
Ausnahmezustand nach Chemie-Unfall: Giftwolke zieht über die Stadt
08.10.25 - Orangefarbener Rauch, Sirenen und ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst: Am Dienstagabend herrschte in Mainaschaff (Landkreis Aschaffenburg) Ausnahmezustand. Um 18:23 Uhr kam es in einem Metallverarbeitungsbetrieb zu einem gefährlichen Chemieunfall, der mehrere Stunden lang für Aufregung in der gesamten Region sorgte. Auslöser war offenbar ein Metallstück, das in ein Säurebad fiel - mit dramatischen Folgen.
Schon kurz nach der Alarmierung trafen die ersten Einsatzkräfte in der Industriestraße ein. "Zunächst wurde orangefarbener Rauch über dem Werksgelände festgestellt. Kurz darauf bestätigte sich der Austritt eines unbekannten Stoffes, woraufhin die Einsatzstelle umgehend großräumig abgesperrt wurde", teilte die Feuerwehr Kreis Aschaffenburg in ihrer ersten Pressemitteilung mit.
6.000 Liter Salpetersäure freigesetzt Nach Angaben der Feuerwehr geriet ein Metallstück in ein Säurebad, wodurch eine chemische Reaktion ausgelöst wurde. In der Folge entwichen giftige Gase, die über den Schornstein nach außen gelangten. "Bei dem betroffenen Stoff handelt es sich um rund 6.000 Liter Salpetersäure", so die Feuerwehr weiter.
Bevölkerung sofort evakuiert
Die Situation war zunächst unübersichtlich, der Himmel über dem Industriegelände färbte sich orange. Umgehend rückten Einsatzkräfte in Chemikalienschutzanzügen an, um die Lage zu erkunden. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt, angrenzende Betriebe und Geschäfte mussten vorsorglich geräumt werden. Auch der Verkehr auf der benachbarten Bundesstraße sowie auf dem Main wurde gestoppt.Das Polizeipräsidium Unterfranken erklärte dazu: "Das Gebiet um das Firmengelände wurde großräumig durch die Einsatzkräfte abgesperrt und angrenzende Firmen und Geschäfte vorsorglich geräumt. Ebenfalls wurde der Verkehr auf der angrenzenden Bundesstraße sowie der Bundeswasserstraße Main vorsorglich eingestellt bzw. gesperrt, um hier mögliche Gefahren für Verkehrsteilnehmer zu minimieren."
Hunderte Einsatzkräfte zur Stelle Rund 400 Einsatzkräfte waren schließlich vor Ort, darunter mehrere Fachberater des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS), die die Einsatzleitung bei der Beurteilung der Lage unterstützten. "Dieses bundesweite Netzwerk der chemischen Industrie stellt speziell geschulte Fachberater und Experten bereit", erläuterte die Feuerwehr. Auch der Landrat und die Kreisbrandinspektion verschafften sich vor Ort ein Bild der Situation.
Mehrere Personen trotz Warnung verletzt Während des Einsatzes informierten Feuerwehr und Polizei fortlaufend über Social-Media-Kanäle und Warn-Apps. Über NINA, KATWARN und Cell Broadcast wurde die Bevölkerung aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten, Lüftungsanlagen auszuschalten und im Haus zu bleiben. "Die Bevölkerung in dem möglichen Gefahrenbereich wurde durch Lautsprecherdurchsagen über den Vorfall informiert", teilte die Polizei mit.
Für Anwohnerinnen und Anwohner wurde im Rot-Kreuz-Haus Kleinostheim eine Anlaufstelle eingerichtet. Nach Angaben der Polizei wurden insgesamt vier Personen leicht verletzt und durch den Rettungsdienst versorgt. Die Feuerwehr sprach zunächst von zwei Verletzten, korrigierte die Zahl später jedoch nach oben.
Entwarnung am späten Abend Im Verlauf des Abends zeigten die Maßnahmen der Feuerwehr Wirkung. Die Spezialkräfte führten Messungen in der Umgebung durch, um gefährliche Konzentrationen in der Luft zu erkennen. Der sogenannte "Landkreiszug Messen" und der "Zug Warnen" waren ebenfalls im Einsatz.
Gegen 22:30 Uhr konnte schließlich Entwarnung gegeben werden. "Am späten Dienstagabend gegen 22:30 Uhr hat die Einsatzleitung nach dem Chemieunfall in einem Industriebetrieb in Mainaschaff Entwarnung gegeben", hieß es in der zweiten Mitteilung der Feuerwehr Kreis Aschaffenburg. Die Bevölkerung wurde über alle Warnsysteme darüber informiert, dass keine Gefahr mehr besteht. Messungen hätten keine gefährlichen Konzentrationen mehr ergeben.
Die zuvor verhängten Schutzmaßnahmen - etwa das Schließen von Fenstern und Türen - konnten aufgehoben werden. Dennoch blieb die Feuerwehr bis tief in die Nacht mit Nachbereitungsarbeiten beschäftigt. "Der Einsatz der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen läuft weiter, um die letzten Rückbau- und Nachbereitungsmaßnahmen abzuschließen", so die Feuerwehr.
Polizei ermittelt zur Unfallursache
Die Ermittlungen zur Ursache des Vorfalls dauern laut Polizeipräsidium Unterfranken noch an. "Die Polizei Aschaffenburg wird in enger Absprache mit der Kriminalpolizei Aschaffenburg sowie weiterer zuständiger Stellen die Ermittlungen führen. Die Brandursache sowie die Höhe des Sachschadens sind zurzeit noch unklar", heißt es in der Mitteilung.Nach Stunden der Ungewissheit und Sorge atmete Mainaschaff schließlich auf - der gefährliche Zwischenfall blieb ohne schwerwiegende Folgen. Die schnelle und koordinierte Reaktion von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst verhinderte Schlimmeres. (Constantin von Butler) +++
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