
Neue Trasse wird konkreter: 26 Kilometer Tunnel und vier Gleise in Bad Hersfeld
30.10.25 - Das Bahnprojekt Fulda-Gerstungen ist Teil der Ausbaustrecke zwischen Frankfurt am Main und Erfurt. Mit der neuen Trasse soll die Engstelle insbesondere zwischen Fulda und Bebra entzerrt und die Fahrzeiten zwischen den Metropolen verkürzt werden.
Bis es so weit ist, wird es allerdings noch einige Jahre dauern. Zumindest aber die Planungen laufen auf Hochtouren. Der Bauherr erhofft sich, durch die Organisation der Beteiligungsforen eine höhere Akzeptanz und möglichst optimale Planung. Am Dienstag stand das nächste Treffen in der Schilde-Halle auf dem Programm.
Rund 50 Teilnehmende aus der Region haben sich mit der DB InfraGO AG (DB) zum aktuellen Planungsstand und den Entwicklungen im Bahnprojekt Fulda Gerstungen ausgetauscht. Die künftige Bahnstrecke soll bei Langenschwarz von der bestehenden Schnellbahntrasse Würzburg-Hannover über zwei Brücken links und rechts der bestehenden Schwarzbachtalbrücke abbiegen und in einem langen Tunnel bis kurz vor Bad Hersfeld verlaufen. In der Kreisstadt des Landkreises Hersfeld-Rotenburg wird der Bahnhof integriert. Aus zwei sollen dann vier Gleise werden. "Ein Umstieg etwa aus dem ICE aus Fulda kommend in eine Regionalbahn Richtung Kassel ist dann am gleichen Bahnsteig möglich", erklärte Projektleiter Jochen Stüting an einem praktischen Beispiel. Hinter Bad Hersfeld geht es dann in einen zweiten Tunnel bis nach Ronshausen. Dort mündet die neue Trasse dann in die Bestandsstrecke von Bebra nach Eisenach. Der weitere Streckenverlauf wird nicht verändert. Auch der bestehende Tunnel bei Hönebach (Wildeck) kann genutzt werden.
Der grobe Verlauf wurde als Vorzugsvariante in einem 1.000 Meter breiten Korridor bereits vorgestellt. In den vergangenen Monaten wurde das Areal mit unzähligen Bohrungen und Messungen genauer untersucht. Die Fachleute haben daraus eine konkretere Linienführung entwickelt und am Dienstag den Vertretern der kommunalen Politik, Behörden, Initiativen und Verbänden präsentiert.
Daraus wurden aus dem 14. Beteiligungsforum heraus nachfolgende Botschaften formuliert, welche OSTHESSEN|NEWS im Wortlaut veröffentlicht:
"Gemeinsame Botschaften zum 14. Beteiligungsforum
• Die DB berichtete dem Gremium zunächst, dass die Planung weiter voranschreitet und Kartierungen durchgeführt wurden. Das beauftragte Ingenieurbüro Bosch & Partner stellte vor, dass bis zu 500 Meter links und rechts des oberirdischen Verlaufs der geplanten neuen Bahnstrecke systematisch die planungsrelevante Pflanzen- und Tierwelt erfasst wurde, um diese bei den weiteren Planungen mit einzubeziehen.
• Die DB informierte zudem darüber, dass die Untersuchungen des Baugrunds abgeschlossen wurden. Die Ergebnisse aus 129 Bohrungen und über 9.500 Bohrmetern stellte das Büro WBI vor. Die geplanten Tunnel liegen nach aktuellem Stand überwiegend im Buntsandstein. Aufgrund der Erkenntnisse aus der Baugrunderkundung soll die Tunnelüberdeckung maximal 150 Meter betragen. Aufgrund des vorhandenen schwierigen Baugrunds im Bereich Meckbach sollte der Tunnel aus geologischer Sicht möglichst außerhalb dieses Gebietes verlaufen und es nur möglichst kurz kreuzen. Da im Bereich nördlich des Schwarzbachtals weitere schwierige Baugrundverhältnisse erkundet wurden, ist dort eine Brückengründung zu vermeiden. Auch Tunnel sollten westlich von diesen Bereichen verlaufen.
• Anschließend stellte die DB den aktuellen Stand der technischen Vorplanung für die geplante neue Bahnstrecke zwischen Fulda und Gerstungen vor. Dafür hat die DB die Strecke in drei Bereiche (Süd, Mitte und Nord) aufgeteilt und in diesen sogenannten Raumlosen jeweils verschiedene durchgängige Trassierungslinien ausgearbeitet und miteinander verglichen. Im Vergleich stellte sich die Trassierungslinie V1 sowohl in Bezug auf den Bereich Umwelt als auch in den Bereichen Technik und Verkehr als die in Summe beste Lösung heraus. Die ermittelte Trasse beinhaltet bei einer Gesamtlänge von rund 42 Kilometern einen hohen Tunnelanteil von etwa 26 Kilometern Länge. Sie wird von der DB im weiteren Planungsverlauf weiter detailliert und ausgearbeitet.
• Die Linienführung beinhaltet im südlichen Abschnitt für die Querung des Schwarzbachtals zwei parallel geführte Talbrücken östlich und westlich der bestehenden Eisenbahnbrücke, was die geringste Beeinträchtigung vorhandener Siedlungsbereiche bedeutet. Die Mengshäuser Kuppe wird an ihrem höchsten Punkt nordwestlich umfahren. Das ist aus geologischer Sicht sinnvoll, da die Überlagerung hier weniger als 150 Meter beträgt. Der Tunnelvortrieb ist dort durchgängig maschinell möglich. Die Trassierungslinie V1 unterquert das Hahnbachtal im Tunnel ohne Verluste bedeutender Biotope.
Viergleisig durch das Stadtgebiet
• Im Bereich Bad Hersfeld Süd fädelt die Trassierungsvariante V1 in die Bestandsstrecke Fulda – Bebra ein. Die Einfädelung sieht vor, dass die Eingriffe in das Heilquellenschutzgebiet und das Grundwasser geringer sind als bei anderen Linienführungen. Die Neubaustrecke und die Bestandsstrecke unterqueren die Bundesautobahn BAB A4 und verlaufen viergleisig durch das Stadtgebiet und den Bahnhof von Bad Hersfeld. Im Bahnhof Bad Hersfeld kann zwischen Fern- und Regionalverkehr bahnsteiggleich gewechselt werden, sofern die Reiserichtung beibehalten wird. Nördlich des Bahnhofs Bad Hersfeld fädelt die Trassierungsvariante V1 in östlicher Richtung aus und verläuft auf einer zweigleisigen Talbrücke über die Fulda, mit möglichst geringem Eingriff in sehr hochwertige Flächen im FFH-Gebiet.• Im nördlichen Bereich verläuft die Strecke auf einer langen Talbrücke über das Solztal. Das Meckbachtal wird östlich im Tunnel unterquert, wodurch die schwierigen geologischen Verhältnisse umfahren werden und ein maschineller Tunnelvortrieb möglich ist. Damit wird das FFH-Gebiet bei Meckbach nicht beeinträchtigt. Die Einfädelung bei Ronshausen erfolgt am östlichen Ortsrand. Die DB erklärt, dass die Abzweigstelle höhengleich geplant wird und dass diese Planung zu keiner Verschlechterung der Betriebsqualität führen wird. Der weitere Streckenverlauf bis Gerstungen bleibt unverändert.
• Abschließend erhielten die Teilnehmenden Informationen zum aktuellen Stand der Arbeitsgruppe Parlamentarische Befassung. Diese kommt im Auftrag des Beteiligungsforums seit 2023 zu regelmäßigen Sitzungen zusammen. Am 30. Juni 2025 fand die sechste Sitzung der Gruppe statt. Erste Ideen für Kernforderungen zum Lärmschutz, die die Region im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Bahnstrecke fordert und die gesetzlich nicht im Planungsumfang enthalten sind, wurden technisch überprüft und monetär bewertet. Konkretere Ergebnisse sollen von den Mitgliedern der Arbeitsgruppe in ihrer nächsten Sitzung, voraussichtlich im ersten Quartal 2026, präsentiert werden. Außerdem wurde angekündigt, dass die DB plant, mit ihrem Infomobil im Juni 2026 beim Hessentag in Fulda dabei zu sein."
Soweit die Botschaften. Bereits am Mittwochabend stellt die Stadt Bad Hersfeld in einer Bürgerversammlung das Konzept für Lärmschutzwände vor. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr in der Stadthalle.
Wenn Sie sich die Frage stellen, ob überhaupt und wenn ja, wann gebaut wird? O|N hat nachgefragt. Wenn alles optimal verlaufe, dann könne in den nächsten zehn Jahren tatsächlich gebaut werden. Ob sich der Bund das Projekt dann auch leisten will, entscheide sich erst, sobald Baurecht herrsche. Was die Projektverantwortlichen der Bahn positiv stimme: Das Beteiligungsforum arbeite konstruktiv und in einer guten Arbeitsatmosphäre. (Hans-Hubertus Braune) +++
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