Feuerwehr. Zu den weiteren Grußwortrednern zählten Vertreter der Jugendfeuerwehr, der Stadtbrandinspektor, vom Kreisfeuerwehrverband, Pfarrer Michael Müller und vom Deutschen Roten Kreuz.
Kreisbrandinspektor Adrian Vogler fasste in seinem Grußwort treffend zusammen: "Vertrauen, Teamgeist, Innovation. Feuerwehr ist mehr, Feuerwehr ist eine Heldenschmiede. Zukunft braucht Herkunft. Ohne Feuerwehr geht nichts. Die Feuerwehr ist ein verlässlicher Partner in der überörtlichen Hilfe."
Am 21. und 22. Juni dieses Jahres feiert die Hünfelder Feuerwehr ihr Jubiläum mit einem Wochenende auf dem Festplatz Haselgrund, mit Wasserspielen, Livemusik und einem Tag der offenen Tür. (Hans-Hubertus Braune) +++