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15.05.10 - Hünfeld

Konrad-Zuse-Schule: Vorreiter einer neuen "Lernkultur" - Freude über Neubau

Frontalunterricht als das Maß aller schulischen Dinge stehe seit geraumer Zeit im Kreuzfeuer der pädagogischen Kritik. So sei es nicht verwunderlich, dass ein Umdenken in vollem Gange sei, berichtete der Schulleiter der Konrad-Zuse-Schule in Hünfeld. Dies betreffe auf der einen Seite die Rolle des Lehrers, der sich immer stärker zu einem „Begleiter und Berater“ der Schüler wandele. Auf der anderen Seite stehe der Schüler mit seinen individuellen Stärken und Interessen im Mittelpunkt des Lernens und Lehrens.

„Individualisiertes und eigenverantwortliches Lernen“ laute das Stichwort, und die Konrad-Zuse-Schule Hünfeld nehme bei der Umsetzung dieses Ziels eine Schlüsselrolle ein. Nach Aussage von Schulleiter Gerhard Herget habe die neue Lernkultur mittlerweile unter anderem das Interesse des Hessischen Kultusministeriums, des Amtes für Lehrerbildung und anderer Schulen geweckt.

An der Konrad-Zuse-Schule mit ihren rund 1.600 Schülerinnen und Schülern sei man seit etwa dreieinhalb Jahren stufenweise mit der Umsetzung dieser Methodik befasst, die ihren Schwerpunkt auf individualisiertes und eigenverantwortliches Lernen lege, wie die Lehrkräfte Regina Beer, Gisela Glas, Dr. Henriette Schmitz, Daniela Lotz und Jens Heddrich darlegten. Zuvor hätten sich sechs Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Schulformen gemeinsam mit dem damaligen Schulleiter Stefan Schmitt im schweizerischen Zug Anregungen und Ideen geholt sowie dort auch im Unterricht hospitiert.

Regina Beer berichtete von den weiteren Schritten: „In der Zweijährigen Berufsfachschule der Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung machte sich zum Schuljahresbeginn 2006 ein erstes Team an die Umsetzung der neuen Lernkultur. Im Herbst 2006 gab es dann eine Fortbildungsveranstaltung für das Kollegium im Bonifatiuskloster Hünfeld.“ Und wie bei einem Dominoeffekt seien dann immer mehr Schulformen hinzu gekommen, hätten immer mehr Lehrerinnen und Lehrer integriert werden können.

Das Besondere an dieser neuen Lernform sei, dass sie eine Abkehr vom bekannten Frontalunterricht und der Vorstellung beinhalte, wonach der Lehrer das Wissen besitze, das der Schüler besitzen sollte, urteilte Henriette Schmitz. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen verstünden sich eher als stets präsente „Lernbegleiter“, die den jungen Menschen ein ganzes Stück Eigenverantwortung übertrügen. Dazu ergänzte Gisela Glas: „Daneben gehören Motivation und der Ansporn, eigenständig zu arbeiten, zu den Zielen unseres Unterrichts.“

In dieser Lernkultur des eigenverantwortlichen und individualisierten Lernens, bei dem verschiedene Lernbereiche miteinander vernetzt würden, hätten die Schüler die Möglichkeit, Kompetenzen zu erwerben beziehungsweise weiter zu entwickeln, die sie auf ein lebenslanges Lernen vorbereiteten. Regina Beer erklärte: „Dazu gehören unter anderem Selbstorganisation, Durchhaltevermögen, Kritikfähigkeit, Toleranz und Teamarbeit.“ Gisela Glas ergänzte: „Durch das Erstellen einer Lernmappe kann der Einzelne seinen Arbeitsprozess reflektieren und sehen, was sein Lerntempo und seinen Lernzyklus ausmacht.“

Natürlich gebe es auch Leistungsnachweise. Daniela Lotz sagte: „Um einen Überblick über das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler zu erhalten und um adäquate Fördermöglichkeiten anbieten zu können, schreiben die Lernenden nach der Bearbeitung eines jeden Kompetenzfelds einen Test.“ Allerdings bestimmten die Schüler innerhalb eines gewissen zeitlichen Rahmens selbst, wann diese Arbeit anstehe.

Möglichen Vorstellungen, die Schüler hätten bei dieser Form des Lernens das „Paradies auf Erden“, widersprachen die fünf Pädagogen allerdings: „Wir vermitteln hier keine Kuschelpädagogik. Das Ganze ist schon sehr leistungsorientiert.“ Jens Heddrich erläuterte: „Dass diese Lernform erfolgreich ist, zeigt sich auch daran, dass die Schüler aussichtsreiche Perspektiven haben und vielversprechende Ausbildungsplätze bekommen. Die Anschlussfähigkeit zwischen Schule und Berufsleben erreicht damit eine besondere und zukunftsorientierte Qualität.“

Die Pädagogen verschwiegen allerdings auch nicht, dass es bei dieser Lernform „mit der 40-Stunden-Woche nicht getan ist und sich das Ganze nicht so nebenbei erledigt“. Vielmehr müssten für die Konzeption und Realisierung der neuen Lernkultur hohe Ressourcen an Zeit, Kreativität und Kommunikationsfähigkeit eingebracht werden. Und weil das individualisierte Lernen „eigene Räumlichkeiten braucht“, freuten sich die Kolleginnen und Kollegen über den Neubau, der im Juni passend zum 100. Geburtstag des Namenspatrons Konrad Zuse eingeweiht werde und dessen variable und lernförderliche Innengestaltung auch die neue Lernkultur widerspiegeln solle. +++

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