

Der Städtische Konzertchor Winfridia Fulda auf Konzertreise in den Niederlanden
07.06.25 - Das Himmelfahrtswochenende stand ganz im Zeichen der Freundschaft und des Gedenkens: Der Städtische Konzertchor Winfridia Fulda reiste auf Einladung des Freundschaftskomitees Dokkum-Fulda in die niederländische Partnerstadt, um dort das Oratorium "Annelies" von James Whitbourn erneut aufzuführen – ein Werk, das auf Tagebuchzitaten von Anne Frank basiert. Schon im Jahr 2013 hatte die Winfridia das Oratorium in Dokkum mit großem Erfolg präsentiert.
Dieses Mal stand die Aufführung im Rahmen der Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung der Niederlande von der Naziherrschaft auf dem Programm. Sie sollte an die dunkle Zeit des Krieges und die daraus entstehende Verantwortung für nachkommende Generationen erinnern. Die Verbindung zwischen Dokkum und Fulda ist seit Jahrzehnten eng – ein Beweis für die lebendige Freundschaft zwischen den beiden Städten. Die niederländischen Gastgeber hatten schon im Vorfeld viel Zeit und Mühe in die Vorbereitung der Reise investiert. Sie empfingen die Fuldaer Chormitglieder herzlich in Friesland und begleiteten sie drei Tage lang. In Leeuwarden, der Hauptstadt der Provinz Friesland, begrüßte die stellvertretende Vorsitzende des Gemeinderates Frau Eline de Koning den Chor im historischen Rathaus. Neben einer Stadtführung durch den mittelalterlichen Stadtkern Leeuwardens standen Ausflüge an die friesische Küste, eine Grachtenfahrt in Groningen sowie kulinarische Genüsse wie Matjes, Kibbeling (Kabeljau) und friesisches Zuckerbrot auf dem Programm.
Ein besonderer Moment war das Ablegen kleiner Steine am Mahnmal für die deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Leeuwarden. Seit 2022 trägt das Denkmal neben der ehemaligen jüdischen Schule die Namen aller 544 Opfer – eine bewegende Erinnerung an die dunkle Vergangenheit. Der krönende Abschluss der Reise fand in der voll besetzten Grote Kerk in Dokkum statt. Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Bürgermeister Johannes Kramer sprach der Kommissar des Königs drs. A.A.M.Brok über die Bedeutung des Konzerts als "Moment der Erinnerung und des Gemeinschaftssinns". Es sei eine "starke und liebevolle Geste der Verbundenheit über Grenzen hinweg", dass deutsche Stimmen Anne Franks Worte nun wieder zum Leben erweckten.
Auch die Stadt Fulda war vertreten: Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld betonte in seiner Ansprache die enge Freundschaft mit Dokkum. Er erinnerte an die Opfer der Naziherrschaft, darunter der in Dachau ermordete Titus Brandsma und zwanzig Personen, die im Januar 1945 in Dokkum exekutiert worden waren. Abschließend appellierte er an die Verantwortung der heutigen Generation, die Erinnerung lebendig zu halten und Freiheit und Demokratie aktiv zu schützen. Chordirektor Carsten Rupp leitete das Konzert mit großer Leidenschaft und Souveränität. Mit dabei waren die deutsche Sopranistin Meike Buchbinder sowie vier niederländische Instrumentalisten aus Groningen.
Das Publikum belohnte die Aufführung mit stehenden Ovationen. Eine wertvolle Rückmeldung, die den Chor sehr berührte, kam von Bürgermeister Kramer: Für ihn seien Anne Franks Worte aus dem Tagebuch durch das Konzert "fühlbar" geworden. Der Abend klang mit netten Begegnungen und Gesprächen aus. Das Konzert in Dokkum ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie Musik Brücken bauen und Freundschaften stärken kann – ein echtes Geschenk, das die Verbundenheit zwischen Fulda und Dokkum weiter festigen soll. Die Winfridia freut sich auf viele Besucher aus Dokkum, wenn im kommenden Jahr das 150-jährige Bestehen des Chores gefeiert werden wird: "Vriendschap is een geschenk." (pm/ci)+++