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21.05.11 - Fulda

"Akzeptanz in der hörenden Welt" - 25 Jahre Caritas-Sozialdienst für Gehörlose

Seit 25 Jahren gibt es beim Caritasverband den Sozialdienst für Gehörlose. Im Rahmen eines Gehörlosengottesdienstes in der Kapelle des Priesterseminars, dem Gehörlosenseelsorger Monsignore Pfarrer Michael Freiherr von Lüninck vorstand, und dem anschließenden Treffen des Gehörlosenvereins St. Bonifatius wurde das Jubiläum gefeiert. Neben den annähernd 70 gehörlosen Besuchern konnte der Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa e.V., Winfried Möller, das Mitglied des Bundestages Michael Brand, Alfred Metz, als Vertreter des Landkreises und der Stadt Fulda, sowie den Regens des Priesterseminars Professor Dr. Cornelius Roth, Spiritual Dr. Wolfgang Hartmann, Pfarrer Joachim Hartel und die Vorsitzenden der katholischen Gehörlosen Deutschlands Heinz Keitz und des katholischen Gehörlosenvereins St. Bonifatius Hans – Joachim Köhler begrüßen.

In seiner Rückschau wies der Geschäftsführer darauf hin, dass der verstorbene Caritasdirektor Moritz Weinrich im Jahre 1977 den Diplom-Sozialpädagogen Ernst -Paul Walter beauftragt hatte, sich im Rahmen der Behindertenarbeit um die „taubstummen Menschen“ zu kümmern. Durch den unermüdlichen Einsatz von Hans – Joachim Köhler und Heinz Keitz, beide selbst gehörlos, sei im Jahre 1986 beim regionalen Caritasverband eine Beratungsstelle eingerichtet und mit dem Diplom – Sozialarbeiter Werner Althaus besetzt worden.

Schwerpunkte der Arbeit seien bis heute Familienhilfe, Hilfe im Umgang mit Behörden, psychosoziale Beratung und Hilfe im Arbeitsleben. Akzeptanz gehörloser Menschen in der „hörenden Welt“ sei durch Öffentlichkeitsarbeit und Gebärdensprachkurse der Caritas erreicht worden, so Winfried Möller. Für seine Angebote wie Arbeitslosentreff für Gehörlose, Familienfreizeiten, Bildungsfahrten, Gesprächskreise und den Arbeitskreis „Notfallpass“ habe der Sozialdienst im Jahre 2005 den Integrationspreis der Fuldaer Integrationsstiftung erhalten. Damit füge sich die Arbeit in die bundesweiten Initiativen ein, die zur Anerkennung der Gebärdensprache als eigenständige Sprache, der Entwicklung des „Cochlear Implantat“, dem Merkzeichen „GI“ im Schwerbehindertenausweis und Freifahrten gehörloser Menschen geführt hätten. Mit dem Gleichstellungsgesetz und der Neuerungen im Sozialgesetzbuch IX seien Voraussetzungen zur Inklusion geschaffen worden. Der Dank des Geschäftsführers galt allen, die sich in den 25 Jahren in der Arbeit mit hörgeschädigten Menschen engagiert hatten.

Michael Brand, MdB würdigte in seinem Grußwort die Arbeit des Caritasverbandes. Inklusion bedeute, Menschen mit Behinderung als gleichwertig anzusehen und Behinderten und Nichtbehinderten gemeinsame Lernfelder zu eröffnen. Dafür stünden auch die Gebärdensprachkurse, die Werner Althaus als anerkannter Gebärdendolmetscher anbiete. Kreisbeigeordneter Alfred Metz, Hofbieber überbrachte die Glückwünsche von Landrat Bernd Woide und Oberbürgermeister Gerhard Möller, sowie der Sozialdezernenten Dr. Heiko Wingenfeld (Landkreis) und Dr. Wolfgang Dippel (Stadt Fulda).

Die Caritas habe in den 25 Jahre eine vorzeigenswerte Arbeit geleistet, die es zu fördern und weiter zu führen gelte. Über die Geschichte des Gehörlosenvereins St. Bonifatius sprach dessen Vorsitzender Hans -Joachim Köhler. Seine Rede in Gebärdensprache wurde von Werner Althaus, der zuvor die Redebeiträge in Gebärdensprache übersetzt hatte, für die Hörenden in Lautsprache übersetzt. Besonderen Dank sagte Heinz Keitz, der seit 32 Jahren den Verband katholischer Gehörlosen Deutschlands leitet, den Kirchen, die den Gehörlosen immer geholfen und sich für deren Belange eingesetzt hätten. Mit der Arbeit von Ernst – Paul Walter, der noch heute ein guter Freund der Gehörlosen sei, habe die Arbeit in Fulda ihre Wurzeln geschlagen, so Heinz Keitz.

Von diesen Wurzeln hatte Gehörlosenseelsorger Geistlicher Rat Michael Freiherr von Lüninck auch in seiner Predigt gesprochen. Am Beispiel der Hochzeit in Kanaan zeigte er, dass Jesus als Sohn Gottes Wunder wirkt, wenn die Menschen ihren Teil dazu tun. Im Vertrauen auf die Worte Marias hätten die Diener Wasser geholt, das zu Wein geworden sei. Maria sei Fürsprecherin und Gott helfe den Menschen. Gott aber mache nicht die Arbeit, genau so wenig wie Maria Kranken pflege, sondern dafür gebe es die Menschen in Kirche und Caritas. Deshalb sei der Gottesdienst Dank an Gott für 25 Jahre Sozialdienst der Caritas für Gehörlose.

Die Jubiläumsveranstaltung endete mit dem Stummfilm „Verkannte Menschen“, der Anfang der 30 – Jahre, als mehr als 80 Prozent der Gehörlosen arbeitslos waren, produziert und von den Nationalsozialisten vernichtet worden war. Eine vor kurzer Zeit aufgefundene Kopie wurde digitalisiert. Der Film zeigt das Bemühen, ein positives Bild von Gehörlosen zu zeichnen und dokumentiert, wie die Pädagogik Gehörlose zwang, Lautsprache zu erlernen, um sie zu „normalen“ Menschen zu machen.+++









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