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17.03.11 - Bischofsheim
Flurbereinigung offiziell abgeschlossen - Langwieriges Verfahren beendet
Nach 36 Jahren konnte das Flurbereinigungsverfahren in Haselbach nun offiziell abgeschlossen werden. Alle Beteiligen waren sich bei der Abschlussveranstaltung einig, dass sich das langwierige und schwierige Verfahren für Haselbach lohnte und man heute durchaus zufrieden auf das Geleistete zurückblicken könne. Der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Eckehard Tschapke vom Amt für ländliche Entwicklung gab einen Rückblick auf das Verfahren, das am 22. April 1975 offiziell angeordnet wurde.
Vorsitzender war damals Rudolf Samay, auf ihn folgte 1981 Michael Hainzlmaier und 1999 Eckehard Tschapke. Die Vorstandschaft der Teilnehmergemeinschaft bildeten 1975 Willibald Enders, Rudolf Fries, Rudolf Hergenhan, Ludwig Reitz, Hermann Schneider, Robert Kirchner, Eduard Dickas und Gerhard Mehler. Willibald Enders war der örtliche Beauftragte, sein Nachfolger und örtliche Beauftragte bis zum Ende der Flurbereinigung war Robert Kirchner. Seit 1975 wurde keine weitere Wahl vorgenommen „Das ist wohl einmalig“, meinte Tschapke. Mittlerweile sind viele der Vorstandschaftsmitglieder, Stellvertreter und Nachrücker verstorben. Das Ende der Flurbereinigung erlebten lediglich Robert Kirchner, Eduard Dickas und Benno Kessler. Auch wenn schon viele der ehemals in der Flurbereinigung aktiven Männer verstorben sind, so sei es doch an der Zeit zu danken und die ehrenamtliche Tätigkeit zu würdigen, so Tschapke. Viel Arbeit und vor allem viel Ärger habe die Flurbereinigung in Haselbach mit sich gebracht. Es war ein schwieriges Verfahren, das teilweise sogar vor Gericht ausgetragen wurde.
„Es ist rum. Gott sei Dank hat es keine Toten gegeben.“ Die Erleichterung, dass das Verfahren in Haselbach nun endlich abgeschlossen werden konnte, war Robert Kirchner anzusehen. Heftige Auseinandersetzungen um Grund und Boden gab es, Streitigkeiten, die sich auch auf das Zusammenleben im Ort auswirkten, doch heute sagt Kirchner: „Es ist rum und es ist vergessen.“ Und auch Dickas schließt sich dem an: „Ich bin froh, dass es endlich vorbei ist.“ Besonders hob Tschapke die Maßnahmen für die Erhaltung der Kulturlandschaft hervor, mehr als 10 Hektar gingen in das Eigentum der Stadt über, 55 Hektar in das Eigentum der Stadt und des Landkreis. „Es wurde sehr viel für die Kulturlandschaft getan, es ist wirklich vorbildlich was in Haselbach da geleistet wurde.“ Auch die Förderquote könne sich mit 3,2 Prozent sehen lassen. Heute sei eine Flurbereinigung ohne Eigenbeteiligung von 20 Prozent undenkbar. „Haselbach hatte eine traumhafte Quote.“ Ausdrücklich hob Tschapke die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Bischofsheim hervor, der jeweilige Bürgermeister hatte immer ein offenes Ohr für die Belange Haselbachs. „Es war kein Fehler Flurbereinigung in Haselbach gehabt zu haben.“ Robert Kirchner und Eduard Dickas sehen das ebenso, wobei im Nachhinein doch die eine oder andere Entscheidung wohl anders ausgefallen wäre. „Wir hätten größere Flächen schaffen müssen“ meinte Kirchner.
Besonders naturvertägliche Flurbereinigung
Doch vor 20 Jahren war die Situation in der Landwirtschaft noch eine andere als heute, damals hingen die Bauern noch an ihrer Scholle, es wurde um die Flächen regelrecht gekämpft. Auch habe die Geländestruktur vielfach keine anderen Lösungen zugelassen, ergänzte Tschapke. Rückblickend könne man froh sein, dass in Haselbach eine Flurbereinigung stattfand und versucht wurde die Auswirkungen der fränkischen Realteilung in bewirtschaftbare Bahnen zu lenken, meinte Bürgermeister Udo Baumann. Bei der Zuteilung der Grundstücke sei sicherlich nicht der große Wurf gelungen, seien keine großen Feldflächen entstanden, doch dafür zeichne Haselbach eine besonders naturverträgliche Flurbereinigung aus. Hecken und Geländestruktur wurden erhalten und damit ein Markenzeichen der Region um Bischofsheim. Wichtig war in Haselbach der Wegebau zur Erschließung der Flur, davon ist Bürgermeister Bauman überzeugt.
„Rückblickend hätten ruhig mehr Wege befestigt werden können, besonders an Steilstücken. Beispielsweise am Tränkweg zur Sprungschanze und der Viehweg zum Neustädter Haus, die geschotterten Wege haben eine erheblichen Sanierungsbedarf. Ich wäre heilfroh, wenn diese Wege damals geteert worden wären. Im Nachhinein ist das nicht mehr machbar.“ Natürlich habe er Verständnis für die damalige Zurückhaltung aus Angst, dass die Kosten nicht mehr tragen zu können. „Hätte man vorher gewusst, dass die Förderquote bei 97 Prozent lag, wäre man sicher offensiver gewesen und hätte mehr befestigt.“Für Baumann unvorstellbar, wenn in Haselbach keine Flurbereinigung vorgenommen worden wäre und so dankte er den Akteuren für ihren ehrenamtlichen Einsatz, dass sie die vielen Anfeindungen ertragen haben. „In Haselbach war es ein besonders schwieriges Amt.“ Zum Dank gab es vom Amt für ländliche Entwicklung einen Mappe mit einer Urkunde, mit alten und neuen Plänen und Informationsmaterial zum Flurbereinigungsverfahren in Haselbach. „Wer über 30 Jahre Flurbereinigung überlebt hat, der hat viel mitgemacht“, so Tschapke. (Text und Bild: Marion Eckert)+++