
Gastronom Gregor Gerlach sagt Tschüss: Nachfolge für die Kleinshöhe gesucht
03.07.25 - Hoch oben über der Festspielstadt in den Hersfelder Alpen befindet sich ein echtes Juwel der heimischen Gastronomie: die Kleinshöhe. Das Haus hat eine lange Tradition und gilt als wunderbarer Ort zum Genießen und Schlemmen. Seit mittlerweile 34 Jahren führen Elke und Gregor Gerlach das Ausflugslokal.
Ende August dieses Jahres ist für das beliebte Gastronomen-Paar allerdings Schluss: "Zum 31. August 2025 haben wir unseren Mietvertrag gekündigt. Das steht fest", sagt Gregor Gerlach. Das Paar hat diesen Zeitpunkt bewusst gewählt. Aus Altersgründen möchten sie nach gemeinsam insgesamt 100 Jahren in der Gastronomie künftig ihre gemeinsame Freizeit genießen. Seit vielen Jahrzehnten haben sie jedes Jahr an Weihnachten und Silvester, im Prinzip das ganze Jahr über, immer gearbeitet. Mit Herz und Leidenschaft.
Leicht fällt ihnen dieser Schritt natürlich nicht: "Schweren Herzens", sagt Gregor Gerlach. Ihr Wunsch ist, dass es das Lokal Kleinshöhe auch in Zukunft geben wird. Das Gebäude ist im Besitz einer Bad Hersfelder Familie. Auch sie möchte gerne, dass die Kleinshöhe weiterhin als Gastronomie genutzt wird. Gerlach lobt die Besitzer für ihre fairen Konditionen.
80 Quadratmeter-Wohnung über dem Lokal
"Über dem Lokal befindet sich eine geräumige 80 Quadratmeter große Wohnung, ich muss nur die Treppe hinunter und bin in der Küche", sagt der gelernte Koch. Die Kleinshöhe hat gleich mehrere unterschiedliche Gasträume zu bieten und hat den Charme der traditionell deutschen Gasthausatmosphäre. Mit Thekenbereich, Gastraum und einem großen Saal für Feiern. Zwei besondere Schmankerl sind der wunderschöne Biergarten, umgeben von riesigen Bäumen. Hier lässt sich der Feierabend so nah an der Stadt und doch im Grünen herrlich genießen.Rustikale Hütte in den Hersfelder Alpen
Kultstatus besitzt zudem die Alpenhütte. Der Höhenzug am Tageberg heißt tatsächlich "Hersfelder Alpen". Deshalb die Namensgebung der Hütte, die eine Handwerksfirma aus Spahl in der Rhön gebaut hat. Mit einem großen Kamin und der urigen Gestaltung mit Holz und Fenstern aus der Rhön hat die Alpenhütte schon so manch legendäre Party erlebt. "Wir haben hier mit vielen Freunden aus der Region wunderbar gefeiert", sagt Gerlach, der in der Branche vernetzt und hoch angesehen ist.Das hängt auch mit der Hingabe, seiner Leidenschaft für die qualitätsbewusste deutsche Küche zusammen. Eine Küche, welche gerade auch bei jungen Leuten immer beliebter wird. Qualität und die Verarbeitung frischer heimischer Produkte stehen für ihn an erster Stelle. Während unseres Gesprächs schmort Hirschgulasch im Ofen, die Soße dazu macht er selbstredend auch selbst. "Mir kommt keine Tüte in die Küche, sehen Sie, wie klar die Brühe ist?", fragt Gerlach beim gemeinsamen Blick. Entsprechend hoch ist die Nachfrage. Feiern, Feste, Geburtstag, Firmenevents - der Kalender der Kleinshöhe ist bestens gefüllt.
Lehre in Oberhofer Top-Hotel
1975 hat Gregor Gerlach seine Lehre als Koch in einem Top-Hotel im thüringischen Oberhof in der ehemaligen DDR absolviert. "Wir hatten auch damals schon Zugang zu allen möglichen Produkten. Zu unseren Gästen zählten die Spitzenathleten, etwa im Wintersport", sagt Gerlach. Zehn Jahre später machte er sich selbstständig und arbeitete zunächst in Steinbach-Hallenberg. Von 1983 bis 1986 absolvierte Gerlach zudem eine Weiterbildung zum Küchenmeister. Mit der jahrelangen Erfahrung hat er seine Speisekarten stets weiter entwickelt. Seine Mottoküchen etwa zur Pfifferling-Saison, Spargel oder Grünkohl sind ebenso legendär und nachgefragt wie das Gänseessen. Kultstatus besitzen seine Rippchen - auch als Leiterchen bekannt. Aber auch seine Klöße nach Original Thüringer Rezept kommen bei den Gästen bestens an."Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Mir macht mein Job Spaß. Das liegt sicher auch an meiner positiven Grundeinstellung", sagt der mittlerweile 66-jährige Küchenchef und Pächter der Kleinshöhe. Dieses Herzblut ist in unserem Gespräch mit jedem Wort zu spüren. Es gebe noch so viel mehr zu erzählen. Etwa die Zeit von 1997 bis 2006 in der Tennishalle An der Unterau, die zweijährige Übernahme des Lollszeltes am Sportlereck und die vielen weiteren schönen Erlebnisse, Treffen und Geschichten in der Kleinshöhe - aber das Hirschgulasch braucht jetzt seine Hingabe.
Die Kleinshöhe ist also bestens integriert und aufgestellt - die Gasträume schick und über die Jahre modernisiert. Der Biergarten ist Liebe auf den ersten Blick. "Ich würde mich freuen, wenn wir uns künftig mit unseren Freunden abends hier hinsetzen, unser Bierchen und unsere Zeit genießen können", sagt Gregor Gerlach.
Vorausgesetzt es findet sich ein Nachfolger, oder eine Nachfolgerin. Gerade auch für ambitionierte junge Gastronomen lohnt sich ganz sicher der Blick zur Kleinshöhe hoch oben über Bad Hersfeld. (Hans-Hubertus Braune) +++