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Im Jahr 1988 war eine Delegation unter Bürgermeister Wolfgang Mack in Arlington und ließ die Kontakte neu aufleben. Dabei wurden die Fahnen beider Städte ausgetauscht. - Fotos: Hanns Friedrich

Ein historisches Dokument: 1951 bringt Bürgermeister Tom Vandergriff die Hilfslieferungen für die Stadt Königshofen am Bahnhof in Arlington auf den Weg.
23.01.11 - Bad Königshofen
60 Jahre Städtepartnerschaft von Arlington/Texas und Bad Königshofen
Einmal nach Amerika. Das war Anfang des 20. Jahrhunderts für viele ein Wunschtraum. So war es wohl auch, als der damalige Stadtinspektor Kurt Zühlke Anfang 1951 das Angebot einer Studienreise aufgriff, um Amerika und seine Bewohner kennen zu lernen. Wohl nie hatte er im Vorfeld daran gedacht, daß daraus einmal eine Städtefreundschaft werden würde. Interessant: Arlington hatte damals rund 7.000 Einwohner, Bad Königshofen gerademal 3.000. Heute zählt Arlington 350.000 Bürgerinnen und Bürger, Bad Königshofen etwas mehr als 7.000. Als im Jahr 1988 erstmals eine Delegation aus Bad Königshofen nach Arlington flog, da konnte Kurt Zühlke nicht mehr mit. Allerdings übersandte er damals Grüße aus Bad Königshofen per Video und erzählte auch die Geschichte vom Beginn der Partnerschaft, die heute zu den ältesten und vor allem noch intakten in ganz Deutschland gehört. Im September werden es nun 60 Jahre, daß der Stadtrat von Königshofen und die Stadt Arlington/Texas sich entschlossen eine Städtepartnerschaft zu gründen.
Doch zurück zur Rundreise von Kurt Zühlke. Er kam damals auch nach Arlington in Texas und kam dort ins Gespräche mit dem damaligen Bürgermeister Tom Vandergriff. Im Gespräch erzählte er von der kleinen Stadt Königshofen, von der ehemaligen Festung und auch von der Not und vom Leid nach dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit waren viele Flüchtlinge in der Stadt und die Bevölkerung benötigte dringend Hilfe. Der vor kurzem verstorbene Vandergriff war von den Erzählungen Zühlkes so angetan, daß er spontan beschloß zu helfen. Gemeinsam mit Bürgermeister Vandergriff besuchte der Königshofener Stadtinspektor verschiedene Vereine und Verbände, darunter auch den Lionsclub. Mit dabei war auch die Mutter von Theda Howell, die Baptistin war und ihre Kirchengemeinde mit einschaltete. Es gab Interviews in den Zeitungen und im Radio und schließlich den Aufruf zur Hilfsaktion.
Im Herbst 1951 kam dann die erste Hilfssendung nach Königshofen im Grabfeld. In den Paketen waren vor allem Kleider und auch Konserven, Mehl- und Zucker in Säcken, außerdem Knöpfe, viele bunte Stoffe, Nähfaden und Seife. Die Königshofener Bevölkerung nahm dies dankbar an. Bei einer Ausstellung vor zehn Jahren in der Schranne von Bad Königshofen zeigte sich, daß viele Königshöfer heute noch Geschenke von damals zu Hause haben, ja sogar Kleidungsstücke und, daß sie sich vor allem an diese Zeit zurückerinnern. Per Schiff kamen die Sachspenden in Hamburg an und wurden vom damaligen Unternehmer Hausmann nach Bad Königshofen gebracht. Bilder von damals zeigen die Freude der Königshofener, die die Lkws am Stadtrand begrüßten. In der heutigen Markthalle wurden die Kisten dann gelagert und die evangelischen Kirchengemeinde Bad Königshofen übernahm die Verteilung. Noch heute gibt es die entsprechenden Unterlagen mit den Namen derjenigen, die damals von Arlington im wahrsten Sinn des Wortes beschenkt wurden.
Im Laufe der Jahre allerdings geriet die Verbindung mit der Stadt Arlington beinahe in Vergessenheit. 1988 war es, daß der damalige Bürgermeister Wolfgang Mack die Initiative ergriff und mit 36 Bürgerinnen und Bürgern nach Arlington flog. Man wollte dort Dankeschön für die Hilfe sagen. Mack hatte den Ehrenteller der Stadt Bad Königshofen als Geschenk mitgebracht. Kurt Zühlke, damals Kurdirektor von Bad Königshofen, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mitfliegen. Dafür war seine Frau Edith mit dabei. Die Stadt Arlington war über den Besuch so erfreut, daß man spontan einen Park in „Bad Königshofen-Park“ umbenannte. Dort wurde auch eine Eiche gepflanzt, die der Bad Königshofener Max Hölzer gestiftet hatte. Im Bad Königshofen-Park gibt es mittlerweile eine große Grillhütte, die nach dem Vorbild der Grillhütte an der Rothöhe bei Bad Königshofen gebaut wurde. Einen Arlingtonpark gibt es seit den 50er Jahren bereits in Bad Königshofen.
In den folgenden Jahren wurden die gegenseitigen Besuche intensiver und auch Theda Howell kam nach Bad Königshofen ebenso wie viele Bürgermeister der Stadt Arlington. In die Fußtapfen von Wolfgang Mack trat sein Amtsnachfolger Clemens Behr, der gleich dreimal in Texas zu Gast war und hier den Ausbau der Städtepartnerschaft weiterförderte. 50 Jahre Partnerschaft wurden 2001 groß gefeiert und in Bad Königshofen und Arlington entstanden künstlerisch gestaltete Freundschaftssäulen. Von der amerikanischen Botschaft wurde die Stadt Bad Königshofen bei einer Feierstunde in Regensburg sogar mit einer Urkunde ausgezeichnet, weil diese Partnerschaft die älteste und vor allem noch intakte Städteverbindung ist. Zum 55-Jährigen Bestehen der Freundschaft baute die Stadt Arlington ein großes Schwimmbad, das „Bad Königshofen Family-Aquatic Center“. Dort sind am Eingang auch Mosaiken des Bad Königshofener Künstlers Fritz Toennieshen zu sehen.
Mittlerweile gibt es Freundeskreise in Arlington und Bad Königshofen, die die Städtepartnerschaft aufrecht erhalten und auch Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling steht zur Städteverbindung Arlington/Bad Königshofen. Er nahm in Arlington 2009 beim „German Day“ die höchste Auszeichnung des Staates Texas gemeinsam mit Arlingtons Bürgermeister Cluck in Empfang. Als die grundlegende Sanierung der „Darre“ in Bad Königshofen anstand entschied sich die Stadt, hier eine ständige Ausstellung über die Städtepartnerschaft Arlington/Texas und Bad Königshofen zu dokumentieren. Natürlich wird nun auch „50 Jahre Partnerschaft“ groß gefeiert. Dazu hat sich eine Delegation aus Arlington bereits angesagt, die zum Bürgerfest anwesend sein wird. Ein Jahr später, an den Pfingsttagen 2012, fliegen dann Bad Königshofener Bürger in ihre Partnerstadt nach Arlington, um beim Gegenbesuch dort das Jubiläum zu begehen. (hf) +++

Wenn Gäste aus Arlington in Bad Königshofen sind, dann wehen am Rathaus diese drei Fahnen: Texas, Bad Königshofen und Arlington.