Feierliche Staffelübergabe bei der Töpferei Bauer in Lauterbach - Fotos: Dieter Graulich

LAUTERBACH Besonderes Jubiläum

450 Jahre Töpferei Bauer: Staffelwechsel von Dieter auf Leonhard Bauer

10.06.25 - "450 Jahre Töpferei Bauer ist mehr als ein Jubiläum, das ist ein Stück Geschichte", so beschrieb Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller am Samstag im stilvollen Rokokosaal des historischen Hohauses dieses besondere Erlebnis, das gelebtes Handwerk, Familiengeschichte und kulturelles Erbe zugleich sei. 15 Generationen hätten dieses Werk geprägt und jedes Kapitel dieser Geschichte sei ein Beweis für Ausdauer, Geschick und die Liebe zum Töpferhandwerk.

450 Jahre, müsse man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Eine Töpferei die seit dem Jahr 1575 nicht nur bestehe, sondern lebe, sich weiterentwickle und heute noch so präsent sei wie damals. Das Stadtoberhaupt bezeichnete das Töpferhandwerk bereits früher als unverzichtbar, denn ohne Töpfer habe es keine Vorratsgefäße, keine Schüsseln und keine Krüge gegeben, alles Dinge die man im täglichen Leben gebraucht habe. Heute habe das Töpferhandwerk eine neue Bedeutung, es stehe für Qualität statt Massenware, für Beständigkeit statt Kurzlebigkeit und nicht zuletzt für Schönheit, die von Hand gemacht sei.

Die Töpferei Bauer bezeichnete er als ein lebendiges Zeugnis der Stadtgeschichte. Sie habe Kriege überdauert, Umbrüche miterlebt, Generationen geprägt und sei heute lebendig wie eh und je. Namens der Stadt Lauterbach dankte Vollmöller für die unermüdliche Arbeit, die Leidenschaft, für das handwerkliche Können und die Treue zur Stadt. Als Geschenk überreichte er einen Birnbaum.

Zu Beginn der Festlichen Vorträge hatte Dieter Bauer die Geschichte der Töpferei erläutert. So sei 1575 zum ersten Mal ein Töpfermeister Bauer in den Unterlagen des Lauterbacher Handwerks aufgetaucht. Seither gehe die Tradition kontinuierlich in die Hand des Sohnes über. Zwischen Hermann Bauer und seinem jüngsten Nachfahren Leonhard seien es 15 Generationen voller Erfahrungen und Erfindungsreichtum.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) leisteten die Lauterbacher Töpfer einen Dienst zum Schutze ihrer Vaterstadt, indem sie bei der Reparatur der Stadtmauer Ziegel und Kalk in großen Mengen lieferten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde das Gros der neuen Häuser mit Ziegeln bedacht. Auch die Töpferei Bauer lieferte in wenigen Jahrzehnten mehrere zehntausend handgeformte Dachziegeln. Mit ihrer Zierkeramik sei bereits um 1800 die Messen in Kassel und Frankfurt beliefert worden.

Viel Lob, Grußworte und Dank

Leonhard Bauer II. (1868-1953) sei wohl der bedeutendste Jugendstiltöpfer Hessens gewesen und habe mit seiner Kunst die höchsten Auszeichnungen des Kontinents in Dresden, Berlin, St. Petersburg und Brüssel gewonnen. Teile seiner Jugendstilkeramik seien noch heute in der UNESCO-Weltkulturerbestätte auf der Mathildenhöhe in Darmstadt vorhanden.

1984 begann durch Toni und Willi Bauer die langjährige Tradtion des Internationalen Töpfermarktes in Lauterbach. 1988 eröffnet Dieter Bauer die Lauterbacher Filiale in der Stadtmühle und außerdem beginnt die regelmäßige Teilnahme an vielen Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland. 1996 folgt die Eröffnung einer Filiale in Eisenach und 2018 im Krönungsweg in Frankfurt/M.

Den Reigen der Grußworte, nach Bürgermeister Vollmöller, setzte dann Landrat Dr. Jens Mischak fort, der mit seinem Gedicht auf das 450-jährige Jubiläum, viel Beifall erhielt: "Bei Sonne, Regen oder Schauer 450 Jahre Töpfer Bauer. So lange reicht die Tradition, so brennt ihr schönes ganz aus Ton. Die Tasse kam, der Krug war da, die Schüssel folgte – wunderbar! Wo anderorts Betriebe fliehn, steht Bauer fest, wie auf Tonschien." Im letzten Vers hieß es dann: "Drum liebe Bauer`n, hebt das Glas, na gut, den Krug, das macht mehr Spaß. Ihr sei ein Schatz in uns`rer Mitte, mit Ton, mit Herz, mit Lebenssitte."

Lob und Dankesworte von Rainer Dietz für die IHK Gießen-Friedberg, Clemens Schneider von der Kreishandwerkerschaft Vogelsbergkreis, Museumsleiter Till Hartmann und Prof.Dr. Karl August Helfenbein sowie von der Belegschaft folgten. Abschluss der Veranstaltung im Rokokosaal war dann die Staffelholzübergabe von Dieter an Leonhard Bauer und dem gemeinsam gesungenen Lied: Wenn der Dieter an der Scheibe dreht, das speziell auf die Arbeit von Dieter Bauer gerichtet war.

Begonnen hatten die Feierlichkeiten insgesamt mit einer historischen Stadtführung durch Lauterbachs reiche Töpfergeschichte die eins 14 Töpfereien beherbergte. Am Sonntag gab es einen Tag der offenen Tür mit Beginn um 14.00 Uhr und ab 18 Uhr eine große Jubiläumsfeier mit Livemusik. (Dieter Graulich) +++


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