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„Netz mit Webfehlern“: Angelika Beranek und Dagmar Wieland - Fotos: Dominik Bortz

Angelika Beranek informierte umfassend.

05.05.10 - Freigericht

Informationsabend über Mediensucht bei Jugendlichen - „Netz mit Webfehlern"

Verhaltenes Interesse an einem „wichtigen Baustein im Präventionskonzept“: Nur eine kleine Zahl an Eltern begrüßte Kerstin Mathie, Fachbereichsleiterin Sozialwissenschaft an der Somborner Kopernikusschule, am Montag zum Informationsabend „Netz mit Webfehlern.“ Sozialpädagogin Angelika Beranek von der Jugend- und medienpädagogischen Einrichtung „Infocafe“ in Neu-Isenburg berichtete über die Entstehung, bis hin zu den Folgen einer „krankhaften Mediensucht“, klärte die besorgten Eltern auf und sensibilisierte sie. „Wie erkenne ich eine Sucht und wie gehe ich dagegen vor?“ waren die wichtigsten Inhalte. Daneben gab sie auch Einblicke in das Rollen-Abenteuer-Spiel „World of Warcraft“, das seit langem bei den Jugendlichen hoch im Kurs steht.

„Sie alle werden von diesem Infoabend profitieren“, betonte Dagmar Wieland, die Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Gelnhausen. Zwanghafte Kontaktsuche, Mediensucht und Computerspielabhängigkeit seien nur einige wenige „sekundäre Störungen“ beim Nachwuchs, die bis hin zu schweren Depressionen reichen könntn. Leistungsabfall im schulischen und arbeitstechnischen Bereich, Schlafmangel, mangelnde Körperspannung und Gesprächsverweigerung seien häufige Anzeichen.

Daneben würden auch Entzugserscheinungen, Toleranzentwicklung und die Vernachlässigung anderer Interessen festgestellt. Nach eine Umfrage in den neunten Klassen seien 4,7% Jungs und 0,5% Mädchen gefährdet, 3% der Jungs und 0,3% der Mädchen seien hingegen bereits strikt abhängig. „Und vor allem ist das Wort Sucht auf gar keinen Fall in den Mund zu nehmen“, mahnte Beranek die Eltern, denn für manche Kinder sei das Spielen gar eine Quelle der Erfolgserlebnisse: „Um diesem entgegenzuwirken, helfen schon andere Erfolgserlebnisse und vor allem viel Lob“.

Begründet wurde der „heutige Mediendrang“ auch mit dem Generationskonflikt. So habe heute jedes Kind ein Handy in der Tasche, Internet-Chatrooms und soziale Netzwerke seien Ersatz für Telefon und Fernsehen. „Wo man früher telefoniert hat, gehört es für viele gar zum Alltag, rein über SMS und Chat zu kommunizieren“, so Wieland. Die Mediennutzung geschehe also „rein nebenbei“, „Multitasking-Fähigkeit“ sei alltäglich und selbstverständlich. Ein wichtiges Ziel sei, „so schwer es für die Eltern auch klinge mag", Verständnis für das Verhalten des Kindes aufzubringen, denn schließlich sei dies eben auch ein „Hobby“.

Daneben sollte man die Medien ernst nehmen und sich selbst daran beteiligen. Das Setzen klarer Regeln sei Pflicht. „Auch Konflikte zwischen Kindern und Eltern gehören ganz einfach dazu. Davor haben die meisten leider Angst“, so die Referenten. Ein Schutz mit Passwörtern sei heute kein Hindernis mehr: Vielmehr steigerten viele Verbote die Lust nur noch mehr. „Und wer hat nicht einmal daran gedacht, dass ihr Sprössling damit vielleicht etwas anderes verbergen oder verarbeiten will“, fragte Beranek die erstaunten Eltern. Schließlich sei auch „Mobbing“ ein wichtiger Faktor, den man mit der Flucht in eine virtuelle Welt zu verarbeiten versuche. Auch die Identitätsarbeit, Umgang mit Schule, Berufswahl, und sich unter Druck setzen spielten hierbei eine wichtige Rolle. Nicht zuletzt seien gar Fälle mit Aggressivität als Folge des Entzugs bekannt.

Doch die Krankheit sei nicht aussichtslos: Für die Behandlung von Mediensüchtigen im Nachwuchsalter mache sich ein neues Projekt am Uni-Klinikum in Mainz stark. „Bei uns ist nur eine Behandlung für Erwachsene in Bad Soden-Salmünster möglich“, betonte Wieland. Kostenträger seien die Rentenkassen. Daneben setzte man sich dafür ein, das Fach „Medienkompetenz“ landesweit im Unterricht einzubauen. Beranek beruhigte die Eltern: Es seien definitiv nur Risikogruppen gefährdet und nicht jeder, der lange Computer spiele, sei automatisch gleich süchtig. Im Jugendalter gebe es gute Möglichkeiten, rechtzeitig einzugreifen. Weitere Informationen auch unter www.infocafe.org. +++

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