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"Atze" beim osthessen-tv-Dreh zu Weihnachten 2010... - Archivfotos: Hans-Hubertus Braune

26.04.11 - REGION

ALLES GUTE, ATZE: Dem Dampfplauderer Hans Karl Schmidt zum 80.

Eine äußerst lebendige Legende wird heute 80 Jahre alt und auch die Redaktion von osthessen-news gratuliert von Herzen: Hans Karl Schmidt alias Atze ist den meisten Radiohörern nicht nur in Hessen ein Begriff. Seine sonore Stimme mit ihrem unverkennbar Berliner Einschlag geht sofort vom Ohr ins Herz, er ist passionierten Radiohörern seit vielen Jahrzehnten ein wohlklingender und gut unterhaltender Begleiter. Und auch auf unserem Portal ist Atzes markante Stimme täglich präsent - auf dem Abspann von osthessen-TV "Sehen, was bewegt". Eines seiner Talente ist, Geschichten so zu erzählen, dass sofort detaillierte bunte Bilder im Kopf entstehen und bleiben - davon zeugen die von ihm eingespielten Hörbücher.

Eigentlich hätte der Jubilar Grund, sich daheim in Schenklengsfeld auf seinen zahlreichen Lorbeeren auszuruhen - wie andere ältere Semester. Doch Hans Karl Schmidt sitzt nur selten geruhsam im Lehnstuhl. Stattdessen geht er seit Anfang des Jahres wieder regelmäßig auf Sendung - per Internet immer sonntags mit Radio Landeck. Hans Karl Schmidt bietet seinen Hörern etwas, was es so in der modernen Medienlandschaft gar nicht mehr gibt: gutes altes Dampfradio mit einer gekonnten Mischung aus intelligenten Texten und ausgesuchter Musik. „Ein Premium-Produkt für die positiven Töne“ nennen die drei Initiatoren ihr "Baby". Zusammen mit Johannes Hesse betreibt Atze seit einigen Jahren das Internetportal www.schenklengsfeld.info, - Dritter im Bunde ist Mathias Welp aus Kassel.

Atze kann auf ein pralles Leben zurückblicken - und hoffentlch auf noch viele gesunde Lebensjahre

Sein Erfolg war ihm sicher nicht an der Wiege gesungen, als der kleine Hansi am 26. April 1931 in der Dankelmannstraße in Berlin zur Welt kam. Nicht nur, weil es keine Wiege gab. Für das uneheliche Kind eines Dienstmädchens waren schon damals die Aussichten eher trübe. Aber was schert das ein Kind, das sich in der Liebe seiner Mutter geborgen weiß. Auch wenn diese Liebe dazu führt, dass der kleine Hansi zunächst mal immer eingeschlossen wurde, wenn die Mutter zur „Herrschaft“ arbeiten ging. Bis er zur Schule musste. Da begann die große Freiheit und die weite Welt. Und leider auch bald der Krieg. Seine Jugenderlebnisse „zwischen Bomben und Bienenstich“ hat uns Hans Karl Schmidt in seinen „Berliner Geschichten“ anschaulich geschildert.

In den Hungerjahren nach dem Krieg lag die Versuchung nahe, einen „nahrhaften“ Beruf zu erlernen. Aber alle Lehren in einer Kartoffelhandlung, beim Bäcker und schließlich beim Schlachter waren kein Erfolg. Schließlich blieb ein Job als „Guard“ bei den Amis. Die US-Streitkräfte boten schwarze Uniformen statt der „Lumberjacks“ und Ringelsocken, eine Ausbildung an der Waffe und Wachdienst bei Munitionsdepots, Motor Pools und der sagenhaften PX.

Ein Auswanderungsantrag in die USA wurde abgelehnt: Quote erfüllt. Gut, dann wandert er eben nach Nebenan aus: Kanada. Und hier macht er sich auf die sprichwörtliche Neue-Welt-Laufbahn: Tellerwäscher bei Woolworth. Schwesternhelfer im Krankenhaus. Salatier und schließlich Koch im Speisewagen der Canadian Pacific zwischen Montreal und Vancouver. Bis er schließlich als Koch im „Airline Inn Hotel“ in Goosebay/Labrador strandet. Einer Wellblechbaracke am Ende der Welt. Beim Anblick der Super Constellations, die dort zwischenlandeten, wenn in Gander Nebel war, muss wohl der Entschluss zu seiner heutigen Karriere gereift sein:Zurück in Montreal, beginnt er, Deutschland nach Kanada zu bringen.

Zunächst in einer eigenen „Radiostunde“ in deutscher Sprache. Dann mit deutschen Filmen. Erst im gemieteten Kino und dann im Nebenraum seines „Deutschen Cafes“. Dort beginnt auch der „Melitta Filter“ seinen Siegeszug in Kanada. Und mit der Produktion seines ersten Films, einem Kinospot zur Einführung des „Bertelsmann Leserings“ in Kanada ist er wohl endgültig in der Medienbranche gelandet. Das „Adenauer-Fernsehen“ lockt ihn zurück nach Deutschland. Leider ist es ein Flop.

Unzählige Bewerbungen bei allen Sendern Deutschlands folgen. Endlich gibt es einen Mikrofontest bei der IPA, dem deutschen Studio von Radio Luxemburg. Und hier wird er endlich „entdeckt“! Camillo Felgen nimmt ihn gleich mit nach Luxemburg. Dort hält man allerdings nichts vom damals weihevoll seriösen Stil deutscher „Ansager“. Hans Karl Schmidt muss sich einen virtuellen Partner erschaffen, der mit ihm durch die Sendung führt. Er nennt ihn „Atze“, und gibt ihm seinen Berliner Dialekt. Womit er nicht gerechnet hat: Atze hat Erfolg und übernimmt die Sendung. Mit seiner unbeschreiblichen „Huahuahua-Lache“ wird er zu einem der Markenzeichen von RTL.

Wenn er nicht gerade als „Atze“ bei RTL zu tun hat, moderiert Hans Karl Schmidt „seriöse“ Programme bei anderen Sendern und begegnet vor dem Mikrofon nahezu jedem deutschen „Promi“ der damaligen Zeit: Von Heinrich Lübke über F.J. Strauß bis zu Vico Torriani, die Valente und Udo Jürgens, für den er die Texte zweier Hits schrieb. Eigene Schallplatten-Versuche („Bis hier mal die Bedienung kommt“, etc.) bleiben im ehrbaren Bereich. Kein Wunder, dass der Hessische Rundfunk die Angel nach diesem Hörer-Magneten auswirft. RTL nimmt den Verlust von „Atze“ gelassen und holt sich Frank Elstner und Dieter Thomas Heck.

Aus schüchternen zwei Stunden pro Woche beim HR werden über tausend tägliche Frühsendungen, über tausend von den damaligen Teenies heiß geliebte Abendsendungen (Teens, Twens, Top-Time) und schließlich auch die regelmäßige Moderation öffentlicher Veranstaltungen. Und wenn er schon mal das Studio verlassen durfte, dann auch als Reise-Reporter von Kanada bis Tahiti, von Israel bis Sri Lanka.

Mit Fug und Recht kann sich Hans Karl Schmidt als einer der Gründungsväter von HR3, der Pop-Welle des Hessischen Rundfunks fühlen. Und auch von HR4, als er über das Alter des Teenie-Anmachers hinaus war. Denn wie alle Entertainer hat auch Hans Karl Schmidt seine nachdenkliche, poetische Seite.Sie äußert sich heute zum Beispiel in wunderschönen Naturfilmen auf Video, wo er in ruhigen Bildern die Welt zeigt, wo sie noch heil ist. In nachdenklicher Lyrik, von der er weiß, wie sie zu sprechen ist, weil er sie erdacht hat. (Erich F. Bauer)

http://www.schenklengsfeld.info/RadioLandeck/index.html

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1195784

http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1191533 +++


...eine Weihnachtsgeschicht von und mit Atze...

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