Vier Athleten erzählen: An die eigenen Grenzen gehen - und darüber hinaus
20.09.25 - Grenzen verschieben, Träume leben - die Kraft des Sports. Genau dieses Motto prägte den besonderen Sporttalk im Kanzlerpalais. Vier Sportlerinnen und Sportler erzählten dabei von ihren persönlichen Wegen, Erfolgen und Rückschlägen. Ob im Wasser, auf der Laufstrecke, an der Kletterwand oder an der Tischtennistischplatte - ihre Geschichten zeigten eindrucksvoll, wie unterschiedlich sportliche Herausforderungen sein können und wie sehr sie das Leben prägen.
Zu Gast waren Schwimm Olympia-Teilnehmer Jan-Phillip Glania, Ultraläufer Sascha Gramm, "Parkinson Pingpong" Weltmeisterin Silke Kind und Katharina Werthmüller, die Paraclimbing Nationalkader ist. Geleitet wurde das Gespräch von dem stellvertretenden Chefredakteur der Fuldaer Zeitung, Thomas Schafranek.
Die Gäste berichteten offen von Momenten des Zweifelns, aber auch von dem unerschütterlichen Spaß an Bewegung und dem Willen, Neues zu wagen. Zwischen professionellem Wettkampfsport, Extremerfahrungen und dem Kampf gegen gesundheitliche Einschränkungen wurde deutlich: Sport ist weit mehr als Leistung - er bedeutet Gemeinschaft, Inspiration und die Kraft, Grenzen immer wieder neu zu verschieben.
"Sport wird in Deutschland viel zu wenig gefördert" So erzählte Schwimmer Jan-Phillip Glania von seinen ersten Wettkämpfen und der frühen Entscheidung zwischen Fußball und Schwimmen. Rückenschwimmen ins Spezielle sei "schon immer" seine Disziplin gewesen, doch leicht machte es ihm das System nicht. "Mit 25 Jahren will man nicht mehr den Eltern auf der Tasche liegen, das Problem in Deutschland ist es, dass sportliche Leistung in nicht allen Sportarten gefördert wird", erklärte er.
Trotz eines Zahnmedizinstudiums hielt er an seiner Leidenschaft fest, nahm Pausen für große Wettkämpfe und erlebte auch Schattenseiten: "Viele Dopingkontrollen" prägten seine Karriere, besonders bitter der Moment bei Olympia in Rio, als "ein Russe gedopt vor ihm" blieb und nicht disqualifiziert wurde, deshalb schaffte es der deutsche nicht in die Endrunde, was seinen großen Traum zerplatzen ließ.
"Schmerzmittel machen es oft nur schlimmer" Von ganz anderen Grenzen berichtete der Ultraläufer Sascha Gramm. Inspiriert wurde er von amerikanischen Soldaten, die in Fulda stationiert waren - und jeden Morgen durch die Stadt liefen. "Ich verpasste morgens den Bus oft - meine Kondition war zu schlecht. Und irgendwas konnte es nicht so weiter gehen", erzählt der Ultraläufer augenzwinkernd. Sein erstes Ziel war es also, bei dem Fulda-Marathon mitzulaufen. Von da entwickelte es sich immer weiter. Später nahm er extreme Herausforderungen an, wie zum Beispiel eine Challenge zusammen mit Joey Kelly. Das Laufen von der Ostsee bis zur Zugspitze.
Seine Laufabenteuer sind emotional, oft geprägt von hohen Kosten: "Das Startgeld bei Wettkämpfen beträgt meist rund 3.000 Euro." Während Doping für ihn nie ein Thema war, gesteht er offen: "Wie im Fußball werden bei diesen Wettkämpfen viele Schmerzmittel genommen - das kann dann jeder für sich selbst entscheiden. Meiner Meinung nach bringt das nichts. Das macht die Schmerzen meist im Nachhinein nur noch schlimmer." Für ihn sind die Grenzen vor allem physische Strapazen und finanzielle Hürden zu überwinden.
Tischtennis kann Parkinson lindern Wie unterschiedlich Grenzen erlebt werden können, zeigte die Geschichte von Silke Kind. Seit zwölf Jahren lebt sie mit Parkinson - einer Krankheit, die Bewegung zunehmend erschwert. "Viele Leute denken, Parkinson kommt erst im Alter, jedoch können auch jüngere schon daran erkranken", erklärt sie.
"Ich wollte in meinem Leben nie wieder etwas von Tischtennis hören", so Silke Kind. Sie spielte im jüngeren Alter Tischtennis und hörte dann auf aufgrund ihrer Erkrankung damit auf. Thorsten Boomhuis, Gründer des PingPongParkinson Deutschland e. V., versuchte sie dann zu überreden, wieder mit dem Tischtennis anzufangen. Nachdem sie es voller Skepsis versucht hatte, musste sie zugeben, dass es hilft - Tischtennis verlangsamt das Parkinsonsyndrom. Während Tremor und Steifheit den Alltag prägen, spürt sie beim Tischtennis erstaunlicherweise kaum Einschränkungen.
Sie macht sich ebenfalls Gedanken um den deutschen Sport. Als Lösung für sämtliche Hallensportarten schlägt sie vor: "Hallen sollen in den Ferien geöffnet und frei zugänglich sein." Ihr Engagement im KSV Niesig, die vielen Erfolge, das Spielen bei der Damenmannschaft des TTC RhönSprudel Maberzell-Fulda und die Auszeichnung mit dem Walter-Lübcke-Preis sind Zeugnisse davon, wie Sport helfen kann, Grenzen zu verschieben.
"Man will ja auch nichts alles für den Sport geben" Auch Katharina Werthmüller berichtete von einem ungewöhnlichen Einstieg: Ein Gutschein der Feuerwehr brachte sie zum Klettern, Wettkämpfe reizten sie, und bald fand sie sich im Nationalteam wieder.
Doch die großen Ziele sind nicht ohne Hindernisse: Zwar hatte sie ein Startrecht für die Weltmeisterschaft in Korea, konnte aber aufgrund der Inklusion nicht antreten. Hinzu kommen finanzielle Abwägungen: "Die Reise ist sehr teuer, in diesem Sport erhält ebenfalls nur begrenzte Unterstützung. Man will das Geld ja auch für andere Sachen ausgeben."
Gemeinsam machten die vier deutlich, dass Grenzen viele Gesichter haben - sie können sportlich, gesundheitlich, finanziell oder systembedingt sein. Doch ebenso klar wurde, dass Leidenschaft, Disziplin und Mut immer wieder Wege eröffnen, über diese Hürden hinauszuwachsen. Der Sporttalk zeigte eindrucksvoll: Grenzen markieren nicht das Ende, sondern oft den Beginn neuer Stärke.(Nicolas Kraus)+++

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