

Der Wahnsinn aus der Rhön: Der SV Hofbieber steigt in die Verbandsliga auf
09.06.25 - Was für eine Stimmung, was für ein Spektakel am Pfingstsonntag im Hattenberg-Stadion in Niederaula: Der SV Hofbieber dreht das hochklassige Relegationsfinale gegen den GSV Eintracht Baunatal und steigt in die Fußball-Verbandsliga auf. Am Ende von 90 hochklassigen Minuten stand es 4:2 (2:2) für die Rhöner Jungs.
Die mitgereisten Fans aus der Rhön waren völlig aus dem Häuschen und feierten frenetisch mit ihrer Helden-Mannschaft.
Nur drei Tage nach dem 4:3-Wahnsinn im Halbfinal-Rückspiel gegen Sandershausen haben die Jungs von Trainer Sebastian Vollmar erneut abgeliefert - und wie. Vor rund 1.100 Zuschauern entwickelte sich von der ersten Minute an ein rasantes Duell, beide Mannschaften suchten den Vorwärtsgang, wobei Baunatal zunächst mehr spielerische Elemente hatte. Die Führung fiel dann etwas überraschend und in der Entstehung kurios für Hofbieber. Robin Rinas missglückte wohl eine Rückgabe, das runde Leder segelte und segelte über den verdutzten eigenen Keeper ins Tor (6.).
Doch Baunatal machte weiter und kam schnell zum Ausgleich. Antonio Bravo-Sanchez ließ seine fußballerische Klasse aufblitzen, traf zum 1:1 (12.) und Tobias Oliev drehte die Partie nach 20 Minuten für die bis dahin besseren Nordhessen. Vielleicht sind es die kernigen Rhöner Tugenden, jedenfalls darf man Hofbieber nie aufgeben. Das bekam Sandershausen am Donnerstag in der Nachspielzeit zu spüren. Und so war es auch im Finale um den letzten freien Platz in der Verbandsliga Nord.
Nach 30 Minuten folgte der erneute Ausgleich. Torsten Müller nutzte das Elfmetergeschenk und traf per Strafstoß zum 2:2. Hofbieber bekam die Partie nun immer besser in den Griff, kämpfte mit Leidenschaft und warf sich in jeden Zweikampf. Sie raubten dem spielerisch überlegenen Baunatalern letztlich den Nerv. Und sie hatten das Glück des Tüchtigen.
Direkt nach der Halbzeitpause war Fabio Ruppert zur Stelle und markierte die erneute Führung für den Gruppenliga-Dritten, der vom freiwilligen Aufstiegsverzicht von Meister SG Oberzell-Züntersbach profitierte und in die Relegation sprang.
Der Traum wird wahr
"Bis zum vorletzten Spieltag war die Relegation für uns ja überhaupt kein Thema. Ein Wahnsinn, was der Verein in den letzten Wochen auf die Beine gestellt hat", sagte Trainer Sebastian Vollmar nach der Partie. Als erneut Ruppert in der 70. Minute einen Fehler der Baunataler Defensive nutzte und auf 4:2 stellte, musste sich so mancher Fan der Rhöner erstmal kneifen. Stimmt das? Ja, und Baunatal fehlte irgendwie das letzte Quäntchen, um Hofbieber noch ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Die Schlussphase wurde letztlich nicht mehr zu einem Zitterspiel. Die Eintracht probiert es, doch der SVH ließ nichts mehr anbrennen - um übrigens auch keine Rauchtöpfe oder Pyrotechnik. Das Einzige, was rauchte, waren die mobilen Grillstationen der Niederaulaer Gastgeber.Sieben Minuten Nachspielzeit und dann war Schluss: Der SV Hofbieber steigt in die Verbandsliga auf. Und das völlig verdient. Hofbiebers Coach ist für seine Sachlichkeit und Demut bekannt: "Sandershausen war schon schwer. Heute gehen wir ohne unser Zutun in Führung, liegen dann zurück. Wir haben uns aber gut reingearbeitet und ruhig durchgespielt. Das 3:2 unmittelbar nach der Pause war schon mitentscheidend", sagte Vollmar, während die Fans lautstark ihren Trainer forderten. Überragend, wie gefühlt ganz Hofbieber ihre Jungs unterstützten und feierten. Großes Kino im Hattenberg-Stadion.
USA-Flug einfach mal umgebucht
Und mittendrin einer, der doch zu dieser Zeit in den USA weilen wollte: Yannik Bleuel. Der Siegtorschütze vom Donnerstag hatte seine USA-Reise lange vorher gebucht und der Flieger sollte vor dem Finalsonntag abheben - allerdings ohne ihn. "Ich hatte schon mal vorher reingeschaut, ob ich umbuchen kann. Sie haben dann Geld für mich gesammelt und am Donnerstagabend habe ich noch mal geschaut und umgebucht. Das war zwar etwas teurer", sagte Bleuel im Freudentaumel."Mein Flieger geht morgen früh, das wird anstrengend, aber ich kann ja im Flieger lang genug schlafen", sagte der junge Hofbieberer. Er will in Michigan seine Familie besuchen, den Traum hat er schon so lange, wie er denken kann. Alles richtig gemacht, kann man da nur schreiben. So eine total verrückte Relegation erlebst Du als Fußballer nicht allzu oft. Dieser Sonntag, diese Saison geht in die Geschichtsbücher von Hofbieber ein - sicher ein historischer Tag für den Sportverein.
Lob aus Baunatal für die Gastgeber: "Sucht seinesgleichen"
Eintracht Baunatal war natürlich nach der Partie enttäuscht, doch die Mannschaft wie Fans hatten ebenso ihren Anteil an diesem Fußballfest und werden es sicher in der nächsten Saison wieder probieren. Und zeigten auch gegenüber dem Gastgeber Größe: "Im Namen von Eintracht Baunatal möchten wir uns bei Euch für die Organisation bedanken. Der Rasen hatte Bundesliga-Niveau und die Bewirtung sucht seinesgleichen", schrieb der Verein am Sonntagabend an den SV Niederaula, deren Seniorenfußballer der SG Niederaula/Kerspenhausen und viele weitere Helferinnen und Helfer für die Versorgung unter anderem mit mobilen Grillwagen und Getränkeanhängern sorgten.Eintracht Baunatal: Schminke; Koch, Bär, Leck, Rinas – Dannhauer, Oliev – Bravo Sanchez, Grygier Wieczoreck – Bestmann
SV Hofbieber: Schneider; Günther (76. Hosenfeld), J. Budenz, Ditzel – Müller (79. L. Budenz) – J. Haas, Gradl (89. L. Haas), Scholz, von Keitz (90.+2 Faber) – Bleuel, Ruppert
Schiedsrichter: Vincent Schandry (1. FC-TSG Königstein)
Zuschauer: 1.085
Tore: 0:1 Robin Rinas (6., Eigentor), 1:1 Antonio Bravo-Sanchez (12.), 2:1 Tobias Oliev (20.), 2:2 Torsten Müller (30., Foulelfmeter), 3:2 Fabio Ruppert (46.), 4:2 Fabio Ruppert (70.). (Hans-Hubertus Braune) +++
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