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Impulsive Diskussionen geführt (v.l.): Mario Dönges, Helmut Kahnert, Detlef Göddel und Hartmut Barth-Engelbart. - Foto: Dominik Bortz
150 Bürger kamen zur impulsiven Ortsbeiratssitzung ins Bürgerhaus.
20.09.10 - Gründau
Widerstand der Bürger gegen geplante Erddeponie - Umweltausschuss berät
Mit heftigem Widerstand der Bürgerschaft gegen die geplante Erddeponie hatte Kreislandwirt Friedhelm Schneider am Freitagabend im Rahmen der Sitzung des Ortsbeirates Niedergründau zu kämpfen. Zahlreiche hitzige Wortbeiträge, Anfragen, kontroverse Zwischenrufe und Pfiffe der 150 Anwesenden, darunter auch die Interessengemeinschaft gegen den Bau, zeigten dies deutlich. Auch den Ortsbeirat konnte Schneider nicht für das Projekt gewinnen.
In einem detaillierten Vortrag versuchte er die negativen Meinungen zu entkräften. Dabei nannte er Zahlen und Fakten seines Betriebes. 14 Mitarbeiter zähle sein Unternehmen, dass mit knapp 50.000 Euro jährlich der größte Gewerbesteuerzahler in Gründau sei. Die erste Deponie wurde 1993 am Atzmeshof aufgeschüttet, eine weitere danach am Hagengrund. „Bei uns wird nur unbelasteter und untersuchter Erdaushub aus Baugebieten verteilt“, betonte Schneider. Diese trage wesentlich für eine besserer Bewirtschaftung bei. Zwischenrufe aus dem Publikum stellten dies deutlich in Frage. Gelächter erntete auch seine Aussage, dass nur 15 bis 20 LKW`s pro Tag die Erddeponie bedienten.
„Und wer repariert unsere Untergasse“, fragte ein empörter Zuhörer. Wie der Unternehmer betonte, würden sämtliche Zerstörungen immer wieder repariert werden. Straßenarbeiten finanziere man mit Steuermitteln und diese „zahle er schließlich auch“. Unter Pfiffen und Gelächter des aufgebrausten Publikums musste Schneider seinen Vortrag unterbrechen. Ortsvorsteher Josef Göddel (SPD) wies das Publikum deutlich auf ihr fehlendes Rederecht hin. Schneider, dem die Betroffenheit der Bürger „an die Nieren“ gehe, hoffte dennoch auf ein „Zusammenkommen“: „Wir werden für saubere Straßen sorgen, auch mit einer Unterbodenwäsche der LKW`s.“ Die Probleme seien im bewusst und nicht egal.
Seine Vorschläge für einen „Konsens“ waren die Schaffung von Tempo-30 Zonen, plastikabgedeckte Kanäle und die Installation neuer Blitzgeräte. „Wir dürfen die Probleme der Landwirtschaft nicht auf dem Rücken der Bürger austragen“, so Hartmut Barth-Engelbart, Sprecher der Bürgerinitiative. Neben der Zerstörung ökologischen Lebensraumes machte er auch seine Ängste bezüglich des massiven Schwerlastverkehrs und der Schulkinder deutlich: „Das ist einfach verantwortungslos und menschenfeindlich“. Die Aussage einer Bürgerin, von einem LKW mit überhöhter Geschwindigkeit fast totgefahren worden zu sein, bestätige ihm auch, dass die Fahrer meist unter „enormen Druck“ stünden. Er warf einen Blick zur bestehenden Deponie der „Mitteldeutschen Hartstein-Industrie“ in Breitenborn: Hier seien die Transporte ohne Passieren der Ortschaften möglich.
Auch die beschädigten Immobilien entlang der Durchfahrtsstraßen seien ein negativer Faktor: „Ich bezweifle, dass jemand ein Gebäude kaufen wird, in dem die Backsteine fast umfallen“. Man gehe allen Beschwerden nach, sofern etwas „kaputt“ gehe, oder es Probleme mit einem der Fahrzeuge gebe“, betonte Schneider. Das ihm die Wohnqualität der Bürger wichtig sei, bekräftigte er auch mit der Verwendung von Biogas, das Gülle ihren üblen Geruch entziehe. Weitere Stellungnahmen und Anfragen verneinte der Ortsbeirat.
In seinem Plädoyer befand Helmut Kahnert (CDU) eine Deponie in Breitenborn auch hinsichtlich der „gleichen Konditionen“ als ausreichend. Mario Dönges (SPD) beklagte sich, dass Niedergründau bei allen Deponien immer der „Leidtragende“ gewesen sei. Sicherlich gebe es eine andere Möglichkeit zur Erschließung. Er regte gar an, den Antrag aus der Gemeindevertretung zurückweisen zu lassen. „Das ist nichts persönliches“, stellte Ortsvorsteher Detlef Göddel (SPD) zu seiner Ablehnung des Projekts klar. Es folgte tosender Applaus aus dem Publikum. Im Anschluss beriet der Umweltausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit über das Projekt. (dbo) +++