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01.02.11 - Fulda

Überzeugendes Schauspiel „Unschuld“ nach Dea Loher in der Winfriedschule

Tosenden Applaus erhielten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 für ihre schauspielerische Leistung, die sie im Rahmen des Grundkurses Darstellendes Spiel einem begeisterten Publikum präsentierten. Der Ansturm interessierter Besucher auf die Premiere des Stückes „Unschuld“ nach Dea Loher unter der Regie von Kurslehrer Torsten Bartsch führte zu einer Verzögerung des Vorstellungsbeginns, da noch zusätzliche Sitzplätze geschaffen werden mussten. In der Aula der Winfriedschule waren zwei spartanisch gestaltete Bühnen aufgebaut, die durch einen mitten durch das sich gegenüber sitzende Publikum führenden Gang miteinander verbunden waren. Allein diese ungewöhnliche Sitzanordnung steigerte schon die Erwartungshaltung der Zuschauer. Das Stück selbst verlangt den Schauspielern eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer zu verkörpernden Rolle ab, da jede Figur durch ihre spezifische Problematik geprägt ist. Ein unsichtbarer „roter Faden“ verbindet jedoch alle miteinander: das Schicksal, ein einsames, unzufriedenes und erfolgloses Leben führen zu müssen. Da sind Fadoul und Elisio, zwei illegal im Land lebende Migranten, die sich im Hafen aufhalten und mit ihren „Blaumännern“ ihre prekäre Lebenssituation verdeutlichen. Hin und her gerissen zwischen Hilfsbereitschaft und der Furcht vor unangenehmen Behördenfragen riskieren sie das Ertrinken einer jungen Frau, was vor allem Elisio nicht verkraftet. Kajetan Skurski spielt den verzweifelten und innerlich zerrissenen Elisio mit großer Eindringlichkeit, welche die Zuschauer angesichts der dargestellten nicht zu bewältigenden Gefühle erschüttert. Ramin Dazeh gestaltet seinen Fadoul dagegen rationalistisch, Angst und Schuldgefühle werden durch Aggressivität verdeckt, die der junge Schauspieler mit starkem körperlichen Einsatz beängstigend echt vermittelt. Seitdem er „Gott in einer Tüte“ entdeckt zu haben glaubt, der Großes mit ihm vorhabe, gesellt sich zu dieser Aggressivität noch ein Fanatismus, der die Freundschaft mit Elisio und die Beziehung zu Absolut, einer blinden Stripteasetänzerin gefährdet. Jene Tänzerin wird in einer Doppelung der Rolle von Julia Bomba und Mandy Glanert mit laszivem, aber auch forderndem Charme souverän synchron gespielt. Dem Halbweltmilieu steht die scheinbar bürgerliche Welt von Frau Zucker und ihrer Tochter Rosa samt Ehemann Franz gegenüber. Frau Zucker, eine an Diabetes leidende Kommunistin mit einer an Wahnsinn grenzenden Lust am Inferno wird von Caroline Ziegert hervorragend verkörpert. Ihre unangenehme Dominanz gegenüber Tochter (Ina Sieling) und Schwiegersohn (Phillip Hansel) lassen die Unsicherheit des jungen Paares, das von einer kleinen Familie mit Kind träumt, besonders deutlich hervortreten. Ina Sieling und Philipp Hansel gestalten ihre Rollen differenziert und anschaulich, anrührend in der Darstellung von Verzweiflung und Realitätsverlust. Gleichwohl entsteht in ihren Szenen immer wieder viel Situationskomik, die das Publikum zum Lachen und Szenenapplaus reizt. Ella, eine um sich selbst kreisende und mit ihrem Dasein unzufriedene Philosophin, peinigt ihren Mann Helmut, dargestellt von Niklas Hoormann. Dieses Paar tritt gleich in dreifacher Ausführung auf (Isabelle Dege, Sonja Hothan, Sebastian von Lewinski, Philipp Hansel) und vertieft so das bedrückende Gefühl gescheiterter Beziehungen. Sophia Sorg verkörpert mit gekonnt nervöser Gestik Frau Habersatt, eine am Leben gescheiterte Figur, die sich ständig auf der Suche nach Halt und Zuneigung befindet und dabei für Fehler entschuldigt, die sie garnicht begangen hat. Die einzelnen Szenen zeigen bedrückend deutlich die Unzulänglichkeit menschlicher Existenz und verdichten sich am Ende des Stückes, so dass Gemeinsamkeiten zwischen den Figuren sowie Verbindungen der Handlungsstränge erkennbar werden. Die Schülerinnen und Schüler haben das Tragikomische des von Dea Loher verfassten Stückes mit viel schwarzem Humor glänzend herausgearbeitet, mit der „Unschuld“ der Figuren haben sie deren persönliche Unzulänglichkeit, aber auch ihre gesellschaftliche Determination gezeigt. Die Zuschauer waren zugleich begeistert und betroffen und belohnten die Leistung der jungen Schauspieler und Schauspielerinnen mit minutenlangen stehenden Ovationen. Das Stück wird am 04.02. und am 05.02. jeweils um 19.30 Uhr in der Aula der Winfriedschule nochmals aufgeführt. +++


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