
"Saftladen": Kunden berichten von dramatischen Zuständen im Jobcenter
30.06.25 - "Saftladen", "Einfach das Allerletzte" und "Nicht zu glauben" - wenn man diese Google-Rezensionen (1,7 Sterne) liest, wird schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Und das bestätigen uns auch O|N-Leser. Es geht um das Kommunale Center für Arbeit in Hanau (KCA) im Main-Kinzig-Kreis. Es soll dort niemand telefonisch erreichbar sein, auf Mails nicht geantwortet werden und Gelder nicht gezahlt werden. Wie kann das sein?
Schon op-online.de berichtete mehrfach über die Zustände im KCA. Demnach seien die Probleme schon länger bekannt. Vor einem halben Jahr führte das KCA diese auf Personalengpässe und einen Höchststand von Neuanträgen zurück. Mittlerweile hat sich laut den Rezensionen und unseren Leserzuschriften die Lage noch nicht verbessert.
Noch immer fragen sich die Kunden des KCA, warum man dort niemanden telefonisch erreicht "telefonisch jemanden zu erreichen, ist so gut wie unmöglich", oder warum Anträge nicht bearbeitet werden: "Vor über drei Monaten hatte meine Mutter einen Antrag bei Ihnen abgegeben (Persönlich und via Post) bis dato ist nichts passiert." Das sind nur einige von vielen negativen Erfahrungen. Die Liste ließe sich endlos weiterführen.
Wir haben beim KCA nachgefragt, was genau dort eigentlich los ist: "Grundsätzlich sind alle fünf KCA-Standorte telefonisch von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 8:30 Uhr bis 12 Uhr sowie von 13 Uhr bis 16 Uhr erreichbar, am Freitag nur vormittags", heißt es auf Nachfrage. Außerdem sei ein KI-gestützter, telefonischer Chatbot geschaltet, der sich konstant weiterentwickelt und der eine wachsende Zahl von Anliegen lösen kann. "Die Mitarbeitenden sind im Rahmen der Umstellung auf eine neue Fachsoftware im April 2025 im Moment stark belastet und dies resultiert in einer schlechteren Erreichbarkeit, weil wir den Fokus darauf legen müssen, Leistungen nahtlos zu gewähren und Rückstände einzudämmen", schreibt die Pressestelle weiter.
Zur schriftlichen Erreichbarkeit heißt es: "Wir ermutigen unsere Klientinnen und Klienten, unser Online-Antragsportal für deren Anliegen zu nutzen. E-Mails sind aus unserer Sicht inzwischen kein ideales Kommunikationsmittel mehr, um Anträge zu stellen oder Unterlagen nachzureichen. Selbstverständlich bearbeiten wir auch sämtliche E-Mails, die uns erreichen. Häufig senden Klientinnen und Klienten die gleiche Information mehrfach und auf unterschiedlichen Kanälen, das erhöht dann auf unserer Seite die Komplexität und verzögert die Bearbeitung. Wer uns eine E-Mail sendet, erhält nicht pauschal eine automatisierte Antwort. Das Ausbleiben einer Antwort bedeutet aber nicht, dass das Anliegen nicht bearbeitet wird", so die Pressestelle des KCA.
Viele Probleme kamen zusammen
Auch auf die Kritik, dass Anträge nicht bearbeitet werden, reagiert das KCA: "Wir bearbeiten jeden Antrag – dazu sind wir gesetzlich verpflichtet und das entspricht auch unserer sozialen Verantwortung. Verzögerungen bzw. Rückstände lassen sich leider nicht immer vermeiden." Man arbeite mit Hochdruck daran, die Prozesse konsequent zu digitalisieren und zu optimieren.Grundsätzlich sei das Problem am im KCA in Hanau: "Am Standort Hanau haben wir seit einigen Monaten eine Kombination aus überdurchschnittlich gestiegenem Antragsvolumen, durch Fluktuation und krankheitsbedingte Langzeitvakanzen eingeschränkten Personalkörper sowie der außergewöhnlichen Herausforderung einer tiefgreifenden Umstellung der IT-Systeme in Verbindung mit einer flächendeckenden Digitalisierung aller Prozesse und Arbeitsabläufe im laufenden Betrieb." In den nächsten Wochen und Monaten soll sich diese Situation allerdings verbessern.
Wir bleiben dran. (Moritz Pappert) +++