
Herbst-Vollversammlung: Predigt von Kardinal Reinhard Marx
24.09.25 - Beim Morgengottesdienst der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat Kardinal Reinhard Marx (München und Freising) heute (24. September 2025) an die Sendung der Kirche in der Welt erinnert und damit einen Teil des gestrigen Studientages der Bischöfe aufgegriffen. Entscheidend sei, dass die Kirche immer einen Teil der Welt darstelle und nicht als Gegenüber zu verstehen sei. "Es ist unsere Aufgabe, als Kirche sichtbar in der säkularen Welt präsent zu sein", so Kardinal Marx.
Eine besondere Stimme in der Welt sei die des Papstes. Kardinal Marx erinnerte an das weltweite große Medieninteresse in den Wochen vom Tod von Papst Franziskus bis zur Wahl von Papst Leo XIV. "Mir sagen viele, dass das Interesse noch einmal größer war als beim Konklave vor zwölf Jahren. Ich vermag nicht zu sagen, woran das lag, ob es auf die sozialen Medien zurückzuführen ist oder auf andere Gründe. Letztlich glaube ich, dass das mit einer Sehnsucht zusammenhängt, dass es eine Stimme geben könnte, die über nationale und ökonomische Interessen hinaus die Menschheitsfamilie als Ganzes in den Blick nimmt. Und da spüren viele Menschen, und ich glaube das auch persönlich: Es gibt keine – derzeit sichtbare – andere Stimme als den Papst, der diese Sehnsucht für viele verkörpert."
Der Tod von Papst Franziskus habe viele Gläubige noch einmal daran erinnert, dass er auf seine eigene Weise, aber doch sehr authentisch freigelegt habe, was das Evangelium bedeutet. "Dieser Papst hat uns deutlich gemacht, dass wir in der Welt sind, dass die Botschaft der Bibel für alle Menschen offen ist. Franziskus stand dafür, dass er ein authentisches Zeugnis des Glaubens gegeben hat. Das haben die Menschen gespürt."
Kardinal Marx betonte weiter: "Wie notwendig ist diese Botschaft! Eine Botschaft gegen den Nationalismus, gegen die Enge, die sich wieder breitmacht, gegen die Tendenz der kulturellen Regression – den Blick in die Weite, in die Menschheitsfamilie, das ist es, was wir brauchen." Er erinnerte an das Jubiläum 1700 Jahre Konzil von Nicäa, das die Kirche in diesem Jahr begeht. An diesem Datum sei spürbar, was das Besondere des Christentums ausmache, es gehe um die eigene Profilschärfung, nicht gegen andere, sondern im Deutlichmachen, was es sei, was der christliche Glaube in die Menschheitsfamilie einbringe. Joseph Ratzinger habe das Wort geprägt, das Christentum sei nicht die Fortsetzung der Religion mit anderen Mitteln, sondern vernunftgeleitete Aufklärung.
"Aufklärung ist der Weg in die Wahrheit. Er hält etwas. Er ist Licht für alle Menschen und nicht einfach nur eine Variation von Religionen – die einen nehmen Weihrauch, die anderen nehmen Kerzen, die anderen sind bunt gewandet. Nein, das ist nicht der Punkt. Das ist auch schön zu haben, aber zentral ist, dass wir uns als Kirche und als Gemeinschaft des Glaubens universal weltweit auch hier wieder auf den Weg machen", so Kardinal Marx. "Diese Botschaft ist unverzichtbar für die Zukunft der Menschheit. Es geht nicht um uns, um die Zukunft der Kirche. Es geht um die Zukunft aller Menschen, und da ist die Botschaft des Evangeliums, die Botschaft vom Reich Gottes, die verbunden ist mit der Heilung aller Menschen, überlebensnotwendig! Da haben wir einen Auftrag einer Sendung, den können wir nicht delegieren an andere."
Dieser Auftrag, so Kardinal Marx, zeige sich in der konkreten Begegnung mit Jesus Christus und damit in der Eucharistie: "Die Wahrheit des christlichen Glaubens wird am deutlichsten sichtbar und erfahrbar, wenn gebetet wird und man zur Erkenntnis gelangt: Hier ist die Wahrheit, hier ist eine neue Möglichkeit, eine Dimension zu erfassen, die ich nicht theoretisch erkläre, sondern die ich feiere in meiner Mitte als Gegenwart. Die Wahrheit des Glaubens vollzieht sich am intensivsten in der Feier der Eucharistie. Deswegen ist es so zentral für die Zukunft der Kirche, dass wir hier nicht nachlassen … Die Eucharistie ist der Ort, wo deutlich wird: Gott existiert, wir können ihn ansprechen, wir können nicht nur über ihn diskutieren oder Bücher über ihn schreiben, sondern er lebt, er ist da."
Kardinal Marx erinnerte in der Predigt auch an die Synodalität, die Papst Franziskus in seinem Pontifikat so deutlich unterstrichen habe. Synodalität sei ein Weg, der noch längst nicht zu Ende ist, betonte er. "Synode heißt, gemeinsam auf dem Weg unterwegs sein. Auch in Deutschland sind wir auf diesem Weg, ich habe ihn mit initiiert und stehe dazu. Ich hoffe sehr, dass diese Synodalität bei uns sich mit der Synodalität auf der weltkirchlichen Ebene verbindet, dass wir unseren Weg gehen, aber im Miteinander. Wir werden demnächst einen gewissen Schlussrekord haben, keinen endgültigen, natürlich gibt es für Synodalität nie einen Endpunkt.
Aber ich würde mir wünschen, dass im Januar 2026 auch wirklich gefeiert wird und nicht nur eine Liste als Katalog von Forderungen an andere aufgestellt wird. Das ist alles auch wichtig. Aber der Schlussakkord des Synodalen Weges kann nur ein Gottesdienst sein und eine Botschaft an unser Land, wo wir leben, wo wir unser Zeugnis zu geben haben. Das wollen wir für euch sein! Wir sind Kirche für euch! Nicht, wir sind Kirche, die um sich selber kreist und dem Papst Forderungen vorhält. Wir sind auf dem Weg und vor allem wollen wir ein Geschenk sein, eine Botschaft der Hoffnung." (ms/pm) +++

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