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02.11.10 - Hanau
Tolles Projekt mit russischen Gehörlosen erfolgreich beendet - "Theater der Stille"
Vladimir Chikishev, hoch dekorierter Theaterpädagoge aus dem russischen Nishnij Novgorod steht auf der Bühne des Comoedienhaus in Wilhelmsbad und ist tief in sich versunken. Umringt von seinem Ensemble, 6 gehörlosen Jugendlichen vom Theater Piano und 3 Betreuern lässt er die Szene auf sich wirken. Der Zuschauerraum ist beleuchtet, die Sessel sind aber noch unbesetzt. Nach einer wortlosen Ewigkeit dreht er sich um und sagt ..“ als Theaterintendant bist du immer auf der Suche nach guten Stücken, nach guten Schauspielern, die diese Stücke spielen – und du bist immer auf der Suche nach dem perfekten Theater! – mehr als 30 Jahre suche und suche ich, und hier ist es, das p e r f e k t e Theater für Pantomime. Bisher stand für uns das Kennedy-Center in Washington ganz oben auf der Liste der vielen Bühnen auf dieser Welt. Aber es ist eine unvergleichliche Einmaligkeit hier im Comoedienhaus spielen zu dürfen.“
Mit dem begeisterten Schlussapplaus betritt er später die Bühne und bedankt sich bei seinem Ensemble mit Kusshand. Die 6 Kinder zwischen 11 und 16 Jahren gaben ihr Bestes – vor ausverkauftem Haus. Der einstündige Auftritt war der letzte von über 30 Auftritten in Deutschland.
Piano fortissimo – übersetzt bedeuten die beiden Musikbegriffe leise und stark. Diesem Motto wurde das Ensemble voll und ganz gerecht. Ohne Worte, sondern nur allein mit kraftvoller Mimik und Gestik, bunten Kostümen, Schminke, einfachen Requisiten und klassischer Musik zogen die Darsteller Jung und Alt in ihren Bann.
Die Mischung aus Witz und Professionalität beeindruckte die Zuschauer und brachte sie gleichzeitig zum Lachen. Schnell wurde klar, wie gut sich die jungen Künstler auch ohne Worte in der Welt zurechtfinden, und wie einfach die Verständigung zwischen Kulturen und Generationen, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten sein kann. „Die Kinder und ihre unglaubliche Ausdrucksstärke haben mich sehr beeindruckt und mehr als einmal für berührende Momente gesorgt, es war eine wundervolle Vorstellung“ urteilt eine Zuschauerin.
Begeistert reagierten auch die gut 1000 Hanauer Kinder bei den Schulaufführungen vor Schülern der Friedrich-Fröbel-Schule, der Theodor-Heuss-Schule, der Geschwister -Scholl - Schule, der Paul-Gerhardt-Schule und der Vatter - Schule Friedberg.
Sowohl die Veranstalter vom Familiennetzwerk Hanau als auch die Lehrer trauten ihren Augen nicht, wie schnell es den Kindern möglich war, die Sprachbarriere zu überwinden, und allein mit Mimik, Gestik und Körpersprache die Kommunikation zu einander aufzunehmen. .
„Wir werden diese Arbeit fortsetzen,“ so Monica Brüggemann und Axel Hopf vom Familiennetzwerk; „ dieses Projekt hat uns allen gezeigt, wie beispiellos einfach Kinder mit Behinderungen umgehen können – und wie schön Begegnungen zwischen diesen beiden Welten sein können“.+++



