Kirmessprüche von den "Önnern" und "Öbern"
13.10.25 - Weiperz (Main-Kinzig-Kreis) feierte traditionell zweimal Kirmes. Einmal gab es eine Gasthauskirmes des "Önnern Bloo" vom Musikvereins 1924 Weiperz im Gasthaus Döppler und der "Öbern Bloo" der Trachtenkapelle "Musikfreunde" Weiperz veranstaltete wieder eine Zeltkirmes am ehemaligen Schulhof - direkt neben der Sankt-Wigbert-Kirche und dem Dorfgemeinschaftshaus.
Dort starteten "die Öbern" mit einer heißen Party-Nacht mit Live-Musik der Sinntaler Coverband "Hot Rod". Zur Party der "Önnern" heizte DJ Flex mächtig ein. Der Höhepunkt der Weiperzer Kirmes 2025 war am Sonntagnachmittag das Aufsagen der Kirmessprüche.
In Frack, schwarzem Zylinder mit schwarz-rot-gold dekorierten Bändern und überwiegend urigen Holzschuhen gekleidet waren die Mädchen des "Öbern Bloo". Die marschierten mit den Klängen der "Öbern-Bloo-Kapelle" (Spezialformation der Trachtenkapelle) zum ehemaligen Bürgermeister "Bürgi" Carsten Ullrich und holten den buntgeschmückten Kirmesstrauß ab. Nach einem kurzen und intensiven "Vorglühen" machte man sich wieder mit Marschmusik auf den Rückweg zum Dorfgemeinschaftshaus.
Zahlreiche Bürger warteten hier bereits, um den Spruch zu hören. Nach der Premiere im Vorjahr bestieg Anna Kraft zum zweiten Mal die Leiter und berichtete, was sich im Musikdorf zugetragen hat. "Von weitem klingts wie Donnerhall, wir Öbern wolle wiere Kirmes hall", begann der Spruch. Anna Kraft gratulierte Carsten Ullrich: "Dieses Jahr, man glaubt es kaum, gabs ein Jubiläum beim Bewacher unseres Kirmesbaum. Ein halbes Jahrhundert wurde dieser Mann und wir hoffen, dass er mindestens noch genau so lang unser Baum bewachen kann." Auch die Trachtenkapelle habe Grund zum Jubilieren gehabt.
Zum 65-jährigen Jubiläum der Trachtenkapelle und dem 50jährigen Jubiläum der Gemeinde Sinntal habe es richtig geknallt. "Um den Gewinn vom Fest gleich wieder zu lynchen, sind wir gefahren in die teuerste Stadt Deutschlands nach München," berichtete die Bloo-Frau, denn die Trachtenkapelle durfte wieder beim Oktoberfest-Umzug mitmachen. So ziemlich alles, was bei diesem Ausflug passierte, war im Kirmesspruch. Auch, dass nach Sirenenalarm die Feuerwehr zu einem brennenden Gartenhütte mit Hühnerstall ausrückte. Die Baumpflanz-Challenge erreichte auch die Weiperzer Vereine, die mächtig pflanzten. "Viele Vereine wurden nominiert, doch die begehrte Fläche am Spielplatz ist limitiert. So ham se am Festplatz gegrabe mit aller Gewalt, un jetzt steht da en neuer Wald," berichtete Anna Kraft. Leider hatte die Gemeinde kein Verständnis für die Aktion. "Beim Öbern-Ortsvorsteher hat prompt es Telefon geschellt, die Bäum müsse weg, sonst wern se von uns gefällt."
"Manch einer, der ist recht froh, wenn er nicht steht im Kirmesspruch vom Öbern-Bloo. Un andere, die können es net lassen un tun hierfür keine Chance verpassen," leitet die Chronistin zu einem "Stammkunden" über. Der besagte Weiperzer hatte im Urlaub Schmerzen, wollte sich aber nur zuhause operieren lassen. "Der Leistenbruch, der war nicht schlimm, die OP ging fix und zu war das Ding," so ihr OP-Bericht. Da der Mann Hunger hatte und nach der Operation nichts zu essen bekam, bestellte er sich eine Pizza. "Liefert sie bitte ganz diskret an die Notaufnahme - Seiteneingang geht," so seine Telefonorder. Doch bevor die Pizza kam, ist der Kreislauf des Patienten zusammengebrochen und er gefallen – auf die Nase.
Vielleicht gemeinsam Kirmes feiern?
"Die Nase gebrochen und jetzt doppelt lädiert, war ja klar, dass ihm sowas passiert." Zum Schluss des "Öbern-Spruch" gab Anna Kraft zu bedenken, dass der demokratische Wandel dem Bloo zusetzte. Man solle sich Gedanken machen, vielleicht gemeinsam Kirmes zu feiern. "Eigentlich finden wir uns vom Bloo doch alle ganz nett, einige teile sich sogar deswegen nachts das Bett. Öbern un Önnern, das hat Tradition seit vielen Jahren, auf die einige im Ort tun stark beharren. Ihr Leut, wir leben in einer schwierigen Zeit, wo sich leider immer mehr entzweit." Ob es nächstes Jahr eine einzige starke Kirmestruppe gibt, wird sich zeigen. Auch der "Önnern-Bloo", traditionell rustikal in karierten Hemden, hatten ihren Kirmesstrauß mit den Klängen des Musikvereins 1924 geholt und warteten am Dorfgemeinschaftshaus, bis der Spruch der "Öbern" verlesen war.Dann zog man zum Gasthaus Döppler, wo der zweite Kirmesspruch von Leon Müller aufgesagt wurde. Mit einem Weiperzer "Schwerverbrecher" begann der Spruch. Ein Mann fragte nämlich den vermeintlichen Nachbarjungen, ob er mit nach Hause fahren wolle. Der besann sich aber, nicht mit fremden Männern mitzufahren und rannte weg. Ein Mann mit Glatze in einem schwarzen Auto wollte ein Kind entführen, lief die WhatsApp-Gruppe heiß. Bis sich herausstellte, dass es nicht der Nachbarsjunge war, der angesprochen wurde, sondern ein Kind aus dem Neubaugebiet – ein bedeutender Unterschied.
Drei Weiperzer besuchten ein Techno-Festival und einem bekam es nicht. "Der benahm sich wie im Wilde Westen und tat mit annern Substanze seine Grenze austesten." Der Heimweg gestaltete sich für die Drei unterschiedlich: Während zwei wirklich den Weg fanden, strandete einer in Bad Soden im Gebüsch, wo ihn die Polizei fand. Nach der Fronleichnamsprozession zum Saufe ins Musikhaus, das bekam einem Paar nicht. Bis nichts mehr ging, trank es und wurde dann von einem Helfertrupp heimgebracht. Fast, denn die Frau fiel hin. Ein Arzt aus der Nachbarschaft konnte aber trösten: "Kein Bruch, kei Blut und nix ist offen.
Die Diagnose ganz klar: Vollgesoffen." Alkohol auf der Bahnfahrt sorgte auch zu einem besonderen Verlauf eines Ausflugs nach Rüdesheim mit Weinwanderung. Auch abends war man in der Altstadt "motiviert und außer Rand und Band". Einem fiel in der Hotel-Lobby eine Dame auf, die er sich gleich zur Brust nahm. "Mit polnischen Scharm hat sie ihn um den Finger gewickelt, da hats bei dem Kautz unnerum geprickelt," erzählte Leon Müller. Und weil im Zimmer schon jemand im Bett lag, ging man zu einem Liebesakt ins Badezimmer. Weil die Dame nicht mehr heimgehen wollte, packte der Weiperzer seine neue Bekanntschaft kurzerhand zu seinem Cousin ins Bett. Mit einem gewaltigen Schock sei er morgens aufgewacht.
"Die Vorgeschichte is an sich recht schnell eruiert, unserm örtliche Schnapsbrenner is eweng die Gartenhütte explodiert," leitete Müller die Feuerwehrgeschichte ein. Die war schnell zur Stelle und sogar ein Helicopter kreiste über dem Brandherd. "Über Funk meldete sich der Pilot: ich sein von der Rettung, ringt oaner mitm Tod?" Auf die Frage, wie er den Brand gefunden habe, sagte der: "War en Zufall, wenn grad nix los is, sein ich schon immer ma übers schöne Weiperz gefloche, nur um Sannerz mach ich irgendwie immer en Boche." Wie bekannt, befanden sich Hühner in der Hütte, die habe die Feuerwehr tapfer evakuiert und teilweise mit Mund zu Schnabel reanimiert. Ein Hähnchen sei in den Flammen gebraten worden, doch "verstrickt euch nicht in wilde Hypothese, es is net so gut wie die Hähnchen beim Döppler gewese." (Walter Dörr) +++
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