Archiv

Christine Kirchner leitet das Selbsthilfebüro Osthessen des Paritätischen Wohlfahrtverbandes. Sie ist Ansprechpartnerin für rund 150 Selbsthilfegruppen in der Region.
23.02.10 - Fulda
Landkreis unterstützt Hilfe zur Selbsthilfe: Gruppen fördern Gemeinsamkeit
Bei ihm laufen wichtige Fäden zusammen: Das Selbsthilfebüro Osthessen ist Ansprechpartner für alle diesbezüglich aktiven Gruppen, koordiniert ihr Miteinander und hilft Interessierten, die eine solche Gruppe suchen. „Selbsthilfe ist notwendig, ermutigend und weiterhin sehr gefragt“, betont Christine Kircher (Foto), die das genannte Büro betreut. Sie versteht sich als Anwältin dieser Art von Auseinandersetzung mit gesundheitlichen oder anderen Problemen. „Der Austausch mit ähnlich beziehungsweise gleich betroffenen Menschen tut gut und hat große Bedeutung – gerade für Prophylaxe und Nachsorge“, so Kircher. Hilfreich sei vor allem auch, dass man ähnlich Betroffenen vieles an der persönlichen Situation gar nicht erklären müsse.
Der Landkreis Fulda unterstützt die Selbsthilfe-Arbeit und würdigt damit ihren gesellschaftlichen Stellenwert. Nach Angaben von Sachbearbeiter Thomas Müller stellt der Kreis dem Büro Osthessen jährlich 4.000 Euro an kommunalisierten Landesmitteln zur Verfügung. Die Fördergelder für die einzelnen Selbsthilfegruppen beliefen sich 2009 beim Kreis auf 12.000 Euro, bei der Stadt Fulda auf 6.620 Euro. Die Gesamtsumme in Höhe von 18.620 Euro wurde auf 36 Gruppen aufgeteilt, nachdem diese entsprechende Förderanträge gestellt hatten. Christine Kircher, die im Beirat bei der anteiligen Vergabe dieses Gesamtbetrags mitwirkt, freut sich über die gute Kooperation mit der kommunalen Seite.
Das Selbsthilfebüro Osthessen wird getragen von der „Paritätische Projekte gGmbH“, einer 100-prozentigen Tochter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Der Zuständigkeitsbereich umfasst neben der Region Fulda auch den Vogelsbergkreis und den Kreis Hersfeld-Rotenburg. „Insgesamt bestehen in Osthessen etwa 150 Selbsthilfegruppen, wobei die Tendenz steigend ist“, berichtet Christine Kircher. Wie die Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin erläutert, wird vom Büro keine Gruppe gegründet, weil dies dem Selbsthilfe-Gedanken widerspräche: „Aber eine entsprechende Starthilfe gebe ich gerne, was zum Beispiel den Kontakt mit anderen Betroffenen, das Organisieren einer Informationsveranstaltung oder die Öffentlichkeitsarbeit betrifft.“
So hat Kircher im August 2009 mitgeholfen, eine Gruppe für Betroffene von Nahrungsmittelunverträglichkeit aus der Taufe zu heben, und kürzlich haben sich Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung zusammengetan. Als sich jemand dazu entschloss, voraussichtlich im März eine Gruppe für Menschen mit Ängsten, Depressionen und in Lebenskrisen zu gründen, hatte Christine Kircher bereits Namen von anderen Interessierten notiert (weitere Betroffene können sich noch melden). „Nicht jeder, der in einer solchen Gruppe mitmachen möchte, hat die Kraft oder den Mut, selbst eine zu gründen“, schildert die Fachfrau.
Bei ihrem Engagement legt sie außerdem großen Wert auf das Miteinander von Selbsthilfegruppen und lädt sie „wenigstens ein- bis zweimal im Jahr“ zu Vernetzungstreffen ein. Diese förderten das Bewusstsein „Gemeinsam sind wir stark“, was auch bei Anliegen an die politische Adresse hilfreich sei. Während eines Vernetzungstreffens im vergangenen Jahr verständigten sich die Gruppen darauf, erstmals einen osthessischen Selbsthilfetag zu veranstalten, bei dem sich am 31. Oktober 2009 dann 34 Gruppen in der Fuldaer Orangerie präsentierten. „Nach dieser gelungenen Premiere steht schon fest, dass es auch in diesem Jahr einen Selbsthilfetag geben wird“, kündigt Christine Kircher an. Das Selbsthilfebüro hat zudem ein Verzeichnis mit den osthessischen Gruppen herausgebracht, „und Ziel ist es, den Flyer jedes Jahr zu aktualisieren“. Seinen Sitz hat das Büro in Fulda, Heinrichstraße 58. Christine Kircher ist dort in der Regel montags und dienstags von 14 bis 17 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12 Uhr erreichbar (Telefon 0661/9019846). www.paritaet-selbsthilfe.org