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Ganz früher: so sah das Kasernengelände in den Dreißiger Jahren aus... - Fotos: on-Archiv / PPOH / Stadtfeld
21.05.11 - FULDA
"Straffer, klarer, strukturierter" - so entstand das heutige Polizeipräsidium Osthessen
Vor zehn Jahren wurde über den Standort Fulda heftig diskutiert, heute ist das Polizeipräsidium Osthessen aus der Region nicht mehr wegzudenken und eine unverzichtbare Säule in Verbrechensbekämpfung und Prävention. In einem historischen Gebäude - der einstigen Ludendorff-Kaserne - haben die Polizeidirektion, die Kripo und andere Polizei-Einheiten im Jahr 2001 ein Zuhause gefunden. Viele Jahre war die Polizeidirektion auf der Suche nach einem geeigneten Gebäude um alle Dienststellen unter einem Dach zu vereinen. Ein möglicher Standort war etwa das ehemalige Berta-Gebäude (Wachs- und Kerzenfabrik) auf der Ochsenwiese. Diese Überlegung war allerdings wegen leerer Staatskassen schnell vom Tisch.
Mit dem Abzug der US-Armee im Münsterfeld eröffneten sich Stadt und Landkreis Fulda sowie dem Land Hessen neue Perspektiven. Das ehemalige Militärgelände an der Haimbacher Straße mit einer Gesamtfläche von etwa 67 Hektar wurde 1994 geräumt und man wollte die Polizei-Dienststellen, die auf das Osthessen-Center (Heinrichstraße), die Sturmiusstraße sowie die Dr.-Dietz-Straße verteilt waren, in den Kasernenbereich verlegen. Die Liegenschaft im Münsterfeld bot viele Vorteile für die Sicherheitsbehörde. Dr. Wolfgang Hamberger - der damalige Fuldaer CDU-Oberbürgermeister - begrüßte das Vorhaben und sprach in einer Presseerklärung 1993 von einem "optimalen Domizil für die Aufgaben der Polizei".
Am 19. Dezember 2000 hatte der hessische Landtag das Gesetz über die Reform der Polizeiorganisation verabschiedet. Damit veränderte sich das Gesicht der hessischen Polizei grundlegend: "Es wird straffer, klarer, strukturierter und es nimmt Gestalt an, die bisherige Unebenheiten beseitigt und den steigenden Anforderungen der Zukunft entsprechen wird." So formulierte der damalige hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) die Polizeireform. Im Klartext bedeutete das: ein Landespolizeipräsidium in Wiesbaden und sieben Flächenpräsidien in Darmstadt, Frankfurt am Main, Offenbach, Gießen, Wiesbaden, Kassel und Fulda. Polizeipräsidien gab es in Hessen zwar auch schon vor der Reform, das in Fulda wurde jedoch neu geschaffen.
Im Planungs- und Aufbaustab für diese Behörde beim Regierungspräsidium Kassel im Jahr 2000 waren der heutige Polizeipräsident Alfons Georg Hoff (seit 2010) und Osthessens Polizei-Vize (LPD) Günther Voß in leitender Funktion tätig. Deshalb sind der Polizei-Chef und sein Stellvertreter besonders mit Fulda und dem jüngsten Präsidium in der Geschichte der Polizei Hessen verbunden.
Eröffnet werden sollte das neue "Polizeipräsidium Osthessen" (Fulda) in der Severingstraße 1-7 mit Präsident Gero Kolter an der Spitze bereits am 1. Januar 2001. Da die Umbau- und Sanierungsarbeiten in den ehemaligen "Downs Barracks" jedoch erst im Herbst 2001 abgeschlossen wurden, zog das für die Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg und den Vogelsberg zuständige Präsidium übergangsweise (bis April 2002) auf das ehemalige Bundesgrenzschutz-Gelände in der Leipziger Straße - heute Hochschule. Als der erste, rund 15,3 Millionen Euro teure Bauabschnitt dann 2002 abgeschlossen wurde, zogen 211 Beamte und 19 Beamtinnen sowie 23 männliche und 51 weibliche Angestellte in die historischen Gebäude am Rande der Innenstadt ein. Insgesamt gehörten dem Polizeipräsidium damals 950 Beamte, Angestellte und Arbeiter an.
Schnell wurde klar, dass das Polizeipräsidium vergrößert werden musste. Deshalb wurde im Jahr 2006 der Grundstein für den 2. Bauabschnitt - er kostete gut 11 Millionen Euro - gelegt. Neben einem zusätzlichen Bürogebäude sollten in den Neubauten auch ein Ausbildungs- und Kommunikationszentrum mit integrierter Schießanlage entstehen. In den Übungsräumen sollen Polizisten aus der Region ausgebildet werden. Mit einem dreidimensionalen Videosystem - ähnlich der Blue Box - konnten reale Szenen aus dem Polizeialltag simuliert und geübt werden. Im März 2009 ging dieser Gebäudekomplex in Betrieb.
Heute besitzt die osthessische Polizei die modernste Raum-Schießanlage in Hessen. Daneben verfügt das Präsidium in Fulda über das einzige Pandemielager der hessischen Polizei mit über 1,2 Millionen Infektionsschutzartikeln. Die derzeit rund 933 Beschäftigten (700 Beamte, 213 Tarifbeschäftigte und 9 Auszubildende) sind für die Sicherheit von etwa 450.000 Einwohnern zuständig. In der Liegenschaft im Münsterfeld arbeiten 350 Mitarbeiter. Das Polizeipräsidium - es ist mit 20 Prozent der Fläche Hessens größte Polizeibehörde - gliedert sich in fünf Polizeidirektionen, sieben Polizeistationen, drei Polizeiposten und 2 Polizeiautobahnstationen.
Mit der Aufnahme der Arbeit im Polizeipräsidium Osthessen ist die Aufklärungsquote stetig gestiegen. Jährlich verzeichnet die Fuldaer Behörde in den drei Landkreisen durchschnittlich 22.000 Straftaten. Im vergangen Jahr lag die Aufklärungsquote bei 63,6 Prozent und lag damit deutlich über dem Landesdurchschnitt. Auch die Zahl der Schwerverletzten und Verkehrstoten ist seitdem rückläufig. Innerhalb von zehn Jahren wurden aus 80 Getöteten (2000) derzeit noch 34 (2010), die Zahl der Schwerverletzten sank von 841 (2000) auf 543 (2010). Wie gut sich das Polizeipräsidium in der Region und auch landesweit etabliert hat, zeigt etwa auch, dass die Gesamt-Einsatzleitung bei Castor-Transporten seit Jahren den leitenden Beamten der osthessischen Polizei obliegt. Die hervorragende Arbeit spiegelte sich auch bei zwei Mordfällen in diesem Jahr (Fulda und kürzlich in der Vogelsbergstadt Schlitz) wieder. Die Beamten konnten diese einmal innerhalb von fast 72 Stunden (Mehlerstraße) und vor etwa einer Woche in weniger als 24 Stunden aufklären und Tatverdächtige festnehmen.
Darüber hinaus engagiert sich das Polizeipräsidium Osthessen seit seiner Gründung auch in vielen Bereichen der Prävention. So konnten etwa die Projekte "SMOG - Schule machen ohne Gewalt", "Lieber ... als...!" oder die Initiativen "Schutzengel" und "Gelbe Karte" auf den Weg gebracht werden. Am heutigen Samstag feiert das Polizeipräsidium Osthessen das Jubiläum mit einem großen Tag der offenen Tür zwischen 11:00 und 18:00 Uhr auf dem Gelände im Münsterfeld. Auf die Besucher wartet ein abwechslungsreiches Programm mit vielen Highlights ("osthessen-news" berichtete bereits ausführlich darüber: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1198074 ). (Christian P. Stadtfeld). +++
Die "Downs Kaserne" zu Zeiten der Amerikaner bis Anfang der 90er Jahre...
Vor zehn Jahren: das PP Osthessen ist eingezogen...
Vor wenigen Jahren: das PP Osthessen ist mit einem weiteren Neubau "komplett"
Ein aktuelles Luftbild vom Polizeipräsidium Osthessen, das vor etwa einer Woche entstanden ist.
Die drei Präsidenten des PP Osthessen mit dem damaligen Innenminister und heutigen MInisterpräsident Bouffier (2.v.li). Weiterhin der Gründungspräsident Gero Kolter, MP Bouffier, sein Nachfolger Eckard Sauer (re) und der amtierende Präsident Alfons-Georg Hoff (2.v.re).