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Der Betriebsratsvorsitzende Michael Diegmüller (Werk Neuhof-Ellers) begrüßte rund 180 Menschen im Rommerzer Bürgerhaus.

18.03.10 - NEUHOF

Arbeitsplätze oder Umwelt? - Diskussion um Zukunft des Bergbaus bei K+S

Die geplante Salzwasserleitung von Neuhof nach Philippsthal, Entsorgungsmöglichkeiten der Haldenabwässer und Umweltschutz, Existenz- und Arbeitsplatzsorgen sowie Ergebnisse des Runden Tisches waren einige Themen während der rund 120 Minuten dauernden Veranstaltung „Industriepolitik am Beispiel der K+S“ am Mittwochabend. Knapp 180 Menschen, darunter viele Kommunalpolitiker und Werksangehörige vom Kalibergwerk Neuhof-Ellers, versammelten sich im Rommerzer Bürgerhaus (Gemeinde Neuhof, Landkreis Fulda) um mit Experten ins Gespräch zu kommen und über das brisante Thema zu diskutieren. Eingeladen zu der Podiumsdiskussion, die von der HR-Journalistin Ina Rumpf moderiert wurde, hatte die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE).

Das Regenwasser vom „Monte Kali“ in Neuhof verursacht ein nicht einfach zu lösendes Entsorgungsproblem, das in der Öffentlichkeit seit Jahren zu heftigen Diskussionen führt. Eine immer höher werdende Dringlichkeit bekam die Thematik zum Jahresende 2006, da mehrere Versenkmöglichkeiten rund um die Kaligemeinde weggefallen sind. Vor gut zwei Jahren nahm der Runde Tisch „Gewässerschutz Werra/Weser und Kaliproduktion“ seine Arbeit auf. Das wissenschaftliche Gremium hat sich zu Aufgabe gemacht beide Seiten zu untersuchen: So steht die Gewinnung eines wertvollen Rohstoffs verbunden mit Arbeitsplätzen und Wertschöpfung den hohen Umweltbelastungen gegenüber. „Der Runde Tisch empfiehlt K+S die Entsorgung der Salzabwässer in die Werra ab 2020 vollständig einzustellen und eine Fernleitung bis zur Nordsee zu bauen.“ So formulierte Prof. Dr. Hans Brinckmann, Leiter des Runden Tisches, die Empfehlungen des aus 25 Befürwortern und Gegnern bestehenden Rates, die in einem 89 Seiten umfassenden Heft aufgeführt sind.

Doch da für die etwa 63 Kilometer lange Pipeline von Neuhof nach Philippsthal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) - im Juli 2007 ist dafür bereits ein Genehmigungsantrag beim Regierungspräsidium in Kassel eingereicht worden - nach knapp drei Jahren noch immer kein Startschuss gegeben wurde, sei der Bau des knapp 500 Kilometer langen Rohres bis zur Nordsee „völlig unrealistisch“. In zehn Jahren, wie es der Runde Tisch fordere, könne man das Projekt, das einen noch viel größeren Genehmigungsverfahren fordere, nicht realisieren, so die Meinung eines K+S-Mitarbeiters aus dem Publikum. Ferner müssten Politik und Ämter einer Meinung sein. Dr. Ludger Waldmann, Leiter des K+S Forschungsinstitutes in Heringen, fügte hinzu, dass nicht nur die Baugenehmigung im Vordergrund stehe, sondern auch eine langfristige Einleitegenehmigung der Salzabwässer eine Rolle spiele. Eine Sache ist allen Beteiligten sicherlich auch klar: Die aktuelle Lösung das Salzwasser mit rund 80 LKW täglich an die Werra zu transportieren ist auf Dauer keine wirtschaftlich tragbare und umweltfreundliche Alternative.

An dieser Stelle machte Franz-Josef Adam (CDU), 1. Beigeordneter der Gemeinde Neuhof, deutlich, dass so schnell wie möglich eine nachhaltige Salzwasserentsorgung sichergestellt werden müsse. In der Kaligemeinde können wegen des Schwerverkehrs durch das Ortszentrum keine Baumaßnahmen - zum Beispiel Straßen- oder Kanalbau - durchgeführt werden. So gingen der Gemeinde Fördergelder in Höhe von 800.000 Euro verloren, die einfach nach bestimmten Fristen verfallen würden. Umweltschutz oder Arbeitsplätze? Diese Frage stellte Moderatorin Rumpf dem Gewerkschafter Franz-Gerd Hörnschemeyer (IGBCE). Er forderte die Wertigkeit neu zu prüfen und sich Gedanken um eine nachhaltige Wirtschaft zu machen. Auf die Frage aus dem Publikum an Kali-Chef Dr. Ralf Diekmann, wie die Zukunft des Bergbaus in Hessen und Thüringen aussehe, sagte er: „Wir sollten nicht spekulieren, sondern vielmehr darüber nachdenken, was 2012 passiert, wenn die für die Produktion notwendigen Genehmigungen auslaufen."

BUND-Experte Stephan Gunkel äußerte Bedenken was Grund- und Trinkwasser sowie die Artenvielfalt in der Werra angehe. Der Fluss haben einen ganz schlechten ökologischen Zustand, was er daran festmachte, dass im unteren Bereich der Werra nur drei bis neun und im oberen Bereich 50 und mehr Tierarten angesiedelt seien. Gunkels Bedenken über die Verschmutzung des Trinkwassers in Neuhof wies Werksleiter Dieter Friedrich zurück, da das Salzwasser niemals mit dem Grundwasser in Verbindung gekommen sei. Die Anwesenden löcherten die Experten auf dem Podium nicht nur mit Fragen etwa ob man die Salzabwässer nicht eindampfen oder die Rückstände wieder unter Tage einlagern könne, sondern gaben auch einfache Lösungsvorschläge. Ein Neuhofer Bürger sagte: „Warum beschließt man nicht einfach, dass die Werra für die nächsten 50 Jahre ein Meerwasserfluss ist?“ So einfach ist es dann doch nicht, aber an dem langwierigen Genehmigungsverfahren ist die zuständige Behörde nicht ganz unbeteiligt. Also wird das Salzwasserproblem alle Beteiligten wohl noch eine ganze Weile beschäftigten. Nähere Informationen zur Arbeit und den Ergebnissen des Runden Tisches gibt es unter: http://www.runder-tisch-werra.de (Christian P. Stadtfeld) +++


Johannes Zapp, Produktionsleiter unter Tage (Neuhof). - Fotos: Hendrik Urbin



Moderatorin Ina Rumpf vom Hessischen Rundfunk führte durch die zweistündige Diskussion.


Dr. Ralf Diekmann, Geschäftsführer der K+S KALI GmbH (Kassel).

Prof. Dr. Hans Brinckmann leitet seit zwei Jahren die Arbeit am Runden Tisch.


Bernd Klee (re.), kaufmännischer Leiter bei K+S in Neuhof.

Die Seite der Umweltschützer vertrat Stephan Gunkel vom BUND.


Dr. Ludger Waldmann, Leiter der K+S Forschungszentrums in Heringen.

Gewerkschafter Franz-Gerd Hörnschemeyer (li.) von der IGBCE.



SPD-Landtagsabgeordnete Sabine Waschke (re.).



Viele Wortmeldungen sorgten für eine lebendige Diskussion zwischen Podium und den Besuchern …



Bergwerks-Chef Dieter Friedrich (Neuhof) stand in speziellen Fragen auch Rede und Antwort.



Franz-Josef Adam (CDU), 1. Beigeordneter der Gemeinde Neuhof.


IGBCE-Bezirksvorsitzender Friedrich Nothelfer (re.).

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