Fachoberschüler erzählen: Praktikumserfahrungen aus der Arbeitsagentur

„Haben Sie einen Termin?“, „Sie werden im zweiten Stock erwartet, Zimmer 201“, „Vorne links befindet sich die Wartezone. Dort werden Sie in Kürze aufgerufen“ - Der junge Mann am Empfang der Agentur für Arbeit Fulda kann sich heute kaum eine Verschnaufpause gönnen, und das findet er gut: „Wenn man viel zu tun hat, vergeht die Zeit schneller“, erklärt Kevin Krieger. Er nimmt Kundendaten auf und beantwortet Fragen mit einer Sicherheit, als hätte er im Leben noch nichts anderes gemacht. Dabei sitzt der 16-Jährige erst seit wenigen Tagen am Empfang, einem strategischen Platz in der Eingangszone.

Bildunterschrift: Der Empfang ist ein begehrter Arbeitsplatz in der Arbeitsagentur Fulda bei den FOS-Praktikant/innen Rebecca Findeis, Kevin Krieger, Sebastian Ruppert und Christopher Kreß (von links).

Als einer von sieben Schülerinnen und Schülern absolviert er derzeit ein einjähriges Praktikum bei der Arbeitsagentur und ist überrascht, wie vielseitig die Arbeit ist. "Das stimmt“, pflichten ihm seine Praktikums-Kollegen Rebecca Findeis, Sebastian Ruppert und Christopher Kreß bei. Sie alle besuchen elfte Klassen der Konrad-Zuse-Schule Hünfeld oder der Richard-Müller-Schule in Fulda, in denen die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung angeboten wird und sind „froh, dass wir mal was anderes als Schule machen dürfen.“

Seit August gehen die jungen Frauen und Männer nur zweimal in der Woche zur Schule. An drei Tagen treten sie morgens zwischen 7.00 Uhr und 8.00 Uhr ihren Dienst in der Arbeitsagentur an, zwischen 16.00 Uhr und 17.00 Uhr haben sie Feierabend. „Das ist schon eine Umstellung. Man kommt her, wenn es noch nicht hell ist und geht heim, wenn es schon wieder dämmert“, erklärt Christopher Kreß und Sebastian Ruppert pflichtet ihm bei. Der Schüler aus Nüst hat – wie alle FOS-Praktikant/innen in der Arbeitsagentur - zu Beginn des neuen Schulhalbjahres den Bereich gewechselt und ist von der Arbeitsvermittlung in die Leistungsteam gewechselt, wo er den Fachleuten zuarbeitet. „Wir haben hier interessante und abwechslungsreiche Aufgaben und werden gefordert. Dabei sind wir voll in die Teams integriert“, berichten die 16- bis 17-Jährigen, die für diese praktische Vorbereitung auf die Fachhochschulreife dankbar sind.

„Auch unser Haus profitiert trotz des Qualifizierungsaufwandes von der Unterstützung auf Zeit“, betont Franz-Josef Baumann, Teamleiter der Eingangszone der Agentur für Arbeit Fulda. Seit vielen Jahren bietet die Agentur Praktikumsplätze an, um jungen Menschen Einblicke in die Berufswelt zu ermöglichen. Je nach Neigung und Eignung durchlaufen die Praktikant/innen innerhalb eines Schuljahres zwei Bereiche der Agentur. Hier lernen sie Arbeitsabläufe und EDV-Systeme kennen, arbeiten sich in verschiedene Fachgebiete ein und können nach kurzer Zeit mit Begrifflichkeiten wie „Arbeitgeber-Träger“, „Gleichstellung“, „Insolvenzgeld“ oder „Kurzarbeit“ umgehen. „Das ist mehr als das, was viele unserer Mitschüler in ihren Praktika erleben“, sagen die vier, die sich natürlich an den Schultagen mit ihren Klassenkameraden austauschen und von einigen beneidet werden, wie Christopher Kreß weiß: „Wir bekommen eine Vergütung für unser Praktikum. Im Vergleich mit den Klassenkameraden liegt diese im oberen Drittel.“

Dass auch für das Schuljahr 2010/2011 wieder sieben Praktikumsplätze in der Arbeitsagentur zur Verfügung gestellt werden, darüber freut sich Birgit Mathes, Geschäftsführerin des operativen Bereichs der Arbeitsagentur Fulda. Das Praktikum richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler der elften Klassen von Fachoberschulen (FOS), Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung. Die Vergütung beträgt 250 Euro pro Monat. Eine Kontaktaufnahme ist möglich über die jeweiligen Schulen sowie über die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Fulda, Hotline 01801 – 555 111 (Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min). +++