
Herzensprojekt: Tina Knabe eröffnet Arbeitsstätte für Menschen mit Handicap
23.09.25 - "Menschen, die es schwer haben, etwas bieten" - das treibt Tina Knabe aus Neuhof-Giesel (Landkreis Fulda) an. Die 56-Jährige ist Mutter von Zwillingen (22 Jahre), ihre Tochter Isabell hat ein Handicap. Von den Arbeitsbedingungen ihres Kindes ist die Leiterin einer Praxis für alternative Therapien schockiert - deshalb möchte sie Menschen mit Beeinträchtigungen mit ihrer Arbeitsstätte einen anderen Weg in die Berufswelt bieten.
Tina Knabe ist mit den bereits bestehenden Arbeitsstätten für Menschen mit Behinderungen nicht zufrieden. "Meine Tochter erhält lediglich ein schmales Taschengeld für eine Vollzeittätigkeit, wir mussten sogar Grundsicherung beantragen", erzählt sie im Interview mit OSTHESSEN|NEWS.
"Als Eltern kann man nicht mal in Ruhe sterben" Es sei für sie als Mutter besonders schlimm, wenn sie darüber nachdenkt, ihr Kind mit dieser Situation einmal alleine lassen zu müssen. "Man kann quasi nicht mal in Ruhe sterben, weil man schon vorher planen muss, dass ein beeinträchtigtes Kind auch nach dem Ableben der Eltern versorgt ist", so die 56-Jährige. Das darf keine Lösung sein, deshalb habe sie all ihren Mut und ihr Geld zusammengenommen und den Schritt gewagt, einen Arbeitsplatz für Menschen mit Handicap aufzubauen. Dieser trägt den gleichen Namen wie ihre Praxis - "Gesund auf den Punkt."
Für den Inklusionsbetrieb hat sie vom Landeswohlfahrtsverband Hessen (LVW) bereits die vorläufige Genehmigung erhalten. Ein schwieriger Teil sei allerdings die Suche nach einem Steuerberater. "Man muss einen Businessplan vorlegen, dafür braucht es Unterstützung" erklärt sie. Mithilfe der Wirtschaftsförderung hat sie dann Alfred Stein von der Hochschule Fulda gefunden, der sie bei dem Vorhaben unterstützt. "Insgesamt ist das eine finanziell sehr schwierige Zeit für mich. Bereits im Juni habe ich eine Familienstiftung, 'B&I-DieZukunftsarchitekten', gegründet, für die ich meine Altersvorsorge platt gemacht habe." Die Stiftung soll Barrierefreiheit und emotionale Unterstützung fördern. Doch all diese Vorhaben sind als Selbstständige eine enorme finanzielle Last - das bringt die Osthessin aber nicht von ihrem Plan ab.
Gesunde Foodtrucks und Snack-Automaten: "Inklusion durch Genuss"
Die Idee für den Betrieb stand schon länger, es habe nur der richtige Weg gefehlt. "Vor rund zwei Monaten bin ich dann endlich in die konkrete Planung gegangen", sagt sie gegenüber O|N. Der Plan umfasst vier Mitarbeiter, die Tina Knabe einstellen möchte. Zwei habe sie bereits - ihre Tochter Isabell und Freundin Celine, für zwei weitere Menschen sei noch Platz. Begleitet werden sie von einer Vollzeit- und einer Teilzeitkraft sowie von Tina Knabe selbst.
Weiter berichtet sie über das Konzept der Arbeitsstätte: "Geplant ist vor allem Catering-Service - es wird Foodtrucks geben, mit denen verschiedenste selbst zubereitete Speisen - von belegten Brötchen, Wraps, Kuchen, selbstgemachten Schokoladen über Pinsa - verkauft werden sollen. Es wird dahingehend zwei Angebote geben: Einen Frühstücks- und Mittagsservice und später dann auch ein Abendcatering auf Wunsch-Bestellung", berichtet Knabe. Dabei legt sie vor allem auf eins wert: Die Speisen sollen zuckerfrei und regional sein. Dementsprechend möchte sie auch noch ein weiteres Feld bedienen: Gesunde Snack-Automaten, mit hochwertigem Essen ohne Zusätze. Diese sollen von den Mitarbeitern dann befüllt werden. Einen Automaten gibt es sogar schon in Rommerz.
"Ich lege Wert darauf, dass alle Menschen gerne zu uns kommen und Spaß haben - und das unter fairen Bedingungen", fasst die Heilpraktikerin in Ausbildung zusammen. Weiter betont sie: "Wir hoffen nun auf die endgültige Zusage vom LVW, um unser Vorhaben dauerhaft umzusetzen. Am 6. Oktober startet unser Lieferservice mit Foodtruck-Anhänger aber erstmal."
Wichtig sei vor allem eins: die Unterstützung von Außen. "Unser Ziel ist es, noch mehr Menschen mit Handicap den Schritt in ein selbst bestimmtes Arbeitsleben zu ermöglichen. Dafür möchten wir eine weitere gemeinnützige Stiftung, "Lichtblick Leben - gemeinsam stark", gründen. Mit Ihrer Unterstützung – sei es durch Spenden, Sponsoring oder einfach durch Weitererzählen – können wir diesen Traum verwirklichen", schreibt sie auf ihrer Internetseite. (Emely Schrön) +++

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