
Potenzial Pioniere: "Emotional antippen, ohne erhobenen Zeigefinger"
02.11.25 - Menschen wie du und ich - unabhängig von ihren gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Genau für dieses Verständnis setzt sich die Agentur "Potenzial Pioniere" aus Wiesbaden ein. Mit dieser Initiative haben sie es ins Finale des Hessischen Gründerpreises geschafft. Das Duo, Mirko Korder und Martin Schenk, erklärt gegenüber OSTHESSEN|NEWS: "Wir wollen Inklusion in die Breite tragen, aber eben mit Emotionen und Begegnungen. Es schwingt in unserem Tun eine gewisse Leichtigkeit mit, ohne erhobenen Zeigefinger."
Korder sitzt seit seinem 13. Lebensjahr im Rollstuhl, hat bei einem Unfall beide Beine und seinen rechten Arm verloren. "Im Krankenhaus habe ich damals gedacht: Wie will ich jemals wieder glücklich sein? Davor hatte ich nie großartig Schnittmengen mit Menschen mit Behinderung gehabt", erinnert sich der 44-Jährige. Erst später habe er in einem Rehabilitationszentrum gelernt, wie er mit seiner Situation umgehen kann. Rollstuhlbasketball wurde zum festen Teil seines Lebens. Dies führte dazu, dass er vor etwa 15 Jahren in Wiesbaden einen Sportverein gründete. Längst sind die "Rhine River Rhinos" keine Unbekannten mehr. Sie gehören zu den Top 10 in Europa, in Deutschland zu den Top 4. Korder hat es sich zum Ziel gesetzt, anderen verunfallten und behinderten Menschen Mut zu machen.
Auch Martin Schenk aus Neuberg im Main-Kinzig-Kreis ist heute in der Szene fest verankert. Als Zivi hat er erste Berührungspunkte mit dem Thema gehabt. "Ich habe eine halbseitig gelähmte Frau betreut - mit allem, was dazugehört. Das war eine sehr einschneidende Erfahrung und hat mich demütig werden lassen." Seit 2013 ist der 51-jährige Herausgeber des Magazins "Rollt". "Ich habe den Anspruch, Sport und Inklusion in den Fokus zu rücken. So habe ich Mirko kennengelernt."
Begegnungen, die in Erinnerungen bleiben: "Haben viele Herzmomente erlebt"
Die "Potenzial Pioniere" haben sich Anfang letzten Jahres gegründet. Mit Speaker-Vermittlungen, Vorträgen, Workshops und Beratungsleistungen mit Blick auf Barrierefreiheit möchten sie deutschlandweit ein verständnisvolles Miteinander fördern. "Es kann jeden treffen, sei es durch einen Unfall oder eine Erkrankung. Wir möchten Berührungsängste im Alltag nehmen", stellt Korder heraus. "Dass auch eine Behinderung unproblematisch erlebt werden kann - diese Denkweise muss sich in der Gesellschaft noch ändern. Für uns steht der Mensch im Vordergrund - wir müssen weg vom Kategoriendenken." Dafür geht das Team nicht nur an Schulen, sondern hilft Unternehmen, inklusive Strukturen zu bilden. "Der offene Austausch ist wichtig. Wir zwingen dabei niemandem unsere Denkweise auf, jeder soll sich ein eigenes Bild machen." Während ihrer Arbeit haben sie gemeinsam mit ihren Potenzial-Pionieren viele wertschätzende Rückmeldungen erhalten. Schenk: "Wir haben einige Herzmomente erlebt und sind der Meinung: Gutes zieht Gutes an. Die schönen Dinge des Lebens sollte man bewusster wahrnehmen!"
Finale des Hessischen Gründerpreises - Online-Voting läuft
In der Kategorie "Gesellschaftliche Wirkung" stehen die "Potenzial Pioniere" nun im Finale des Hessischen Gründerpreises. Am 7. November ist der große Tag in Hofheim am Taunus. Bis dahin läuft das Voting. Beide blicken zuversichtlich auf das kommende Event: "Wir glauben an die positive Kraft von Inklusion - und wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Wir hoffen, dass wir mit der Veranstaltung eine Plattform bekommen, um noch mehr Leute zu erreichen." (Maria Franco) +++

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