
Ärger in der Branche - auch Staatssekretär Köfer kritisiert FSC-Standard
20.09.25 - Die Laubholzindustrie gilt als Schlüssel für eine klimafreundliche Zukunft – doch sie steht vor großen Herausforderungen. Beim Laubholzgespräch im Sägewerk Hartmann in Eiterfeld (Landkreis Fulda) haben am Freitag Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden über die Chancen und Probleme der Branche diskutiert. Mit dabei: Staatssekretär Daniel Köfer (CDU) aus dem Hessischen Landwirtschaftsministerium, der sich ein Bild von der Lage vor Ort machte.
Schon beim Rundgang durch das Sägewerk wurde deutlich, wie eng die wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum mit der Holzwirtschaft verbunden ist. Geschäftsführer Uwe Hartmann betonte, dass gerade im Bereich Laubholz klare Rahmenbedingungen gebraucht werden, um langfristig am Markt bestehen zu können. "Wir würden FSC begrüßen. Wir fallen bei bestimmten Produkten sonst raus. Bestimmte Laubholzarten sollten zertifiziert werden. Wir müssen uns dem weltweiten Markt stellen. Die Möbelindustrie sitzt eben nicht mehr in Deutschland, sondern in Ostasien beispielsweise. Es ist unverständlich, warum es woanders andere Standards gibt", machte er die Problemlage deutlich.
Unterschiedliche FSC-Standards beeinflussen den Markt
Ein zentraler Punkt der Diskussion waren die weltweit unterschiedlichen FSC-Standards, die für viele Betriebe ein Wettbewerbsnachteil sind. FSC – kurz für Forest Stewardship Council – steht zwar für nachhaltigere Waldwirtschaft, wird aber international nicht einheitlich umgesetzt. Staatssekretär Köfer sprach diesen Missstand klar an: "Wenn irgendwo FSC draufsteht, dann ist das kein weltweit gültiger Standard. Ich musste feststellen, dass jeder Staat seinen eigenen FSC-Standard hat und ganz unterschiedlich mit den Kriterien umgeht – das darf ja eigentlich nicht wahr sein. Deshalb haben wir den FSC-Standard zunächst ausgesetzt. Es gilt selbstverständlich weiterhin der PEFC-Standard, der nachhaltige Waldbewirtschaftung garantiert."
Hessens zentrale Rolle in der Laubholz-Produktion Auch Julia Möbus, Geschäftsführerin des Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverbands, forderte verlässliche Rahmenbedingungen: "Die Holzbauoffensive in Hessen ist super – für das Laubholz brauchen wir aber Bedingungen, die den Unternehmen ermöglichen, in die Zukunft zu schauen. Wir finden diese unterschiedlichen weltweiten Standards auch sehr kontraproduktiv. Die Standards haben zu einer Verknappung geführt. Unsere Produkte konkurrieren mit Produkten, die unter anderen Standards, mit anderen FSC-Produkten auf den Markt kommen."
Dass Hessen eine besondere Rolle spielt, unterstrich Gangolf Hosenfeld, Geschäftsführer des Sägewerks Hosenfeld: "Wir produzieren regional und vertreiben regional. Das geht aber nur, wenn wir genügend Rohstoffe haben. Im Moment ist mein Eindruck, dass es an der Mobilisierung scheitert. Wir können nur existieren, wenn wir regionale Rohstoffe haben – das ist unser Geschäftsmodell."
Holzbauoffensive rollt auch in Osthessen Neben Kritik gab es aber auch viel Zustimmung zu politischen Initiativen. Die hessische Holzbauoffensive wurde von allen Beteiligten gelobt. Köfer stellte klar: "Ich bin großer Freund der Holzbauoffensive. Ich bin beeindruckt, was aus dem Rohstoff Holz hergestellt werden kann."
Die Holzbauoffensive Hessen ist ein zentraler Baustein für die Zukunft der Branche. Sie wurde vom Landwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen, dem Branchencluster pro holzbau hessen sowie der LandesEnergieAgentur Hessen gestartet. Ziel der Initiative ist es, den Baustoff Holz stärker im Bauwesen zu etablieren, regionale Ressourcen zu nutzen und damit einen wichtigen Beitrag zur CO₂-Minderung im Gebäudesektor zu leisten. Gerade für die Laubholzverarbeitung eröffnet die Offensive neue Chancen, weil sie nachhaltige Wertschöpfung und regionale Strukturen stärkt.
Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Schlagwort Gleichzeitig betonte Köfer, dass Nachhaltigkeit für die Landesregierung nicht nur ein Schlagwort sei: "Holz, das nachhaltig geerntet werden kann, sollte auch geerntet werden. Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, dann sprechen wir über regionale Unternehmen. Wir wollen zukunftsfähige Perspektiven für den ländlichen Raum bieten." Auch Möbus unterstrich die Chancen gemeinsamer Anstrengungen: "Es war uns ein großes Anliegen, den Standort vor Ort zu zeigen. Es gibt Themen, die wir in Zukunft gemeinsam angehen können."
Damit machte das Laubholzgespräch in Eiterfeld deutlich, dass es weniger um abstrakte Klimaziele geht, sondern um konkrete wirtschaftliche Perspektiven für Unternehmen in der Region. Holz aus heimischen Wäldern gilt als klimafreundlicher Baustoff, als Rohstoff für Möbel, Papier oder Verpackungen – und als Garant für Arbeitsplätze in Hessen. Doch nur wenn regionale Betriebe verlässlich auf Holz zugreifen können, bleibt die Branche wettbewerbsfähig. (cb) +++

Hessentag
Fulda informiert
LK Fulda
Kontakt
