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Im kleinen Kursaal der Frankentherme warteten interessante Vorträge auf die Jungbauern, die an der Tagung teilnahmen. So war dort unter anderem Erhard Schiele zu Gast unter dem Motto: „Lebe Deinen Traum!“. - Fotos: Hanns Friedrich

Wie die Landwirtschaft draußen gesehen wird und wie Großkonzerne mit Negativschlagzeilen zu kämpfen haben, zeigte Valerie Halsboer vom Bundesverband der Systemgastronomie auf.

20.02.11 - BAD KÖNIGSHOFEN

Jungbauerntag: Großstädter haben wenig Ahnung von Landwirtschaft

„Großstädter haben wenig Ahnung von der Landwirtschaft.“ Das sagte Valerie Halsboer. Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Systemgastronomie e.V. beim Jungbauerntag in der Frankentherme in Bad Königshofen. Unter dem Motto „Professionelle Tierhaltung in der öffentlichen Wahrnehmung“ zeigte sie den Jungbauern bei der Tagung auf, mit welchen Problemen Großkonzerne wie Mc Donalds, Burger King, Nordsee und weiter Unternehmen kämpfen müssen. 25.000 Restaurants vertritt der Bundesverband. Es gibt viele Weltverbesserer, die vor allem im Internet aktiv sind, sagte die Referentin und zeigen anhand von Fernsehausschnitten und Internetseiten, daß die Landwirtschaft da sehr oft ins falsche Licht gerückt und zum Sündenbock abgestempelt wird. Da ist sogar bei der Massentierhaltung von Massenmördern die Rede. Metzger wiederum würden als "Mörder" bezeichnet.

Gerade deshalb sei es unbedingt notwendig, daß die Landwirtschaft sich darstellt. „Jeder muß für sich selbst ein Botschafter sein!“ forderte Valerie Halsboer. In ihrem Referat ging sie auf den Verbraucher heute ein, der sehr anspruchsvoll geworden ist. Dies gilt sowohl für den Preis aber auch für den Leistungsvergleich, wobei immer wieder nur beste Qualität gefordert wird. „Der Kunde informiert sich heute ausführlich.“ Hierbei spielt natürlich auch das Internet eine große Rolle, wo entsprechenden Anbieter zu finden sind. Da falle der Experte vor Ort „oft hintenrunter.“ Die Referentin meint aber auch, daß die Menschen heute zwar im Computer recherchieren, selbst aber nicht viel von der Landwirtschaft wissen. Außerdem gebe es viele Interessengruppen, die ihre Meinung im Internet vertreten. Das diese nicht immer kompetent ist, sei klar.

Anhand von Internetseiten zeigt Halsboer auf, wie gegen die Landwirtschaft und gegen Metzger gearbeitet wird. So gab es einen Artikel zum Thema „Im Namen des Ferkels“, wo es um Mc Donalds und den Hamburger ging. Hier mußte Bundeszentrale zunächst einmal aufklären, daß dafür kein Schweine-, sondern Rindfleisch verwendet wird. Trotzdem befaßte man sich mit dem Thema „Ferkel“ und berief einen ersten Ferkelgipfel im Jahr 2009 ein. Vor Ort informierte sich das Gremium bei den Landwirten und stellte schnell fest, daß alles ganz anders ist und korrekt gearbeitet wird. „Sprache prägt die Wahrnehmung“ sagte die Referentin und meinte, daß Landwirte aktiv werden sollten. Worte wie „Massenmörder“ sei der Sprachgebrauch von draußen. Die Landwirte seien aufgefordert Einblicke in ihre Arbeit, wenn möglich in ihre Stallungen zu geben und durchaus Bilder und Filme ins Internet zu stellen. Hier gibt es, so zeigte sie auf, Kampagnen, die nicht nur den Firmen, sondern auch der Landwirtschaft schaden. Unter anderem die Botschaften, die „mit versteckter Kamera gedreht wurden und im Netz stehen.“ Hier müssten die Landwirte aktiv werden und quasi im Internet aufzeigen, daß das nicht so ist.

Interessant wie dieses Thema war auch der Vortrag von Erhard Schiele. Er hat ein Kräutertrocknungsmonopol aufgebaut. Sein Vortrag „Lebe deinen Traum – vom Landwirt zum führenden Küchenkräutertrockner Europas“ ließ so manchen aufhorchen. Eine Vision sei es gewesen, sagte Schiele, der verwirklicht wurde. Wichtig sei es Mut zu haben und auch Misserfolge zu verkraften. Mit 80 Tonnen getrockneter Kräuter begann alles heute sind es 150 Tonnen pro Jahr. Weltweit werden die Kräuter verkauft. 1992 begann Schiele mit einem Joint Venture zwischen der russischen und der bayerischen Landwirtschaft nahe Moskau. 30 Hektar Land wurden gekauft und hier Kartoffel und Gemüse angebaut. Heute sind es mehr als 10.000 Hektar. 750 Hektar Wiesen, 800 Milchkühe, 120 Hektar Zwiebeln und unter anderem, 80 Hektar Salat werden angebaut.

Der Traum in Russland wurde im ersten Jahr zu einem Alptraum, weil der Gewinn von dem russischen Mitunternehmer unterschlagen wurde. Da die Maschinen Eigentum Schieles waren, machte er sich selbständig und hat heute Direktverträge mit Supermärkten in Russland. Man dürfe nie den Mut verlieren, sondern sollte weitermachen, sagte der Referent. Er erwähnte die Aussiedlung in Deutschland, vier Millionen Investitionen und die Tatsache, daß dann der Markt zusammengebrochen ist. Deshalb sei es immer wichtig „auf zwei Beinen zu stehen.“ Eine Biogasanlage kam hinzu bei der vor allem Abfälle, so die Stile der Petersilie verwendet wurden. 150 Tonnen fallen täglich an. Ein neuer Markt, die Entsorgung von Rohstoffen wurde entdeckt. Die Selbstvermarktung war wichtig und ein langfristiges Denken, sowie Mut zum Risiko. Auch aus Misserfolgen könne man lernen. Deutschland, so der Referent sei ein Spitzenstandort und junge Landwirte Spitzenkräfte.

Michael Diestel dankte für den engagierten Vortrag und Klaus Klinger brachte die Frage ins Gespräch wie der Referent eine Vermarktung der Milch sieht. Das Produkt müsse anders vermarktet werden. Das Problem, so Erhard Schiele sei, daß der Landwirt lediglich Lieferant ist. „Keiner fragt nach dem Landwirt, denn der Kunde hat nur Interesse am Endprodukt, das er im Laden kauft.“ Hier müssten Überlegungen angestellt werden. Mathias Klöffel nannte die Dachmarke und erfuhr, daß es wichtig sei, „rauszugehen und das Produkt zu präsentieren.“ Schließlich wollte ein Teilnehmer der Tagung noch wissen, wie Schiele das alles körperlich und nervlich verkraftet. Sein Rezept: Täglich eine Stunde laufen, zehn Minuten Mittagsschlaf und auch mal seinem Hobby nachgehen, zum Beispiel Motorradfahren. Für die Referenten gab es an diesem Tag ein Buch von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und eine Erinnerungsmedaille vom Kreuzberg. (hf) +++

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Im kleinen Kursaal der Frankentherme warteten interessante Vorträge auf die Jungbauern, die an der Tagung teilnahmen. So war dort unter anderem Erhard Schiele zu Gast unter dem Motto: „Lebe Deinen Traum!“. Foto: Friedrich

Wie die Landwirtschaft draußen gesehen wird und wie Großkonzerne mit Negativschlagzeilen zu kämpfen haben, zeigte Valerie Halsboer vom Bundesverband der Systemgastronomie auf. Foto: Friedrich

Ein Buch von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und eine Medaille vom Kreuzberg in der Rhön gab es für die Referenten. Foto: Friedrich


Ein Buch von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und eine Medaille vom Kreuzberg in der Rhön gab es für die Referenten.

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