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Am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Eichenzeller Industriegebiet: Eberhard Eismann (re.) und sein Anwalt Joachim Gaul ...
26.01.11 - EICHENZELL
EISMANN-Vorwürfe: Schwarzgeld bei Bergwacht? - "Drohungen per SMS"
Die Turbulenzen in der Chefetage der DRK-Bereitschaft "Bergwacht Wasserkuppe" gehen weiter. Nachdem am gestrigen Dienstag eine Pressekonferenz des DRK-Landesverbands Hessen in Fulda einberufen wurde, haben heute die suspendierten Bergwacht-Mitglieder Eberhard (62) und Enrico (33) Eismann aus Eichenzell, die durch den Neuhofer Rechtsanwalt Joachim Gaul vertreten werden, zu einem Gespräch eingeladen. Dabei stellte Eberhard Eismann zunächst klar: "Es gibt keinen Streit in der Bergwacht Wasserkuppe, sondern zwischen Landesleitung und Bergwacht Wasserkuppe." Vater und Sohn sind insgesamt schon 50 Jahre beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und der Bergwacht. Seit 06.07.2010 sind sie vom Landesausschuss der DRK "Bergwacht Hessen" suspendiert worden und damit Eismann Senior als Gebäudewart und seinen Sohn Enrico in seiner Funktion als Bereitschaftsleiter offiziell entbunden worden. Die Angelegenheit ist derart komplex und undurchsichtig, dass eine journalistische Überprüfung des tatsächlichen Sachverhaltes nahezu unmöglich erscheint.
"osthessen-news" berichtete gestern bereits ausführlich über den Streit - Lesen Sie dazu mehr unter folgendem Link: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1192862
Das DRK hatte einen Gutachter beauftragt, die diversen Behauptungen von Enrico und Eberhard Eismann zu prüfen. Die Ergebnisse wurden am Dienstag vorgestellt und nach DRK-Ansicht hätten sich die Vorwürfe nicht bestätigt. Im Sommer letzten Jahres hätten die Unstimmigkeiten wegen der eigenmächtigen Zulassung eines Kraftfahrzeuges durch die Bereitschaftsleitung der "Bergwacht Wasserkuppe" begonnen, sagte Rechtsanwalt Joachim Gaul während der rund siebzigminütigen Pressekonferenz. Zunächst habe alles nach internen Kompetenzüberschreitungen ausgesehen, wie sie in jedem Verein vorkommen könnten. "Es hat eine Besprechung in Wiesbaden gegeben, bei der die Probleme erörtert wurden und am Ende alle Beteiligten mit Handschlag auseinander gegangen sind", erklärte der Jurist weiter. Doch wenige Tage später wären Gauls Mandanten Eberhard und Enrico Eismann dann schriftlich beurlaubt worden.
Der Neuhofer Fachanwalt für Arbeitsrecht sprach dabei von einer "schlimmen Geschichte", in der seinen Klienten allerdings nur banale Sachen vorgeworfen wurden. "Wir haben sofort Beschwerde eingereicht und viele Gespräche in Fulda und Wiesbaden geführt", ergänzte Enrico Eismann. Da diese jedoch kein zufriedenstellendes Ergebnis für die Parteien brachte, leitete das DRK gegen Enrico Eismann ein Disziplinarverfahren durch Oberstaatsanwalt a.D. Hans-Uwe Pohl (Kassel) als Vorgesetztem ein. Insgesamt seien elf Vorwürfe aufgelistet worden, die Gegenstand der Untersuchung sein sollten, berichtete Gaul weiter. Der Disziplinarvorgesetzte hätte in alle Richtungen ermittelt. Gaul sprach heute von einer "günstigen Entscheidung für seine Mandanten", da am vergangenen Montag das Verfahren eingestellt worden sei.
"Über die Vorgehensweise des DRK sind wir sehr verärgert, da die Öffentlichkeit ohne das Wissen der Herren Eismann informiert wurde, ehe uns der Bericht der Tasco vorlag", sagte Joachim Gaul und bezeichnete dieses Vorgehen als "stillos". Am 18. Januar hätte Gaul von DRK-Landesgeschäftsführer Thomas Klemp das Angebot bekommen, am letzten Montag den Untersuchungsbericht der Tengelmann Auditing Service Consulting (Tasco) GmbH aus Wiesbaden gemeinsam mit Eberhard und Enrico Eismann zu erörtern. "Daran hatten wir kein Interesse, da am 18.01. bereits der Beschluss gefallen war, meine Klienten aus dem DRK auszuschließen", erklärte Gaul.
Eberhard Eismann berichtete zudem, dass die Staatsanwaltschaft Fulda "umfangreiche Ermittlungen" wegen Beleidigungen, Morddrohungen, Schwarzgeldkonten und Versicherungsbetrug aufgenommen hätte. "Es gibt drei offizielle Konten und zusätzlich soll es drei Schwarzgeldkonten geben." Das wisse Eismann Senior seiner Aussage nach von der "ermittelnden Behörde". Bei den Geldern war von einem "höheren Betrag" die Rede, der etwa den Wert eines Einfamilienhauses hätte. Außerdem haben die Eismanns - nach eigenen Angaben - bei der Staatsanwaltschaft Fulda Anzeige gegen unbekannt erstattet, weil mehrere Morddrohungen per SMS, in den meisten Fällen offenbar aus öffentlichen Telefonzellen, bei ihnen eingegangen seien. Die Absender konnten noch nicht genau identifiziert werden. Der zuständige Staatsanwalt stand am Mittwochabend für eine Bestätigung nicht zur Verfügung.
"Wir werden jetzt die Berichte des Disziplinarvorgesetzten Pohl und der Tasco abwarten und auf jeden Fall reagieren", kündigte Rechtsanwalt Joachim Gaul an. Eberhard und Enrico Eismann gehen nun davon aus, dass durch ihren Zwangsausschluss aus der Bergwacht und dem DRK "einige Mitglieder ihre Arbeit niederlegen" würden. Es bleibt also eine kontroverse Angelegenheit, deren Ausgang zur Zeit noch völlig offen ist. Und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis bei der "Bergwacht Wasserkuppe" wieder Normalität einkehrt. (Christian P. Stadtfeld). +++

Der suspendierte Bereitschaftsleiter der Bergwacht "Bereitschaft Wasserkuppe" Enrico Eismann ...

Seit dem vergangenen Dienstag steht die Chefetage der Bergwacht mit heftigen Anschuldigungen in der Öffentlichkeit.

Rechtsanwalt Joachim Gaul aus Neuhof vertritt die Eismanns ... - Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld

Den Bergwacht-Mitgliedern Enrico (li.) und Eberhard (re.) Eismann droht der Ausschluss vom DRK.

Auch einige Bergwacht-Mitglieder waren zu der Pressekonferenz gekommen: Thomas Köhler (Mitte) und Thorsten Hohmann (li.)