

Nachtschicht in der Logistik: Wilhelm Gebhard im Dialog mit der GO!-Chefetage
17.06.25 - In wirtschaftlich angespannten Zeiten ist der direkte Austausch umso wichtiger. Deshalb hat die Geschäftsführerin von GO! Express & Logistics Deutschland, Martina Baerecke, den Weg zur Politik gesucht und stieß bei Wilhelm Gebhard auf offene Ohren. Sie habe den Wunsch nach weniger beziehungsweise praxisnäherer Regulierung und mehr Dialog zwischen Politik und Wirtschaft.
Ihr Unternehmen betreibt europaweit rund 100 Standorte, das Herzstück des Logistiknetzwerkes befindet sich im osthessischen Niederaula (Landkreis Hersfeld-Rotenburg).
Der heimische Bundestagsabgeordnete Wilhelm Gebhard (CDU) hat die Einladung angenommen. Am Donnerstagabend besuchte Gebhard zusammen mit Volker Dietz von der Mittelstandsunion MIT Hersfeld-Rotenburg den Betrieb an der Bundesstraße B62. Von 21 Uhr bis kurz vor Mitternacht machte sich der ehemalige Wanfrieder Bürgermeister ein Bild von den Abläufen in der Logistikhalle und tauschte sich in intensiven Gesprächen mit den Führungskräften aus Niederaula und Bonn (Headquartier) aus.
Stärkung der deutschen Wirtschaft
Baerecke unterstrich ihren Wunsch an die neue Regierung, der deutschen Wirtschaft den Rücken zu stärken. In den vergangenen Jahren seien die Unternehmen zunehmenden regulatorischen und wirtschaftlichen Anforderungen ausgesetzt worden. Dabei gelte Qualität ohnehin als wichtigstes internes Unternehmensmerkmal, es werde dauerhaft in Mitarbeiter und Prozesse investiert. Die Komplexität und Überregulierung führten oft zu zusätzlicher Bürokratie und deutlicher Kostensteigerung. Da die Unternehmen auf dem freien Markt nicht auf eine Quersubventionierung von Brief- und Paketgeschäft zurückgreifen können, so die Geschäftsführerin, seien faire Wettbewerbsbedingungen nicht gegeben. Sie hob zudem die Bedeutung des Mittelstandes für den Standort Deutschland hervor.Die Länge des Austausches zu später Stunde zeigt, dass die Herausforderungen akut sind und gemeinsam gelöst werden müssen. Gebhard dankte für den "ehrlichen Austausch". Als Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie im Bundestag sind diese Gespräche an der Basis ein nicht zu unterschätzender Faktor. Er zog ein positives Fazit über die Offenheit und das Klima im Betrieb.
Das Unternehmen GO! befindet sich seit dem Jahr 2008 im Industriegebiet nahe Niederaula. Vor sieben Jahren wurde der Standort erweitert. Von hier aus werden die Produkte Nacht für Nacht in Deutschland und Europa verteilt. Niederaula ist die "Hauptschlagader" des nach eigenen Angaben größten unabhängigen Express- und Kurierdienstleisters in Deutschland. Insgesamt 188 Mitarbeiter arbeiten in der Zentrale des Unternehmens, welches in der spezialisierten Logistik, insbesondere bei Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen mit Fokus auf anspruchsvolle B2B-Kunden aus dem Mittelstand, tätig ist.
Von Reisekoffer bis Pferdesperma
Das Team kümmert sich um viele unterschiedliche Sendungen. Die Palette reicht vom Behördenbrief über Operationsbestecke, hochwertige Möbel, wirbellose Tiere, Reisegepäck von Kreuzfahrtschiffen, Pferdesperma, Fahrräder, Medikamente, Betäubungsmittel und Urnen. Die anvertrauten Pakete erfordern ein hohes Maß an Qualität, Vertrauen und Verlässlichkeit. Und damit einhergehend einen größeren Aufwand für die Mitarbeiter.Die Nachtarbeit sei fordernd, für viele aber attraktiv nicht nur wegen der Zuschläge, sondern auch wegen des abwechslungsreichen Arbeitsumfelds. Die Förderung eines guten Betriebsklimas, Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe seien wichtig. "Hier wird Bitte und Danke gesagt", sagte eine Mitarbeiterin. Umfassende Schulungs- und Dokumentationspflichten sowie strenge Qualitätsanforderungen und Archivierung von Nachweisen gehören zum Aufgabenprofil. Lange Betriebszugehörigkeiten würden beweisen, dass die Arbeitskultur stimme.
Hauptkunden seien mittelständische Unternehmen mit besonderen Anforderungen. Die Waren würden am nächsten Morgen direkt an der Zieladresse angeliefert. Ein Transport von Warschau nach Paris sei über die Basis in Niederaula über Nacht möglich. Die Pünktlichkeit sei ein wesentlicher Faktor, etwa wenn das Operationsbesteck für eine geplante Operation im Klinikum an der OP-Schleuse rechtzeitig eintreffen muss. Elektrofahrzeuge sind übrigens für den Langstreckeneinsatz wegen der geringen Reichweite, langen Ladezeiten, Nutzlastverlusten und insgesamt hohen Kosten bislang nicht umsetzbar. Der Einsatz von E-Fahrzeugen sei eher im Nahbereich möglich, die fehlende Infrastruktur und technologische Grenzen sehen die Verantwortlichen des Logistikunternehmens jedoch als Hürde im Langstreckenbereich für Sprinter.