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05.07.10 - Bad Neustadt
Auftakt des Orgelsommers - Orgeltöne "zwischen" dem Alltag
Auch im 9. Jahr des Orgelsommers in der Karmelitenkirche ist der Zuspruch ungebrochen. Eine halbe Stunde „Zuhören, Entspannen und Nachdenken“ bei Orgelmusik, geistlichen Gedanken und dem obligaten Segen zum Start einer neuen Woche – das offenkundig stimmige Konzept kommt bei den Menschen an.
Zum lange ersehnten Auftakt des jährlichen Neustädter Orgelsommers fanden sich wieder viele bekannte Gesichter in der altehrwürdigen Karmelitenkirche mitten im Herzen der Kreisstadt ein. Schnell füllte sich die Kirche beim Ruf der Glocke, erfreulicherweise stand auch die hintere Türe zum ebenerdigen Eingang einladend offen. Vom Rathausplatz her schien die Sonne hinein, zum Dank lockten die nach draußen sich verteilenden Orgeltöne noch dadurch neugierig gewordene Nachzügler an. Dekanatskantor Thomas Riegler, Organisator der ersten Stunde, hatte allen Grund zur Freude.
Zum Bild: Der Auftakt zum Neuschter Orgelsommer ist gelungen. Organisator Thomas Riegler (hinten) mit Kantor Matthias Göttemann lud zum nunmehr neunten Orgelsommer in der Karmelitenkirche Bad Neustadt ein. Foto Partl
Die Reihe wird von Anbeginn von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde und der ökumenischen Kur- und Klinikseelsorge getragen. Insgesamt neun Mal laden die wöchentlichen Konzerte an am Samstagmorgen, mitten zwischen Einkäufen, hektischem Treiben und Stadtbummel, zur Erbauung ein. Die historische Barockorgel von 1722 mit ihrem imposanten Prospekt ist auch rein optisch ein genussvoller Anblick. Für Liebhaber von Orgelmusik ist der Orgelsommer ohnehin ein „Muss“. Netter Nebeneffekt: die Karmelitenkirche bietet auch eine angenehme Kühle in der derzeit flirrenden Gluthitze. Zum Auftakt war Matthias Göttemann aus Hassfurt gekommen. Er wird in der Folge von Sebastian Fuhrmann (Meiningen) und Jörg Wöltche (Bad Kissingen) abgelöst, bevor am 24. Juli Karin Riegler (Bad Neustadt) dran ist. Kurkantor Michael Seibel bestreitet die samstäglichen Konzerte vom 31. Juli bis einschließlich 21. August. Zum abschließenden Finale ist dann am 28. August Matthias Braun (Gartenstadt) an der Reihe.
Laudate Dominum in Coelis, laudate cum in Excelsis. – so steht es auf der Orgel vermerkt. So ist es recht. Darum bemühen sich alle Organisten landauf und landab. So tat es auch Dekanatskantor Matthias Göttemann aus Rügheim (Hassfurt). Seine Schwerpunkte legte er auf Präludien, Vorspiele der Gegenwart mit Blick in die Zukunft, nach vorne also. Dem Barockmeister Johann Sebastian Bach widmete der Kantor Anfang und Ende des kleinen Konzerts. Dessen Werke gelten als wie geschaffen für die Orgel der Karmelitenkirche, auch sagt man JohSeB gerne nach, Anfang und Ende aller Musik zu sein. Gleich drei Präludien stammten von Bachs Zeitgenossen Johann Caspar Simon, bevor sich Pfarrer Harald Richter dem geistlichen Teil widmete. „Hinter der Linie“ oder: „Was wäre gewesen wenn“. Auch der evangelische Kur- und Klinikseelsorger der Kreisstadt kommt an der derzeit laufenden Fußball-Weltmeisterschaft nicht vorbei.
Irrungen und Fehlentscheidungen häufen sich auch im Fußballgeschäft. Sie gehören schlicht zum menschlichen Alltag, auch wenn gerade vermeintliche Kleinigkeiten große Nachwirkungen haben können. Irgendwann geht es wieder weiter, nach vorne. Befreit aus der Ohnmacht vermeintlichen Unglücks tut sich immer etwas Neues auf. Hängen im Vergangenen habe noch nie weitergebracht. Und oft genug seien es unfreiwillige Veränderungen, die einen weiter bringen, die den Blick öffnen und weiten. „Vertrauen wir also auf den Herrn, denn er macht seine Sache gut. Er kenne kein Zaudern und Zögern – er handelt und alles ist gut.“ Mit einem Präludium wiederum von Bach entließ Mattias Göttemann die begeisterten Zuhörer wieder in den Alltag hinaus. Nicht wenige Menschen blieben noch beisammen stehen, plaudernd und sich schon jetzt auf den kommenden Samstag freuend. „Um 11 Uhr sind wir wieder hier, Ehrensache.“ (ger) +++