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Über die einzigartige Natur am Grünen Band sprach Projektassistentin Melanie Kreutz im Bildhäuser Hof, im Bild mit Dr. Jürgen Burmester und Robert Schubert (ganz rechts). - Foto: Partl

24.06.10 - Bad Neustadt

Das "Grüne Band" des BUND auf dem ehemaligen Todesstreifen wird 20

Den 20. Geburtstag hat das „Grüne Band“ gerade hinter sich. Das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt wurde im Dezember vom BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) ins Leben gerufen, um die Lebensräume entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu schützen, denn hier bleib ein Stück unberührter Natur erhalten. Aus dem einstigen Todesstreifen entstand so eine wertvolle Lebenslinie.

Schon am Samstag brechen rund 30 Naturfreunde mit der Rhön-Grabfelder Kreisgruppe im Bund Naturschutz auf zu einer Rundwanderung zwischen der Kalten Küche (Kapelle an der Grenze), Kleintettau, Tettau und Sprechtsbrunn, um die Glas- und Porzellan-Tradition am thüringischen Rennsteig zu erkunden. Das Naturpark-Infozentrum „Kalte Küche“ informiert über die Naturparke Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale und Frankenwald. Vorab luden Volkshochschule und Bund Naturschutz zu einem höchst interessanten Informationsabend über das Grüne Band in den Bildhäuser Hof. Zuvor stimmte Mitorganisator Dr. Jürgen Burmester die Gäste auf die bevorstehende Reise ein. Projektassistentin und Dip.-Ing. Landschaftsplanung Melanie Kreutz berichtete in Wort und Bild anschaulich über die Entstehung und gegenwärtige Situation des naturbelassenen Grenzstreifens zwischen den beiden ehemaligen deutschen Staaten. Fast 40 Jahre lang trennte der „Eiserne Vorhang“ nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. Was sich unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg als ideologische und politische Grenze abzeichnete, wurde bald darauf zu einer räumlichen Barriere. Diese erstreckte sich vom Eismeer an der norwegisch-russischen Grenze bis ans Schwarze Meer. Im geteilten Deutschland war diese Grenze besonders sichtbar und gefürchtet: Mit Stacheldraht, Streckmetallzaun, Mauern, Wachtürmen, Hundelaufanlagen – zeitweise zusätzlich mit Minen und Selbstschussanlagen – und nicht zuletzt mit dem Schießbefehl schufen die DDR-Machthaber eine menschenverachtende Todeszone, so die Referentin anschaulich. Hautnah hatte der ehemalige Bad Neustädter Grenzpolizist und heutige Stadtrat Robert Schubert das Geschehen an der innerdeutschen Grenze im Rhöner Bereich erlebt. Tief stecken Erinnerungen an „haarige Situationen“, an Schusswechsel, Fluchtversuche und unliebsame Begegnungen. „Das alles hätte ja immer wieder in sekundenschnelle eskalieren können“ berichtete er. Wo Hunderte von DDR-Bürgern bei verzweifelten Fluchtversuchen ihr Leben verloren und Tausende teils schwer verletzt wurden, ist die Zeit für die Natur stehen geblieben. Sie hatte eine über 30jährige Atempause, erinnerte Melanie Kreutz. Der Grenzstreifen entwickelte sich in all den Jahren zu einem wertvollen Rückzugsgebiet für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten, weil die meisten Flächen nicht oder nur wenig genutzt wurden. Für störungsempfindliche Vogelarten sei die militärische Abschirmung vorteilhaft gewesen. Die zeitlich und örtlich sehr unterschiedliche Bewuchsbekämpfung durch die DDR-Grenztruppen ließ ein abwechslungsreiches Mosaik aus offenen, halboffenen und verbuschten Lebensräumen entstehen. Hier fanden bedrohte Tiere und Pflanzen eine Heimat. Über 600 Arten der Roten Liste konnten sich ins Grüne Band retten. Bereits in den 1970er Jahren und damit lange vor der Grenzöffnung entdeckten Vogelkundler die Artenvielfalt im damaligen Todesstreifen. Alles begann an einem grauen Dezembertag 1989 in einer kleinen Gaststätte im bayerischen Hof. Erst wenige Tage zuvor war die innerdeutsche Mauer gefallen. Kaum jemand machte sich Gedanken darüber, was mit dem Grenzgebiet geschehen solle. Da lud der Bund Naturschutz (BN) als bayerischer Landesverband im BUND Naturschützer aus Ost und West zur Diskussion ein. Mit über 400 Interessierten kamen weit mehr Menschen als erwartet. Noch am gleichen Abend wurde das Projekt „Grünes Band“ ins Leben gerufen und die erste Resolution zu seinem Schutz verabschiedet. Entstanden ist mittlerweile ein Biotopverbund zwischen den unterschiedlichsten Lebensräumen. Naturnahe Feuchtgebiete wechseln sich ab mit Zwergstrauchheiden, Magerrasen und natürlichen Mischwäldern. Das Grüne Band verbindet diese Lebensräume wie ein Rückgrat untereinander und zugleich mit weiteren Naturräumen, die sich beiderseits der ehemaligen Grenze rippenförmig ins Innere der jeweiligen Bundesländer fortsetzen. Bis heute habe es sich zum „Nationalen Naturerbe“ entwickelt, so die Referentin. Das zentrale Grüne Band durch Deutschland ist ein meist 50 bis 200 Meter breiter Streifen, der sich von der Ostsee bis ins sächsisch-bayerische Vogtland zwischen Plauen und Hof auf insgesamt 1393 Kilometer Länge erstreckt und 17.656 Hektar Fläche beinhaltet.

Das deutsche Grüne Band steht mittlerweile sogar Pate für die europäische Vision eines Grünen Bandes: durch 23 Staaten soll es auf einer Länge von über 12.500 Kilometern vom arktischen Norden bis in den mediterranen Süden fast alle Naturräume des Kontinents verknüpfen. „Die Vielfalt an Landschaften, Tieren und Pflanzen ist unermesslich.

Zum Bild:

Über die einzigartige Natur am Grünen Band sprach Projektassistentin Melanie Kreutz im Bildhäuser Hof, im Bild mit Dr. Jürgen Burmester und Robert Schubert (ganz rechts).(ger) +++

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