

Kein Priesternachwuchs in Sicht - Ausbildung soll neu geordnet werden
14.06.25 - Am Samstag weihte der Fuldaer Bischof Michael Gerber in einem feierlichen Pontifikalamt im voll besetzten Dom drei junge Männer zu Priestern. Marcel Krawietz (27), Daniel Schier (31) und Andreas Szumski (26) werden zumindest für die nächsten sieben Jahre die letzten Geistlichen sein, die im Bistum ausgebildet und geweiht werden. Der Nachwuchsmangel für den Priesterberuf ist aber kein Fuldaer Phänomen, sondern diese rückläufige Entwicklung ist in allen deutschen Bistümer deutlich spürbar.
Besonders wegen der anspruchsvollen und langwierigen Ausbildung scheuen sich junge Männer offenbar davor, den Beruf des katholischen Geistlichen einzuschlagen. Die Zahlen sind dramatisch zurückgegangen. Wurden vor 60 Jahren noch 557 Priester und vor 20 Jahren 122 geweiht, waren es 2024 nur 29 geweihte Priester in allen 27 deutschen Bistümern. In elf der 27 deutschen Bistümer gab es vergangenes Jahr keine einzige Priesterweihe.
Weil den katholischen (wie den evangelischen) Kirchen die Pfarrer und die Gläubigen fehlen, verwaisen die Kirchen und werden verkauft oder umgewidmet. Der Trend zum Kirchenaustritt ist weiter ungebrochen: Seit zwei Jahren sind die Christen in Deutschland in der Minderheit, weniger als die Hälfte der Bevölkerung ist noch Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche, Tendenz fallend. Zwangsläufig gibt es auch immer mehr leerstehende Kirchengebäude, deren teuren Erhalt die Kirchen nicht mehr tragen können. Sie werden entwidmet oder profaniert und stehen zum Verkauf.
Im Bistum Fulda waren das in den letzten Jahren bereits 19 an der Zahl, die zum Teil zu Wohnhäusern, einem Museum, einer Brennerei und in Bad Orb in eine Boulderhalle umgenutzt wurden. Aus der Maberzeller Kirche wurde schon vor Jahrzehnten ein Fotostudio, in Bad Hersfeld wird eine Pflegeeinrichtung auf dem Grundstück einer abgerissenen Kirche gebaut.
Was sagt das Bistum Fulda zu dieser Mangelsituation?
Angesichts dieser traurigen Entwicklung haben wir aktuell im Bistum nachgefragt, wie man dort mit der Mangelsituation umgeht. Die Pressestelle des Bistums erklärt dazu: "Mit der Priesterweihe von drei jungen Männern am Pfingstsamstag im Fuldaer Dom blickt das Bistum Fulda mit großer Dankbarkeit auf ein bedeutendes geistliches Ereignis.
Dennoch steht Situation im Bistum Fulda im Kontext einer bundesweiten Entwicklung: In nahezu allen (Erz-)Diözesen in Deutschland ist die Zahl der Priesteramtskandidaten rückläufig. Aktuell befinden sich im Bistum Fulda keine weiteren Kandidaten in der Priesterausbildung. Aufgrund der regulären Ausbildungsdauer von mindestens sieben Jahren ist frühestens mittelfristig mit weiteren Weihen zu rechnen. Eine Ausnahme könnten Quereinsteiger bilden, die bereits ein Theologiestudium begonnen haben.
Das Bistum begegnet dieser Herausforderung mit einer Neuausrichtung der Priesterausbildung. Es beteiligt sich an überdiözesanen Kooperationen, in denen Studium und Pastoralkurs gemeinsam mit anderen Diözesen organisiert werden. Studienorte sind unter anderem München und Frankfurt, der Pastoralkurs findet an wechselnden Standorten statt.
Die Berufung zum Priesteramt entsteht nicht durch Werbung, sondern in der Begegnung mit dem Wirken Christi. Das Bistum Fulda begleitet diesen geistlichen Prozess mit Gebetstagen, geistlicher Begleitung und pastoralen Angeboten. Wie Bischof Dr. Michael Gerber in seiner Predigt zur Weihe betonte, ist der priesterliche Dienst ein Weg des Vertrauens – getragen von der Hoffnung, dass Christus auch heute Menschen ruft und begleitet." (ci)+++