Weitgereiste Pfadfinderin: Pfarrerin Dorothea WITZNICK wurde ordiniert

Trost geben und möglichst niemanden vertrösten - das möchte die neue Pfarrvikarin der Evangelischen Kirchengemeinde Brauerschwend (Gemeinde Schwalmtal) Dorothea Witznick, wie sie in ihrer Ordinationspredigt am vergangenen Sonntag versprach. So wie sie selbst seit ihrer Kindheit wisse, wie gut es tut, getröstet zu werden, so möchte sie nach Kräften anderen Menschen Trost zusprechen. Der Kirchenvorstand habe zwei Dinge als besonders wichtig für ihre Pfarrstelle benannt: Das die Verwaltung gut läuft und dass viele Besuche gemacht werden. "Aus dem Wunsch nach Besuchen, nach möglichst vielen direkten Kontakten mit Menschen höre ich auch heraus, dass es eine Sehnsucht nach Trost gibt", sagte die 31-Jährige.

Mit der evangelischen Kirche verbunden ist Dorothea Witznick seit ihrer Kindheit. Wie das Evangelische Dekanat Alsfeld mitteilte, war sie in der Kindergruppe und im Kindergottesdienst der Frankfurter Dornbuschgemeinde aktiv - "so bis ich etwa 10 Jahre alt war, dann entsteht ja häufig eine Angebotslücke in unserer Kirche", berichtet Witznick: für den Kigo zu groß, für die anderen Angebote noch zu jung, ist der nächste kirchliche Berührungspunkt dann meist der Konfirmandenunterricht. "Der hat mir aber ehrlich gesagt keine große Freude gemacht." Stattdessen entdecakte Witznick die evangelische Heliand-Pfadfinderinnenschaft in der Frankfurter Bethlehem-Gemeinde für sich - und blieb in ihr bis ins Studium hinein aktiv. "Weil ich lieber bei den Pfadfinderinnen war als im Konfiunterricht habe ich mich in der Adventszeit immer für Dienste bei unserem Stand auf dem Weihnachtsmarkt eingetragen." Bei den Pfadfinderinnen lernte die heutige Theologien viel - und gab viel weiter an andere Mädchen. "Ich habe in der Zeit sicherlich halb Europa bereist", erzählt sie von den vielen Fahrten, die sie mit den Heliands gemacht hat. Über die Gemeindejugendvertretung war sie auch mit den nicht-pfadfinderischen Bereichen der Jugendarbeit vernetzt.

ZUM FOTO OBEN: Hintere Reihe: Markus Witznick, Verena Walter, Jürgen Sauer. Vorne: Gundula Guist, Dorothea Witznick, Matthias Schmidt, Regina Rockel, Horst Schopbach (von links).

Nach der Schulzeit studierte Witznick Theologie in Frankfurt und Marburg. Anschließend absolvierte sie ihr Vikariat in Neu-Anspach (Taunus). Einer ihrer Schwerpunkte waren Besuche - so wurden alle neu zugezogenen Familien von ihr kontaktiert. "Es waren fast alles positive Erfahrungen, und selbst mit einem Mann, der mich gleich wieder nach Hause schicken wollte, habe ich eine Stunde lang an seiner Haustür ein interessantes Gespräch geführt."

Nach ihrem Vikariat unterrichtete sie einige Zeit Religion, um schließlich mit ihrem Mann gemeinsam die Chance zu ergreifen, für zwei Jahre nach Portugal zu gehen. "Die meisten Menschen denken ja, im Süden wäre es immer heiß, aber zumindest in Porto an der Küste gabs viel Frische und Regen", erzählt Dorothea Witznick. Zwei Jahre hat sie dort gearbeitet, was für sie und ihren Mann eine wichtige Erfahrung war. "Man muss dort Kirche organisieren, ohne einen Background zu haben wir hier, ohne Landeskirche und andere Strukturen." Nun ist die 31-Jährige Pfarrvikarin in Brauerschwend als Nachfolgerin von Michaela Frischholz tätig.

Was nun in Brauerschwend auf sie zukommt, weiß die Theologin noch nicht. "Im Moment lerne ich alles kennen, spreche mit vielen Menschen, mache Besuche." Eine nicht-theologische Herausforderung kennt sie jedenfalls schon: das Pfarrhaus in Brauerschwend ist nicht in gutem Zustand, die Zukunft der Immobilie ist ungewiss. Dorothea Witznick hat aber so oder so ein Dach über dem Kopf - sie wohnt mit Mann, den beiden Töchtern und der alten, kranken Hundedame Tina im Pfarrhaus Ober-Ohmen, wo ihr Mann seit August die Gemeindepfarrstelle inne hat. +++