
Tiergestützte Programme im Jugendarrest: Resozialisierung auf vier Pfoten
30.10.25 - Ein Besuch, der zeigt, wie innovative Ideen im Justizvollzug junge Menschen stärken: Hessens Justizminister Christian Heinz informierte sich am Mittwoch über das Projekt "Soziales Training mit Hunden" in der Jugendarresteinrichtung (JAE) Gelnhausen.
"Seit dem Frühjahr 2021 gibt es in der JAE Gelnhausen das Projekt ‚Soziales Training mit Hunden‘. Dabei lernen die Jugendlichen und Heranwachsenden den Umgang mit Verantwortung, sowohl für sich selbst als auch für ein Lebewesen", sagte der Minister. "Sie lernen den Umgang mit Tieren und entwickeln didaktische Fähigkeiten, sie bauen eine Beziehung zu den Hunden auf und entwickeln Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit." Heinz betonte: "All das sind wichtige Erfahrungen, die dabei helfen sollen, den richtigen Lebensweg einzuschlagen."
Tiergestützte Training fördert die Zwischenmenschlichkeit Das Projekt ermöglicht es Jugendlichen, emotionale und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Bis zu zwei Mal pro Woche können sie im Einzel- oder Gruppentraining jeweils drei Stunden mit ausgebildeten Rettungshunden arbeiten. Zunächst werden theoretische Grundlagen wie Hundeerziehung, Aufbau von Sicht- und Hörzeichen, Motivationstechniken und Klickertraining vermittelt. Anschließend setzen die Jugendlichen das Gelernte praktisch um. Dabei gilt es, Aufgaben ausschließlich über Motivation und positive Verstärker zu lösen. Das tiergestützte Training fördert zwischenmenschliche Beziehungen innerhalb der Einrichtung und bereitet die Jugendlichen auf ihr weiteres Leben vor.
"Das Projekt hat sich etabliert und viel positive Resonanz hervorgerufen", so Heinz. "Die Jugendarresteinrichtung Gelnhausen leistet einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit und die Resozialisierung in unserem Land. Herzlichen Dank dafür."
Erzieherische Maßnahme statt Strafe Die JAE Gelnhausen nimmt Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 23 Jahren auf. Der Aufenthalt dauert höchstens vier Wochen und ist keine Strafe, sondern eine erzieherische Maßnahme. Die Einrichtung verfügt über 74 Plätze für Jungen und Mädchen aus ganz Hessen. Neben Hundetraining und Sozialprojekten absolvieren die Arrestierten das handlungsorientierte HAMET-Testverfahren, um ihre beruflichen Kompetenzen zu erkennen. Außerdem können sie Bücher in verschiedenen Sprachen ausleihen, Sportprogramme absolvieren und an strukturierten Tagesabläufen teilnehmen, um Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Grenzen erkennen - und überwinden Ein besonderer Höhepunkt ist das wöchentliche Hundetraining unter der Leitung von Angelika Simon aus Gelnhausen. Die Jugendlichen trainieren zwei Stunden mit Rettungshunden, lernen Mitgefühl, Selbstbewusstsein und das Erkennen von Grenzen. Für viele ist es das erste Mal, dass sie Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen und echtes Vertrauen erfahren.
Christian Heinz zeigte sich beeindruckt: "Das Projekt vermittelt nicht nur soziale Kompetenzen, sondern stärkt das Selbstvertrauen und die Fähigkeit zur Verantwortung – Eigenschaften, die für den weiteren Lebensweg entscheidend sind." (pm/cb) +++

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