
Beton mit großer Stahlkraft: Mahnmahl Bodesruh bald wieder frei zur Aussicht
04.11.25 - Der Blick reicht über das Gerstunger Becken bis zum Inselsberg im Thüringer Wald. An diesem Montagnachmittag meint es auch das Wetter gut mit den Vertretern der Stadt, der Historiker, Behörden und Bauleuten. Bei einem Pressetermin wurden die Restaurierungsarbeiten am Mahnmahl Bodesruh (Kleinensee, Landkreis Hersfeld-Rotenburg) vorgestellt.
Für die Öffentlichkeit ist der heutige Aussichtsturm aktuell gesperrt. Läuft alles nach Plan, dann soll die gut zehn Meter hohe Plattform Anfang kommendes Jahres wieder eröffnet werden. Für die Sanierung werden rund 350.000 Euro investiert. Das Bundesministerium für Kultur und Medien fördert das Projekt mit 50 Prozent.
Bis dahin wird der 16,8 Meter hohe Turm aufwendig und nach strengen Vorgaben saniert. Das Vorhaben hatte sich verzögert, nachdem ein zweites Fachgutachten erstellt werden musste. Bürgermeister Daniel Iliev begrüßte die Expertenrunde am Fuße des Turms oberhalb von Hönebach (Wildeck) und Kleinensee (Heringen). "Ich freue mich, dass es endlich vorwärtsgeht. Wir wollen den heutigen Termin nutzen, um über den aktuellen Stand der Arbeiten zu informieren", sagte der Heringer Rathauschef.
Um an die Menschen östlich der deutsch-deutschen Grenze zu erinnern und dem Wunsch nach Wiedervereinigung Ausdruck zu verleihen, entstand auf der Höhe Bodesruh bei Kleinensee ein imposantes Mahnmal. Bis heute ist der 1963 erbaute Turm einer von wenigen historischen Zeugen an der innerdeutschen Grenze, die vom Weg zur Einheit erzählen.
"Wir haben ein extrem hochwertiges Baudenkmal von bundesweiter Bedeutung hier. Und da geht man üblicherweise anders dran, und zwar sehr anders dran als an Standardbeton-Instandsetzung", sagte Martin Sauder vom Ingenieurbüro IBS Sauder. Die Sanierung erfolge in enger Abstimmung mit dem Amt für Denkmalschutz. Die Zusammenarbeit mit der Behörde wurde ausdrücklich gelobt, zwei Vertreterinnen waren am Montag ebenfalls vor Ort. Sie hatten die Baupläne im Gepäck. Diese sollen nun digitalisiert werden und können dann auf "bodesruh.de" angeschaut werden.
Ein Denkmal aus Stahlbeton sei nichts anderes wie beispielsweise eine Natursteinkirche oder ähnliches, da die Wertigkeit genau die gleiche sei. Auch wenn für den Laien scheinbar bloß Beton sei. "Es hat genau diesen denkmalpflegerischen und kulturgeschichtlichen Wert und den wollen wir sichtbar machen und natürlich erhalten", sagte Sauder weiter.
Ähnlich dem Erscheinungsbild vor 60 Jahren
Die Ziele der Sanierung: Die Entfernung eines nicht-originalen Farbanstrichs in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden sowie die Sichtbarmachung und Wiederherstellung der ursprünglichen Schalungsstruktur (Brettschalstruktur) des Sichtbetons. Das Mahnmahl soll ähnlich wie vor 60 Jahren erscheinen: In dunkleren Sichtbeton und einer deutlichen Oberflächenstruktur, erklärte die Fachleute.Die Geschichtsmanufaktur Kutzner aus Rasdorf wurde im Oktober 2022 mit der Begutachtung zur Baugeschichte des Mahnmals Bodesruh vom Magistrat der Stadt Heringen (Werra) beauftragt. Das Mahnmahl habe im Ergebnis großes Potenzial, ein "Ort der Demokratie" in Hessen zu werden. Der Bau sei ein politisches Projekt. In ihm spiegelten sich die Deutschlandpolitik und die Grenzfrage einerseits und die Erinnerungspolitik der früheren Bundesrepublik andererseits. Der Bau sei auch im Kontext der Zonenrandförderung zu sehen. Die Baugeschichte sei zudem Ausdruck der politischen und emotionalen Spaltung Deutschlandes.
Der damalige Ministerpräsident Georg-August Zinn weihte das Mahnmahl am 17. Juni 1964 ein. Die Idee zum Mahnmahl hatte laut den Recherchen der damalige Bundestagsabgeordnete Ernst Wilhelm Meyer (SPD). Zwei Betonblöcke mit Spalt und Aussichtsplattform galten als Symbol der Teilung. Von dort konnten die Menschen in Westdeutschland die Grenzsituation zwischen Kleinensee und Großensee hautnah erleben. Die Stasi beobachtete von Großensee auf DDR-Seite die Bodesruh-Besucher und die Feiern im Westen.
Zeitzeugen berichten auf "bodesruh.de"
Die interessante Geschichte des Mahnmahls Bodesruh an der ehemaligen innerdeutschen Grenze hat Guido Kamm medial aufbereitet. Auf der sehenswerten Internetseite Bodesruh berichten zum Beispiel Zeitzeugen in Videos über das damalige Leben in den Dörfern rund um das Mahnmahl und von den Maifeiern auf Bodesruh. Dazu gibt es viele weitere geschichtliche Informationen.Und spätestens im Frühjahr kommenden Jahres lohnt sich zudem ein Ausflug an diesen geschichtsträchtigen Ort inklusive eines herrlichen Blickes in die weite Ferne Richtung Osten. Zum Glück trennt uns kein Zaun, keine Schießanlage mehr. (Hans-Hubertus Braune) +++

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