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15.02.11 - Meiningen
„Mut und Verachtung der Gefahr“ - Töne des Aufbruchs zur Matinee Egmont
Die Ankündigung Goethe, Schiller und Beethoven vereint im „Egmont“ auf die Bühne gelangen zu lassen, trifft offenbar das Interesse vieler Theaterinteressierter, denn der Saal im Sächsischen Hof war am vergangenen Sonntag bestens besucht. Den Shooting Star aus Österreich, Regisseur Rudolf Frey, suchte man im Podium allerdings vergebens, da der junge Mann vom Burgtheater - dem Meininger Publikum bekannt durch seine erfolgreiche „Gespenster“-Inszenierung zur Eröffnung der Spielzeit 2008/2009 – durch aktuelle Probenarbeit gebunden war. Dafür aber durfte man sich über die Präsenz von Schauspieldirektor Dirk Olaf Hanke und Intendant Ansgar Haag freuen, die die blendend aufgelegten Eisenacher Hauptdarsteller Hannah Sieh (Klärchen) und Pascal Thomas (Egmont) im Podium flankierten. Hanke gelang es in lockerer Manier die historischen Hintergründe von Stück und Entstehung auszuleuchten.
Dabei hob er besonders hervor wie fein die brennend aktuelle Geschichte vom verstörenden Aufruhr der Bevölkerung eines ganzen Landes in dieser Inszenierung ausgelotet und zugleich mit der beeindruckenden „Egmont“-Musik von Ludwig van Beethoven kombiniert wird. Schauspielmusik, so Hanke, sei natürlich vom Dichter bereits in den Ursprüngen des Dramas konzipiert, nur damals noch dem Komponisten und Goethefreund Jacob Philipp Christoph Kayser zugedacht gewesen.
„Die heute vorliegenden 48 Minuten aus Beethovens Hand von denen die meisten Zuschauer nur die Ouvertüre kennen“, erklärte der Schauspieldirektor, „finden sich im Stück daher in vielfältiger thematischer Variation“. Und Intendant Haag befragt nach den im Konzept angegebenen Liedbeiträgen erklärte, „wir haben Klärchen, also die Geliebte Egmonts gedoppelt, also zusätzlich mit der Sängerin Esther Hilsberg besetzt.“ Die außergewöhnliche musikalische Ebene dieses Schauspiels weise bereits, so Haag, in Richtung eines Bertolt Brecht. „Dadurch erhält dieses berühmte Drama eine ganz neue Draufsicht."
Bewegend an der Handlung, ist nicht zuletzt der engagierte Einsatz des Bürgermädchens Klärchen, das zu Aufstand und Befreiung ruft: „Was euch allen eben fehlt, ist Mut und Verachtung der Gefahr“. Als sie aber erkennen muss, dass Egmonts Schicksal unabwendbar ist, nimmt sie Gift. Ein Vorgang, der vom Podium in seiner Nähe zu Schillers „Kabale und Liebe“ klar herausgestellt wurde und von Klärchen-Darstellerin Hannah Sieh mit den Worten kommentiert wurde: „Wir wollen ja nicht zum Griff zu den Waffen aufrufen, selbst ein Freiheitskampf bleibt ein Krieg. Und hätte ich mit meinem Apell Erfolg hieße das Drama ja „Klärchen“ und nicht „Egmont".
Die Südthüringer Presse verkündete bereits anlässlich der Ende Januar 2010 bejubelten Eisenacher Premiere: „Da können wir uns alle wiedererkennen, und das Verhängnis all unserer dem Ethos verpflichteten Politiker.“ Nun darf man gespannt sein, was das Meininger Publikum sagt. Am Freitag, dem 18. Februar, 19.30 Uhr ist Premiere. +++